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Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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der fast am anderen Ende des Raumes saß, einen Blick tauschte.
    Ich eilte in die Küche zu Rolf. »Es kann losgehen mit dem Essen!«, rief ich ihm zu. »Die Leute sind schon am Verhungern. Du hast was gut bei mir. Und vergiss nicht, was wir verabredet haben.«
    Er nickte. »Die Suppe dreimal ohne Einlage.«
    »Exakt!« Abermals zog ich mich in die ruhige Ecke zurück, während hinter mir in der Küche die Hölle losbrach. Rolf gab die Kommandos, und seine Landfrauenarmee begann zu rotieren.
    Wieder hatte ich Norbert am Apparat. »Ihr könnt loslegen«, sagte ich. »Toi, toi, toi!«
    Die Verbindung war bereits wieder unterbrochen.
    Jetzt konnte ich nur noch beten, dass er Erfolg haben würde.
    Ich eilte wieder in den Gastraum und verschaffte mir mithilfe eines Glases und eines Löffels abermals Gehör. »Wir danken Ihnen für Ihre Geduld und der Freiwilligen Feuerwehr für ihren Einsatz, ohne den dieser Abend wohl gelaufen gewesen wäre!«
    Applaus brandete auf. »Na, na, so wild war es auch nicht«, brummte Hubert Wattenberg. »Reine Routine.«
    Wenn du wüsstest, dachte ich.
    »Wir haben gedacht«, fuhr ich fort, »dass wir euch und Ihnen heute eine Kostprobe unserer zukünftigen Speisekarte in Form eines dreigängigen Menüs bieten. Die meisten von euch sind Rübenbauern, außerdem ist auch Doktor Haselmann von der Zuckerfabrik in Lage anwesend ...«
    Spärlicher Applaus.
    »Zu guter Letzt erwarten wir an diesem Abend noch eine erfreuliche Nachricht, die ebenfalls mit Rüben zu tun hat. Was also liegt näher, als im Rübezahl ein Rübenmenü zu kreieren? Leider nicht aus der Zuckerrübe, ich glaube, daran würden sich einige von uns die Zähne ausbeißen ...«
    Gelächter.
    »... oder den Magen verderben, aber gerade die Älteren von euch werden noch die eine oder andere Erinnerung an die gute alte Steckrübe haben.«
    Großes Gelächter.
    Nachdem der Frohsinn sich wieder gelegt hatte, fuhr ich fort: »Heutzutage ist die Steckrübe wieder in aller Munde, und junge Spitzenköche wie Rolf Zankerl, den wir uns heute Abend vom Lipper Hof ausgeliehen haben, lassen sich von der Steckrübe zu außergewöhnlichen Gaumenfreuden inspirieren.«
    »Hört, hört«, rief jemand. Ich hoffte, dass ich nicht zu dick auftrug.
    »Ich will Sie nicht länger auf die Folter spannen. Betitelt haben wir unser Menü: Immer auf die Rübe! «
    Gelächter.
    »Guten Appetit mit unserem ersten Gang: Externsteiner Rote-Rüben-Süppchen mit Einlage.«
    Applaus.
    Die Landfrauen strömten an mir vorbei, um zu servieren. Mitten im Gedränge sah ich auch Ollie, Duffy und die Gräfin. Duffy war natürlich in seinem Element, was das Servieren anging. Er schien mit den Tellern geradezu zu jonglieren. Angeber!
    Die Gräfin beschränkte sich nach wie vor darauf, die Kommandos zu geben.
    Aber auch Ollie schlug sich tapfer.
    Es sah alles sehr gut aus. Vor allen Dingen so, als würden wir den Gästen tatsächlich nur einen schönen Abend bereiten wollen.
    Wie zufällig trat ich zu Armin und Wattenberg junior. Beide stocherten in ihrem Teller herum.
    »Was ist denn mit der versprochenen Einlage?«, knurrte der Junior.
    Ich tat bestürzt. »Da hat der Koch wohl wieder gepennt. Einen Augenblick, ich bringe das gleich in Ordnung.«
    Ich stürzte in die Küche, in der mich Rolf bereits empfing und mir eine Sauciere nebst zugehörigem Schöpflöffel in die Hand drückte. »Was auch immer du damit bezweckst ...«
    Ich rannte wieder zurück in den Gastraum. Mittlerweile hatte ich Kilometergeld verdient. Und dabei hatte der Abend erst angefangen.
    »So, hier kommt die Überraschung«, sagte ich. »Vorhang auf: Rübe ab!«
    »Häh?«, fragte Junior.
    Behutsam ließ ich eine Kugel Rote Beete in seine Suppe plumpsen. An der Stelle, an der sie versank, färbte sich die Oberfläche noch roter.
    Ich fragte mich, ob sich damals der Teich auch rot gefärbt hatte.
    Außerdem fragte ich mich, ob ich nicht zu dick aufgetragen hatte.
    »Und jetzt zu dir«, sagte ich, und auch Armin bekam seine Einlage. Er sah mich durchdringend an.
    »Findest du das nicht ziemlich geschmacklos?«, fragte er. »Als Hauptspeise gibt es dann verkohlten Hund, oder was?«
    »Wart’s ab«, sagte ich.
    Eine Rote-Beete-Kugel hatte ich noch übrig. Ich ging quer durch den Raum und fragte Hubert Wattenberg. »Vermissen Sie auch Ihre Einlage?«
    Er schaute von seinem Teller hoch. Irgendwie war er nicht ganz bei der Sache.
    »Was?«, fragte er verwirrt.
    »In Ihrem Externsteiner Süppchen fehlt die

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