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Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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NATURE. Klingt gut, oder?«
    »Um was handelt es sich denn bei dieser – Firma?«, fragte ich misstrauisch.
    »Ist das wichtig? Ich habe nicht näher danach gefragt. Und Sie werden es auch nicht, mein Freund, wenn Sie hören, was die beiden famosen Burschen mir angeboten haben. Halten Sie sich fest!«
    »Ich sitze bereits. Kommen Sie doch endlich zur Sache!«
    »Sie wollen das Rübezahl kaufen! Die ganze Ruine. Und das Grundstück! Ist das nicht Wahnsinn?«
    »Es kommt auf den Preis an.«
    »Das ist es ja! Sie haben eine halbe Million geboten!«
    »Wo ist der Haken?«
    »Es gibt keinen, das ist ja gerade das Wunderbare! Sie wollen hier ihre deutsche Zweigstelle errichten. Sogar als ich zur Bedingung machte, zunächst einen Sachverständigen hinzuzuziehen, versprachen Sie, sich um alles zu kümmern. Bereits in einer Woche werden Sie mir den Vertrag vorlegen!«
    Ich fragte mich, ob Ollie den Naiven nur spielte oder ob er wirklich naiv war. Ich war mir nicht ganz sicher.
    »Ich gratuliere«, sagte ich und gab ihm die Hand, die er freudig nahm und schüttelte.
    Ich erhob mich. »Ich begleite Sie hinaus. Sicherlich haben Sie jetzt viel vorzubereiten!«
    Ich schob ihn aus dem Raum in den Korridor.
    Dann wandte ich mich wieder Frau von Greiffenberg zu. »Ganz schön durch den Wind, der junge Herr Dickens«, stellte sie fest.
    »Immerhin hat er heute schon einige Schicksalsschläge hinter sich. Man könnte es auch Berg- und Talfahrt nennen.« Ich erzählte ihr von dem Besuch der beiden Männer und davon, was ihm inzwischen widerfahren war. »Er hat ein Angebot für das Rübezahl erhalten. Man will es ihm abkaufen.«
    »Wer, glauben Sie, waren die Männer?«
    »Jedenfalls keine Samariter. Haben Sie schon einmal etwas von dieser seltsamen Firma gehört? Wie hieß sie noch? BT NATURE.«
    Frau von Greiffenberg schüttelte den Kopf. »Nein, nicht dass ich wüsste, aber es lässt sich sicherlich schnell herausbekommen. Sie haben doch sicherlich einen Computer.«
    Ich nickte und führte sie in mein Arbeitszimmer. Eigentlich trug es die Bezeichnung zu Unrecht. Ich hatte, seit ich mich hier wohnlich eingerichtet hatte, nie wieder gearbeitet. Dementsprechend sah es aus: Die drei metallenen Pinnwände waren leer. Ihre schwarze angelaufene Oberfläche glänzte matt. Ich liebte ihren Anblick. Sie hatten eine fast meditative Wirkung auf mich. Und ich wusste: An dem Tag, an dem der erste Zettel, die erste Arbeitsnotiz oder das erste Fahndungsfoto dort hängen würde, wäre mein Absturz besiegelt.
    Der Schreibtisch war leer bis auf einen Montblanc und einen unbeschriebenen DIN A-4-Block. Das Telefon war staubig. Ich bekam selten Anrufe. Und wenn ja, dann eher über mein Handy. Der PC stand unbenutzt in einer Ecke. Ich schaltete ihn ein. Ebenso den Monitor. Nach einer Ewigkeit begann es auf dem Bildschirm zu flackern.
    »Älteres Modell, hm?«
    »Ziemlich«, gab ich zu.
    »Entschuldigen Sie, wenn ich neugierig bin, aber was arbeiten Sie eigentlich?«
    »Dies und das«, antwortete ich ausweichend.
    »Ich meine, ich habe Ihren Namen schon einmal irgendwo gelesen ...«
    Ich wusste nicht, ob sie bluffte oder ob sie wirklich neugierig war. Zum Glück war der PC inzwischen hochgefahren. Ich ging über AOL ins Internet und tippte die Google-Adresse ein. Danach schrieb ich in das Suchfeld BT NATURE.
    Der allwissende Mr Google spuckte nur eine einzige Erfolgsmeldung aus. Unter btnature.com gelangte ich allerdings auf eine Seite, die »under construction« war. Doch enthielt sie den winzigen Zusatz: Innovation & Technology.
    Das konnte alles und nichts heißen. Enttäuscht wollte ich den PC herunterfahren, aber Maren von Greiffenberg stieß ein entschiedenes »Stop!« aus.
    Meine Hand verharrte mit der Maus. Meine Besucherin zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben mich. Zum ersten Mal roch ich ihr Parfüm. Es war eine dezente Note von Chanel. Offensichtlich bevorzugte sie es klassisch.
    »Geben Sie doch bitte einmal ›Innovation‹ und ›Technology‹ ein. Vielleicht kommen wir so weiter.«
    »Glauben Sie? Das sind doch Allerweltsbegriffe.« Dennoch tat ich ihr den Gefallen.
    Ich wartete 0,20 Sekunden. Dann konnte ich mir ein Grinsen kaum verkneifen. Google präsentierte 74 Millionen Ergebnisse. Darunter waren Firmen für Flachleiterkabel, Software-Technologie und Finanzlösungen. Die Herren, die Ollie das verlockende Angebot gemacht hatten, konnten für alles und nichts stehen. Es gab sogar einen Stiftungslehrstuhl für Technologie- und

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