Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
Vom Netzwerk:
weiterer Wagen war vorgefahren. Das war das Zweite. Offensichtlich ging es hier heute zu wie in einem Taubenschlag. Der rote Mini parkte direkt neben Ollies Morgan. Die Fahrertür wurde geöffnet, und ich sah zunächst ein Paar schlanke Beine. Dann kamen ein knielanger Tweedrock zum Vorschein, eine schwarze Lederjacke und schließlich ein rot geflammter Haarschopf.
    Ich konnte nicht verhindern, dass ich mich bei dem Wunsch ertappte, Frau Doktor Greiffenbergs Besuch möge mir gelten. Als sie dann ausstieg und unvermutet zu mir hochblickte, hätte ich fast einen Fluch ausgestoßen.
    Erwischt!
    Sie hob die Hand und winkte mir freundlich zu.
    Ich grüßte zurück und entfernte mich schnell vom Fenster.
    Als Drittes hörte ich die Schritte draußen auf der hölzernen Treppe, die zu meinem Korridor führte. Es hörte sich an, als hätte es jemand sehr eilig.
    Heftig wurde an meine Tür geklopft. Ich öffnete, und Ollie fiel fast herein. Seine Wangen waren stark gerötet, und in seinen Augen bemerkte ich einen seltsamen Glanz. Später, als ich ihn besser kennengelernt hatte, wusste ich, dass dieser Glanz stets auftrat, wenn er aufgeregt war. Oder wenn er ein gutes Geschäft witterte. Oder beides.«Moritz, Sie ahnen ja nicht, was gerade passiert ist!«
    »Sie hatten Besuch«, mutmaßte ich. Seiner erstaunten Miene entnahm ich, dass ich ins Schwarze getroffen hatte. Natürlich hatte ich mir schon gedacht, dass seine Rotkäppchenbacken mit den sonnenbebrillten Dschungelbewohnern zusammenhingen.
    »Sie haben spioniert! Aber das macht nichts! Wissen Sie, was passiert ist? Wir sind gerettet!«
    Ich ließ ihn erst einmal eintreten und bat ihn, Luft zu holen. Gleichzeitig kündigte sich von der Treppe her ein weiterer Besucher an. Praktisch, dachte ich, denn noch hatte ich die Tür zu meinen Räumlichkeiten nicht wieder geschlossen. Im nächsten Moment wirbelte ein roter Haarschopf um die Ecke.
    »Frau von Greiffenberg!«, entfuhr es mir verblüfft. Ich ließ Ollie stehen, quetschte mich an ihm vorbei und reichte ihr die Hand.
    »Habe ich etwas im Gesicht kleben?«, fragte sie.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ihr Mund steht offen.« Tatsächlich war ich mehr als erstaunt, dass sie den Weg zu mir gesucht hatte. Ich hatte eher damit gerechnet, dass Sie zur Gräfin oder meinetwegen auch zu Ollie wollte. Als Ärztin vor Ort war sie auch im Todesfall des Majors hinzugezogen worden. Damals hatten wir uns zwar nicht persönlich kennengelernt, aber ich erinnerte mich im Nachhinein an ihren Namen.
    »Entschuldigen Sie, ich bin – kommen Sie doch herein.«
    »Moritz, Sie müssen es erfahren!«, redete unterdessen auch Ollie auf mich ein. Ich blendete ihn aus.
    Dann wurde mir bewusst, dass ich nicht sehr höflich war. »Das ist Ollie«, sagte ich. »Genauer gesagt: Oliver Dylan Dickens, der Großneffe des Majors.«
    »Ich weiß«, antwortete die Ärztin.
    »Sie haben sich bereits kennengelernt?«
    »Ich habe gesehen, wie er den Tatort mit seinem Wagen planieren wollte.«
    »Sie waren noch da?«, entfuhr es mir.
    »Ja, ich hatte meine Tasche vergessen. Deswegen bin ich zurückgegangen. Und deswegen muss ich mit Ihnen sprechen, Herr Morgenstern.««Frau von Greiffenberg«, stellte ich Ollie meine Besucherin vor.
    Ich bedeutete Frau von Greiffenberg und Ollie, sich zu setzen. Sie nahmen am Tisch Platz.
    Dort standen noch immer die Playmobilmännchen. Frau von Greiffenberg runzelte die Stirn. »Sie spielen mit Playmobilfiguren?«
    »Nein, nein, es ist ...« Ich zögerte, ihr meine Beweggründe auf die Nase zu binden.
    Ollie griff automatisch nach einer der Figuren. »Nicht anfassen!«, rief ich.
    Seine Hand zuckte zurück. Ich hatte mich im Ton vergriffen, aber ich wollte nicht, dass er die Figuren verrückte. Ihre Aufstellung wäre dann nicht mehr dieselbe für mich gewesen.
    »Was ist denn los mit Ihnen?«, fragte er eingeschnappt.
    »Nichts, entschuldigen Sie, Ollie, dass ich Sie so angefahren habe. Aber bitte lassen Sie die Männchen so stehen, wie sie sind.«
    »Ich kenne einen Kollegen, der im Zuge seiner systemischen Beratung darauf zurückgreift«, plauderte meine Besucherin.
    »Ganz so ernst ist es bei mir nicht«, beschwichtigte ich. Und um es kurz zu machen: »Ollie, was haben Sie denn jetzt auf dem Herzen?«
    »Ich hatte Besuch von zwei Herren«, erklärte Ollie. Offensichtlich ließ er sich seine gute Laune von mir nicht kaputtmachen. »Sie verhandeln im Auftrag einer Firma namens – Moment!« Er zog ein Kärtchen hervor und las: »BT

Weitere Kostenlose Bücher