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Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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jammerte er. »Ich muss pausenlos an Steffi denken!«
    »Und deshalb müssen Sie sich jetzt noch einmal zusammenreißen. Wir werden denen da oben etwas erzählen müssen, damit sie nicht allzu ungeduldig werden.«
    Während er noch zeterte, bugsierte ich ihn die Treppe hinauf. Schließlich standen wir mitten unter den Gästen. Die Gespräche erstarben. Ich ergriff das Wort:
    »Guten Abend, liebe Gäste, wir dürfen Sie und euch auch auf diesem Wege noch einmal herzlich willkommen heißen. Willkommen im Rübezahl ! Wir freuen uns, dass unsere Einladung so gut angenommen wurde ...«
    »Wann gibt’s was auf den Teller?«, unterbrach mich ein Zwischenrufer. Gelächter belohnte ihn.
    »Gleich«, beschwichtigte ich. Ich wusste genau: Was ein rechter Lipper war, der kam mit leerem Bauch, damit er ihn sich auch ja richtig vollschlagen konnte.
    »Wir haben noch ein paar Probleme in der Küche, aber die sind gleich behoben, so hoffe ich.« Rolf würde mich für diese Aussage sicherlich lynchen. Ich hoffte nur, dass er es nicht mitbekam.
    »Daher möchte ich die Gelegenheit nutzen, das zukünftige Konzept des Rübezahl ein wenig zu erläutern.« Das war zwar nicht spannend, hielt die Leute aber hin. Anschließend bat ich Ollie, ein paar Worte zu sagen.
    »Nun ... ja ... äh ...«, stotterte er. Ich schaute auf die Uhr. Zaubern konnten die Freiwilligen von der Feuerwehr sicherlich auch nicht. Ollie fing sich und brachte ein paar vernünftige Sätze über die Lippen. Mit seiner höflichen englischen Art kam er besonders bei den möglichen Schwiegermüttern gut an.
    »Eine Runde Freibier!«, flüsterte ich der Gräfin zu. Sie hatte verstanden und nickte.
    »Liebe Freundinnen und Freunde, da es in der Küche noch ein bisschen dauert, bestellt noch einmal in aller Ruhe etwas zu trinken. Es geht ja, wie ihr wisst, heute alles aufs Haus. Einen schönen Abend, ihr Lieben!«
    Applaus brandete auf.
    Als ich auf die Uhr schaute, war es halb sieben.
    Zunächst glaubte ich, ich würde es mir nur einbilden.
    »Hörst du das auch?«, fragte ich Ollie.
    Er nickte. »Polizei?«
    »Eher ihre roten Kollegen. Tun Sie mir einen Gefallen und sagen Sie Rolf, dass er loslegen kann?«
    »Loslegen?«
    »Er weiß Bescheid.«
    Ollie machte zwar ein ratloses Gesicht, aber er zog von dannen.
    Das Sirenengeräusch wurde lauter. Einige der Gäste schauten irritiert nach draußen.
    Jetzt roch ich es. Ein unterschwelliger Brandgeruch lag in der Luft. Im nächsten Moment drangen schwarze Qualmwolken aus der Küche. Gleichzeitig verwandelte blaues rotierendes Licht, das von draußen durch die Fensterscheiben hereindrang, das Restaurant in eine unwirtliche Geisterbahn. Bevor die Gäste reagierten, ging die Eingangstür auf, und die Feuerwehrleute stürmten herein. An vorderster Front und in voller Montur erkannte ich Hubert Wattenberg. Ich lief zu ihm hin. »In der Küche!«, rief ich und eilte voraus.
    Die Küchentür stand offen. Dahinter war alles voller Qualm. Die Feuerwehrleute stürmten an mir vorbei, während ich zurück in den Gastraum lief. Einige Leute waren bereits nach draußen geflüchtet. »Es ist alles in Ordnung!«, rief ich. »Bitte bleiben Sie an Ihrem Platz! Wir haben alles unter Kontrolle!«
    Ich wies die Landfrauen an, die Fenster zu öffnen, damit der Qualm nach draußen abziehen konnte.
    Fünf Minuten später kam als Erster Hubert Wattenberg wieder aus der Küche. »Ein verbrannter Topf«, knurrte er. »Und dafür musste ein ganzer Löschzug ausrücken!«
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Die Küchencrew ist neu und noch ziemlich unerfahren. Ich möchte mich gern bei Ihnen und Ihren Männer revanchieren.«
    »Spenden sind immer erwünscht«, sagte er versöhnlich.
    »Zusätzlich würden wir Sie gerne bewirten.«
    Er zögerte.
    »Waren Sie nicht sowieso eingeladen? Ihr Sohn ist, glaube ich, auch da.«
    »Ich habe an der Tankstelle genug zu tun«, antwortete er.
    Zwei seiner Leute waren hinter ihm aufgetaucht. »Ist doch ein prima Angebot, Hubert«, drängte man ihn. »Und gegen ein Bierchen kann niemand was sagen. Ist doch Wochenende. Und der Einsatz ist vorbei.«
    »Genau«, sagte ich.
    Schließlich ließ sich auch Wattenberg breitschlagen. Ich hätte ihn gern zu Armin und seinem Sohn gesetzt, aber die Feuerwehrleute wollten unter sich bleiben. Ehe ich sie daran hindern konnte, hatten sie einen weiteren Tisch und Stühle herangeschoben und bestellten lauthals Bier. Wattenberg war der Stillste von ihnen. Ich bekam mit, wie er mit seinem Sohn,

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