Blut und Rüben
setzte eine abweisende Miene auf.
Nicht so Wattenberg. Er schüttelte Armin die Hand und sagte: »Und schon sind wir miteinander bekannt. Klar kenn ich dich, Kumpel. Du bist doch der mit den Hunden.«
Armin nickte und senkte dann den Kopf.
Wenn die beiden schauspielerten, dann machten sie das sehr gut.
»Gleich gibt’s was zu trinken«, versprach ich.
Ich war plötzlich abgelenkt. Vorn am Eingang hatte ich eine vertraute Gestalt erblickt. Es war Maren!
Sie trug einen karierten Rock und eine schwarze Lederjacke. Es war dieser lässige Chic, der mir so gefiel an ihr. Das Rot ihrer Haare erinnerte an diesem Abend an einen Fuchspelz.
Ich eilte zu ihr, wobei ich meine Freude kaum verbergen konnte.
»Du strahlst ja wie ein Honigkuchenpferd«, begrüßte sie mich.
Ich nahm sie in den Arm. Ihr Körper war weich, warm und noch ein bisschen mehr. Kurz erwiderte sie den Druck. Es tat gut, einen Moment lang einem Traum Flügel zu verleihen. Einem unerfüllbaren Traum.
Ich schob sie ein Stück von mir weg. »Norbert kommt später«, sagte ich leichthin. »Ich habe euch einen gemeinsamen Tisch reserviert. Du hast hoffentlich nichts dagegen?«
Sie zuckte mit den Schultern, während ich versuchte, hinter ihre Fassade zu blicken, und sagte: »Nein, das ist nett von dir.«
Ich wies auf einen Platz in der Nähe der Küche. Sie nickte und begab sich dorthin. Ich wollte ihr nacheilen, aber zwei weitere Besucher beanspruchten meine Aufmerksamkeit: Carinna und Stahl. Sie sahen nicht so aus, als würden sie sich auf einen gemütlichen Abend freuen. Eher wie ein Ehepaar, das sich kurz zuvor gestritten hatte.
Stahl trug eine verspiegelte Sonnenbrille. Sie wirkte fehl am Platz. Wie bei jemandem, der BKA-Beamter spielen wollte. Aber sie fiel auf.
Carinna trug einen hellen Wollpullover und zu weite Jeans. Ihre Jacke hatte sie über den Arm gelegt. Ich vermutete, dass darin auch ihre Waffe versteckt war.
»Ich hoffe, ihr haltet euer Versprechen«, erinnerte ich sie.
Sie nickte geduldig: »Nur bange machen, nicht anfassen. Aber du weißt hoffentlich, auf was wir uns da einlassen?«
Ich nickte. Während ich die beiden zu ihrem Tisch führte, fragte ich mich, ob die Taktik, die wir vereinbart hatten, wirklich die beste war: Carinna hatte vorgeschlagen, Armin an diesem Abend zu observieren. Und zwar so, dass es ihm auffallen musste. So gedachte sie ihn vielleicht zu einer Kurzschlusshandlung zu bewegen.
Es war zehn nach sechs. Meine Nervosität wuchs. Ich schwitzte, und ich zuckte zusammen, als Ollie plötzlich wieder neben mir stand. »Rolf sagt, sehr viel länger kann er nicht mehr warten mit der Suppe.«
»Er muss!«, sagte ich. »Ohne Wattenberg senior ist das ganze Theater, das wir hier aufziehen, sinnlos!« Ich musste alle drei Verdächtigen beisammenhaben! Erst dann konnte Norbert loslegen.
Ich stürmte in die Küche und traf auf einen sichtlich erzürnten Chefkoch. »Sag mal, wie lange willst du uns hier noch hinhalten?«
»Wir haben ein Problem«, sagte ich hektisch. »Einer der Ehrengäste fehlt noch.«
»Na und? Dann fangen wir ohne ihn an und halten ihm seine Portion warm.«
»Nein, ich möchte dich bitten, hier in der Küche etwas Rauch zu fabrizieren, um den Gast, der noch fehlt, herbeizurufen, das ist alles.« Ich erklärte ihm die Situation. Er begriff ziemlich schnell. Dann suchte ich mir eine ruhige Ecke, um zu telefonieren. Zum Glück ging Norbert schnell an den Apparat.
»Wattenberg senior verpasst seinen Einsatz«, erklärte ich.
»Kein Wunder, er kann sich ja nicht zweiteilen. Er ist an seiner Tankstelle und denkt gar nicht daran, eurer schönen Einladung Folge zu leisten.«
Ich stieß einen Fluch aus. »Ist er allein?«
»Nein, eine Aushilfskraft ist bei ihm.«
Ich erklärte Norbert, was ich vorhatte. »Du sorgst dafür, dass nicht die Berufsfeuerwehr anmarschiert, sondern dass Hubert und seine Mannen aktiv werden.«
»Wie hoch ist denn der Schaden?«
»Weiß ich noch nicht, lass ihn das selbst herausfinden. Wenn wir’s zu niedrig hängen, hat er vielleicht keine Lust, selbst mit auszurücken.«
»Verstehe.«
Ich klickte ihn weg und suchte die Gräfin. Sie wirkte sehr aufgeregt. »Die Gäste sind schon unruhig«, sagte sie. »Wann dürfen meine Damen denn endlich anfangen zu servieren?«
»Später«, sagte ich. »Wir werden jetzt hineingehen und eine kleine Rede halten. Wo ist Ollie?«
Wir fanden ihn auf der Toilette. Er war kreidebleich. »Ich glaube, ich werde den Abend nicht überstehen«,
Weitere Kostenlose Bücher