Blut und Rüben
herauszukaufen ...«
»Herauskaufen? Wovon redest du eigentlich? Ich verstehe dich nicht.«
Ich hatte mich fast verraten. Bevor ich antworten konnte, fiel mein Blick auf einen leeren Stuhl.
Den von Wattenberg senior.
»Entschuldige bitte!«, sagte ich und stand hastig auf.
Die anderen Feuerwehrleute saßen noch auf ihrem Platz. Nur Wattenberg fehlte. Ich erkundigte mich nach ihm. Keiner hatte eine Ahnung, wohin er verschwunden war.
»Der hat eine schwache Blase«, sagte jemand.
Ich atmete auf. Immerhin eine Möglichkeit ... Ich lief zu den Toiletten. Aber auch dort fand sich von Hubert Wattenberg nicht die geringste Spur.
Ich tippte Norberts Nummer ein. Es war zum Verrücktwerden! Ausgerechnet jetzt ging er nicht ran!
Als ich wieder ins Restaurant zurückkam, war auch der junge Wattenberg verschwunden. Erneut versuchte ich Norbert zu erreichen. Umsonst!
»Was bist du so aufgeregt?«, fragte mich Armin. Ich hatte nicht gemerkt, dass er plötzlich hinter mir stand. »Ich hoffe, du bist mir nicht böse, dass ich euch allein weiterfeiern lasse«, sagte er. »Mich zieht’s nach Hause.«
»Wieso? Hat es dir nicht geschmeckt?«
»Doch. Vor allem der Kopf im Teich.«
»Du solltest den Nachtisch abwarten. Carpaccio von der Rübe in einer Zitronengrasvinaigrette. Da haben wir ein paar Wolfsangeln drin versteckt. Wer eine findet, bekommt einen Preis.«
»So, was für einen denn?«
»Er darf sich direkt ins Gefängnis begeben – ohne über Los zu gehen.«
»Komisch, Vetter, früher warst du nicht so witzig.«
»Früher habe ich mir auch keine Sorgen um Luna gemacht ...«
»Luna, was ist mit ihr?«
»Du weißt ja, wie das ist mit Hunden, man macht sich immer Sorgen um sie ...«
»Ja, in der Tat. Schlimm, dass meine verbrannt sind. Aber du erinnerst mich da an etwas ... Mach’s gut!«
Er drehte sich um und marschierte hinaus. Ich bemerkte, dass Stahl und Carinna ihm nach einer Weile folgten. Sollten sie!
Mein Handy klingelte. Es war Norbert. Endlich! »Mensch, du hast vielleicht Nerven!«, fauchte ich ihn an. »Alle drei Verdächtigen sind getürmt. Also brecht ab ...«
»Wir sind durch. Ich bin schon auf dem Weg zu euch.«
»Und?«
»Was und?«
»Habt ihr sie denn nicht gefunden?«
18.
Es war zehn Uhr, als endlich der letzte Gast gegangen war. Auch die Nachspeise war fantastisch angekommen. Doch trotz des gelungenen Menüs konnte ich keine Freude empfinden.
Ich hatte mich mit Ollie und Norbert in meine Wohnung zurückgezogen, damit wir unter uns waren. Noch immer konnte ich unseren Misserfolg nicht fassen.
»Wir haben versagt. Auf ganzer Linie versagt!«
»Das würde ich nicht sagen«, wandte Norbert ein. »Gut, wir haben drei Höfe und zusätzlich Wattenbergs Wohnung durchsucht und nichts gefunden – oder so gut wie nichts. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn wir auf die Geisel gestoßen wären. Aber den Gefallen hat uns der Entführer nicht getan. Auf jeden Fall wird ihm der heutige Abend bei euch zu denken geben.«
»Und wenn ich falsch deduziert habe? Wenn es keiner von den dreien ist?«, wandte ich ein.
»Immerhin haben wir ein paar Blutspuren gefunden«, sagte Norbert. »Wir sind dabei, sie zu untersuchen. Das dauert natürlich so seine Zeit.«
»Blutspuren? Und wo?«
»Auf dem Bauernhof vom Junior. Im Schweinestall lag eine Eisenstange. Darauf waren Blutflecken.« Es war Norbert anzusehen, dass ihm das Thema nicht behagte.
»Hat er etwa seine Schweine damit geschlagen?«, fragte Ollie.
Norbert trank einen Schluck Bier aus der Flasche. »Wollt ihr es wirklich hören?«, fragte er.
Wir nickten.
»Okay. Wattenberg junior hat ein sattes Vorstrafenregister. Er ist immer wieder wegen Tierquälerei angezeigt worden. Eigentlich ist es ein Wunder, dass er überhaupt noch Tiere halten darf. Wahrscheinlich ist da einiges unter den Teppich gekehrt worden. In einer bäuerlichen Gemeinschaft versteht man unter artgerechter Tierhaltung wahrscheinlich sowieso etwas anderes, als in den Paragraphen steht.«
»Wie meinst du das?«
»Ich habe gehört, dass es nichts Außergewöhnliches ist, dass sich Schweine in der Intensivtierhaltung öfter mal die Wirbelsäule brechen. Keine Ahnung, wieso. Wattenberg junior betreibt Rübenanbau, trotzdem hat er immer ein paar Kühe und Schweine gehalten, wie die meisten Bauern. Vor drei Jahren musste eines seiner Mutterschweine eingeschläfert werden, weil ...« Er trank noch einen Schluck. »Jedenfalls hatte sich Wattenbergs Mutterschwein nicht nur die
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