Blut und Kupfer
Augsburger Kunsthändler und Diplomat, Protestant, gewitzter Kerl. Herr Hainhofer!«, begrüßte Georg einen Mann mittleren Alters, dessen Kleidung und Schmuck ihn als begütert auswiesen.
Der wohlbeleibte Mann hob die Brauen und schien zu überlegen, woher er Georg kannte. »Die Residenz, aber jetzt müsst Ihr mir auf die Sprünge helfen, werter Herr …?«
»Georg von Kraiberg. Ich habe unlängst einen Vertrag für Euch und den Oberstkanzler aufgesetzt.«
»Richtig. Ein Kabinettschränkchen aus der Castrucci-Werkstatt.« Philipp Hainhofer grinste verschmitzt und hakte einen Daumen in seinen silberbeschlagenen Gürtel. »Kann ihm nur raten, es gut zu verbergen, sonst hat er nicht lang Freude dran.«
Georg nickte und stellte seine Schwester vor. »Sie kann ein Lied von der herzoglichen Sammelleidenschaft singen, nicht wahr, Marie?«
Interessiert musterte der reiche Kunsthändler sie. Obwohl er als Protestant eine Rarität in München war, strahlte er Selbstbewusstsein und Souveränität aus, die darauf schließen ließen, dass er das herzogliche Vertrauen genoss. »Ihr seid eine Kunstkennerin?«
Errötend sagte Marie: »Zu viel der Ehre, leider nein, aber mein Oheim, der Herr Remigius von Kraiberg. Er ist im Besitz einiger Preziosen …«
»Ah, sagt es nicht! Der Herzog war auf Eurem Gut zu Besuch und hat sich in etwas verliebt, das nicht ihm gehört, noch nicht!« Hainhofer lachte dröhnend. »Alter Gauner, aber so ist er, und er ist ein Kenner, wie es sie selten unter regierenden Fürsten gibt. Kraiberg, aber ja doch, ich entsinne mich! Erst vorgestern hatte ich ein Gespräch mit Seiner Durchlaucht, und er erwähnte einen Tisch. Ist das richtig?«
»Eine Tischplatte«, sagte Marie und schielte mit einem Auge nach Ruben, der jedoch nirgends zu sehen war.
»Platte, Tafel, hmm. Seine Durchlaucht ist davon überzeugt, dass es sich um eine hochwertige Scagliola-Arbeit handelt. Das ist natürlich selten, und, unter uns gesagt, wir wissen doch alle, wie sehr Seine Durchlaucht diese Kunstwerke schätzt. Schade, dass ich sie ihm nicht verkaufen kann.« Hainhofer grinste. »Ich hätte sicher mehr dafür verlangt als Euer Oheim.«
»Mein Oheim möchte sich aber nicht von dem wertvollen Stück trennen«, sagte Marie und sah, wie sich ein Teil der Gesellschaft zum Tanzen aufstellte.
Mit ernster Miene sagte Hainhofer: »Der Herzog ist kein Mann, dem man einen Wunsch abschlägt. Das ist mein gut gemeinter Rat an Euren Oheim.«
»Kann es sein, dass Ihr schon einmal mit meinem Oheim zu tun hattet? Ich meine, er hat Augsburg und Euch erwähnt.«
»Ich bin so viel unterwegs, dass ich manchmal den Überblick verliere. Wenn Ihr mir mit dem Objekt helfen könntet, um das es ging?«, überlegte der Kunsthändler. Doch bevor Marie die Kupferstiche erwähnen konnte, trat einer der diskreten Lakaien zu Hainhofer und flüsterte ihm etwas zu.
»Bitte, entschuldigt mich, meine Liebe. Es war mir ein Vergnügen.« Der Kunsthändler verneigte sich und ging davon.
»So viel Gewese um eine Tafel. Der Oheim soll sie verkaufen, und dann haben wir alle unsere Ruh!«, meinte Georg.
Anselm hob schnuppernd die Nase. »Wann gibt es Essen? Man erzählt sich viel über die üppige Tafel des Tulechow. Ich weiß noch immer nicht, wie ich zu dieser Einladung gekommen bin. Habt Ihr mich empfohlen, Georg?«
Georg schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich verdanke die Einladung meiner liebreizenden Schwester hier.«
»Ach, hört doch auf damit. Ist das dort nicht die Larding?« Eine spitze Nase unter blonden Haaren und eine glitzernde Robe ließen keinen Zweifel offen.
»Wolltet Ihr nicht die Schauspieler nach ihrem revolutionären Stück fragen?« Georg hatte die Gräfin ebenfalls gesehen. »Dann wäre jetzt der passende Moment. Wir geleiten Euch in den nächsten Salon.«
Anselms Nasenflügel bebten. »Kapaun? Fasan? Ente oder Wachteln?«
Der angrenzende Salon war nicht mehr als eine größere Antecamera, in der die Schauspieler sich abschminkten und umkleideten. Marie suchte nach Ruben, konnte ihn jedoch nicht entdecken.
»Verzeiht«, wandte sie sich an die junge Frau, welche die Kurtisane gespielt hatte. Unter der weißen Schminke kam pustelige Haut zum Vorschein, und die Frau wirkte gar nicht mehr selbstbewusst und gewitzt, sondern ausgelaugt und müde.
»Was wollt Ihr? Wir sind gleich fertig«, schnappte sie und legte den verdreckten Schminklappen zur Seite. Aus der Nähe sah das glänzende Kleid abgetragen und billig aus.
Anselm konnte
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