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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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unterbrochen.
    »Hört auf damit, Marie. Ich will davon nichts wissen.« Als er sah, dass sie den Tränen nahe war, wurde seine Stimme sanfter. »Ihr seid jetzt hier, und die Herzogin hat Euch ausgezeichnet. Damit seid Ihr in den engsten Kreis der Hofdamen aufgenommen, und Eure Chancen auf eine vorteilhafte Eheschließung steigen um ein Vielfaches. Doktor Kranz fährt mit Euch nach Schleißheim, und am Sonnabend gehen wir auf Tulechows Fest.«
    Marie rang nach Atem. »Aber …«
    »Kein Aber. Wir gehen dorthin.« Georg ergriff ihre Hände. »Wenn Ihr das Ridlerkloster unerlaubt verlasst, ist meine Karriere bei Hof beendet, und man wird unsere gesamte Familie schneiden. Albrecht wird das Gut verlieren und …«
    Sie nickte resigniert. »Schon gut. Ich füge mich.« Vorerst, dachte sie und überlegte, wie sie Remigius auf schnellem und möglichst sicherem Weg das Buch zukommen lassen konnte.
    Nach der Messe suchte sie als Erstes Vroni auf, die in einer Antecamera von Herzogin Elisabeth mit dem Annähen der Knöpfe an ihrer Jacke beschäftigt war. Aras lag neben ihrem Stuhl und wedelte bei Maries Anblick mit dem Schwanz. Vronis Wangen waren gerötet, als sie den Kopf hob und stolz die Jacke präsentierte. »Schaut, die Knöpfe sehen auf die Entfernung genauso aus wie Eure!«
    »Sehr hübsch, Vroni. Vroni, ich muss etwas mit dir besprechen.« Marie sah sich in dem unregelmäßig geschnittenen sechseckigen Raum um. Zwei Kammerfrauen saßen an einem Tisch und bestickten Batisthemden mit dem herzoglichen Monogramm. Wenn sie ihre Stimme senkte, würden die neugierigen Ohren unter den weißen Hauben sie nicht verstehen. »Vroni, du musst allein auf das Gut fahren.«
    Erschrocken ließ Vroni die Näharbeit fahren. »Das kann ich nicht! Was ist geschehen?«
    »Ich muss Quartier im Ridlerkloster nehmen. Das ist der ausdrückliche Wunsch der Herzogin.« Sie merkte, dass die Kammerfrauen aufhörten zu sticken. »Schert euch an die Arbeit und macht keine langen Ohren!«, fauchte Marie.
    »Sperren sie Euch ein?«, fragte Vroni ängstlich.
    »Ich hoffe nicht. Nein, es ist ein Privileg, das ich der Gräfin von Larding zu verdanken habe. Aber pass auf, Vroni, du musst dem Oheim ein Buch geben, und niemand darf davon wissen. Bevor jemand anderem das Buch in die Hände fällt, kannst du es lieber verbrennen. Verstehst du?«
    Vroni starrte sie mit großen Augen an. »Ein geheimes Buch! Ist es groß? Kann ich es in meinem Umhang verstecken?«
    Erleichtert über das praktisch denkende Mädchen nickte sie. »Ja. Für Albrecht gebe ich dir einen Brief mit. Wegen Paul tut es mir leid, aber möglicherweise wendet sich alles zum Guten.«
    »Bei der Heiligen Jungfrau, das wünsche ich mir!«, flüsterte Vroni.
    »Ich werde eine Mitfahrgelegenheit in einem Wagen für dich buchen, Vroni, und …«
    Die Tür wurde aufgestoßen, und noch bevor die edlen Roben über den Boden raschelten, wusste Marie, wer sie störte. Sie legte den Finger an die Lippen, und Vroni verstand und nähte eifrig weiter.
    »Ihr versteckt Euch doch hoffentlich nicht?« Die hochmütige Stimme der Gräfin von Larding traf Marie wie ein Peitschenhieb.
    Sie zählte bis drei, bevor sie sich umdrehte und antwortete: »Ist die Antecamera ein Versteck?«
    »Nie um eine schlagfertige Antwort verlegen, die kleine Landadlige«, ätzte Baronin von Taunstein, die in ihrer silbrigen Taftrobe und dem ausladenden Reifrock wie ein aufgeplatztes Baiser aussah.
    »Liebe Baronin, vielleicht ist Frau von Langenau nur ausgesprochen schüchtern und wagt sich nicht unter unseresgleichen, obwohl sie doch jetzt fast dazugehört?« Sibylle von Larding schenkte Marie ein vor Sarkasmus triefendes Lächeln.
    »Ich kenne meinen Platz, Gräfin«, gab Marie trocken zurück.
    Plötzlich lachte die Gräfin und streckte Marie eine Hand entgegen. Ihre eisblauen Augen funkelten. »Ach, nun seid nicht verstockt wie ein Landei. Hier bei Hofe wird gespielt und kokettiert, weil es sonst nichts zu tun gibt. Nehmt nicht alles so ernst. Ihr habt die Aufmerksamkeit meines lieben Freundes Severin von Tulechow errungen. Darauf könnt Ihr stolz sein.« Sie hielt Marie noch immer die behandschuhte und mit funkelnden Ringen geschmückte Hand hin.
    Innerlich ein Kraftwort ausstoßend erhob sich Marie und ergriff die gräfliche Hand, doch Sibylle von Larding hakte sie unter und dirigierte sie in den Durchgang zum Nebenraum. Ein Diener sprang auf und öffnete die Türen, die sie in einen winzigen Salon brachten. Ein süßlicher

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