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Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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noch ein paar Besuche vor mir. Vielleicht hat ja Ihr Freund Norbert oder einer der anderen Beamten den verlorenen Gegenstand gefunden.«
    Sie schenkte mir ein Lächeln. Da war es wieder: Dieses Theatralische, das ihr so gar nicht stand.
    Sie wühlte in ihrer Handtasche und zog ein rosafarbenes Kärtchen heraus. Sie reichte es mir. »Meine Telefonnummer. Nur für den Fall des Falles.«
    »Natürlich. Darf ich Sie trotzdem fragen, ob Sie Lust hätten, mit mir morgen Abend essen zu gehen?«
    »Morgen Abend passt mir!«
    »Soll ich Sie abholen?«
    »Lieber nicht. Ich bin gern unabhängig. Wenn Sie mir auf die Nerven gehen, verabschiede ich mich nach der Vorspeise.«
    »Mögen Sie italienisch?«
    »Warum nicht.«
    »Dann treffen wir uns morgen in Bad Salzuflen. Direkt vor dem alten Rathaus in der Innenstadt. Um neunzehn Uhr.«
    Ich begleitete sie Richtung Tür. Unterwegs fiel ihr Blick abermals auf den Küchentisch mit den Playmobilfiguren. Grübelnd blieb sie einen Moment davor stehen.
    »Seltsam, dass die eine Puppe keinen Kopf mehr hat. Dafür liegt dort einer herum.«
    »Ja, seltsam.«
    Sie besah sich die Szenerie. Schließlich sah sie mich scharf an. Wieder hatte ich das Gefühl, dass Sie mich durchschaute. »Sie sind nicht fertig geworden. Wir haben Sie gestört, nicht wahr?«
    »Ich wollte sie sowieso gerade wegräumen«, log ich.
    Sie stand so nah, dass ihr dezentes Parfüm meine Nase kitzelte. Ich wich ihrem Blick nicht aus.
    »Sie sollten sich da nicht einmischen!«, sagte sie mit ernster Stimme. »Überlassen Sie die Angelegenheit der Polizei.«
    »Wem sonst?«, sagte ich ausweichend.
    Abermals schaute sie auf die Ansammlung der Playmobilmännchen. »Sie haben eine wichtige Person vergessen.«
    »Und welche?«
    Sie wühlte in dem Karton herum. Schließlich zog sie einen Astronauten hervor.
    »Sie haben sich selbst vergessen«, antwortete sie und stellte den Astronauten zu der Szenerie. Sie platzierte ihn weit weg von den anderen Figuren, fast an den Rand der Tischplatte. Ein paar Millimeter weiter, und er würde hinabstürzen.

6.
    Als ich pünktlich zur Teestunde eintrudelte, traf ich auf eine ausgesprochen gut gelaunte Gesellschaft. Selbst Duffy trug die Mundwinkel ein wenig höher als sonst, während er servierte. Seinen Kaureflex hatte er unter Kontrolle. Dennoch nahm ich den leichten Spearmintgeruch wahr. Mich konnte er nicht täuschen.
    »Stellen Sie sich vor, Moritz, wir haben, während Sie mit Ihren Dingen beschäftigt waren, eine Idee entwickelt, wie wir an das Geld anderer Leute kommen«, begrüßte mich Ollie.
    »Gratulation.« Solange es nicht mein Geld war, konnte es mir egal sein.
    »Ja, wir werden aus der Burgschenke Rübezahl wieder ein Restaurant machen!«, verkündete die Gräfin triumphierend.
    Im Geiste sah ich bereits Heerscharen von hungrigen Wanderern meinen Vorgarten bevölkern. Es war keine gute Idee, so fand ich. Aber ich durfte nicht nur an mich denken. Immerhin brauchte Ollie Geld.
    »Moment!«, sagte ich. »Haben sich nicht bereits potenzielle Käufer für das Anwesen gefunden?«
    »Ich habe es mir anders überlegt«, erwiderte Ollie. »Ein Dickens ist nicht so ohne Weiteres käuflich. Immerhin ist dies so etwas wie der Dickens’sche Familienlandsitz.«
    »In der Tat!«, pflichtete ich ihm bei. Auch wenn er angesichts des Zustands des Gebäudes sicherlich übertrieb.
    »Ich habe die Küche inspiziert«, erklärte Ollie. »Die ist zwar uralt, aber funktionstüchtig. Außerdem stehen genügend Räume leer. Dort richten wir die Gasträume ein.«
    »Solange ihr mir meine Wohnung lasst, ist mir das egal.«
    »Aber Herr Moritz, ein bisschen mehr Enthusiasmus hätte ich von Ihnen erwartet«, tadelte die Gräfin.
    »Ihr braucht erst einmal eine Genehmigung ...«
    »Die haben wir«, winkte die Gräfin ab. »Die Schankerlaubnis ist nie erloschen. Wir müssen nur ein Gewerbe anmelden und grünes Licht vom Ordnungsamt bekommen. Letzteres ist kein Problem, ich habe da einen alten Schulkameraden, der noch immer beste Verbindungen hat.«
    Der Bursche musste demnach im gleichen Alter sein wie die Gräfin.
    »Na, dann Prost!« Duffy schenkte mir Tee ein. Die drei kamen mir vor wie übermütige Kinder, die im Sandkasten mit Förmchen spielten und ihre Kuchen als großartige Geschäftsidee verkaufen wollten.
    »Wann soll es denn losgehen?«, fragte ich.«So bald wie möglich«, sagte Ollie. »Wir müssen nur noch die Vorfinanzierung mit der Bank regeln. Ganz ohne Kapital geht es nun mal

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