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Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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Innovationsmanagement. Vielleicht sollte hier eine private Hochschule entstehen. Selbst unser lahmes Verkehrsministerium nannte sich offiziell bmvit – Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie. Merkwürdig, dass die noch nie was gegen die vielen Staus auf Deutschlands Straßen entwickelt hatten. Zumindest nichts, was funktionierte.
    »So kommen wir nicht weiter«, erkannte Maren von Greiffenberg. »Lassen Sie mich mal.« Sie hatte offenbar Blut geleckt.
    Ich rückte bereitwillig zur Seite und überließ ihr die Tastatur. Während sie die unterschiedlichsten Begriffe eingab, hatte ich Zeit, sie zu betrachten. Was ich sah, gefiel mir einmal mehr ausnehmend gut.
    Sie war keine Traumfrau. Zumindest äußerlich nicht. Für ein Model war sie zu klein, und ihr Gesicht hatte sicherlich nicht die klassischen Schönheitsproportionen. Aber ein Adonis war ich ja auch nicht gerade. Während ich sie ansah, fragte ich mich, warum ich sie attraktiv fand. Unvermittelt sah sie mich an. »An was denken Sie?«
    »BT könnte doch auch für British stehen.«
    »Und deswegen starren Sie mich an?«
    »Ich habe Sie nicht angestarrt.«
    »Haben Sie doch! Allerdings erscheint mir Ihre Idee nicht ganz abwegig. Ich versuche es mal.«
    Sie wandte sich erneut zum Bildschirm hin. Ich ließ sie zehn Minuten lang gewähren, dann wurde es mir zu langweilig. »Das hat keinen Zweck. Lassen Sie uns zunächst einmal ganz naiv an die Sache herangehen. Das einzige Wort, dessen Bedeutung sich uns erschließt, ist Nature. Bringen wir das mit den Begriffen von der Homepage zusammen, also Innovation und Technologie, welche Assoziationen haben Sie?«
    »Natur. Innovation. Technologie. Ich hab’s: Landmaschinen!«
    »Dünger!«
    »Windräder.«
    »Futtermittel«
    »Gen-Mais.«
    »Beziehungsweise: Genrüben.«
    »Ich habe noch nie etwas von Gen-Rüben gehört.«
    »Einmal ist immer das erste Mal«, erklärte sie.
    Jetzt hatte auch ich Blut geleckt. »Geben Sie es mal ein!«
    »Was?«
    »Na, Gen-Rüben.«
    Diesmal benötigte Mr Google nur 0,17 Sekunden. Auch fand er nur 617 Ergebnisse. Aber immerhin überzeugte er mich davon, dass Gen-Rüben ein Thema waren.
    Eine »KWS Saat AG« mit Sitz in Einbeck hatte bereits vor siebzehn Jahren mit gentechnisch veränderten Zuckerrüben im südlichen Niedersachen experimentiert. Das Umweltinstitut München e. V. berichtete auf seiner Website, dass ausgerechnet das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit trotz breiter Proteste den weiteren Anbau genmanipulierter Zuckerrüben genehmigt hatte. Als Datum war der 31. 3. 2008 angegeben.
    »Wieder steckt KWS dahinter«, erkannte Frau von Greiffenberg.
    Der deutsche Saatgutkonzern hatte inzwischen eine hundertprozentige Tochter in die Welt gesetzt, die Planta GmbH. Laut Institutsangaben wurden die genmanipulierten Rüben von der KWS gemeinsam mit dem Gentechnik-Konzern Monsanto entwickelt.
    »Und wenn wir auf der falschen Fährte sind?«, fragte ich.
    »Selbst falsche Fährten führen irgendwann unter Umständen zu der richtigen. Das ist meine Erfahrung als Wissenschaftlerin. Ausschlussverfahren nennt man das.«
    »Es geht Ihnen dabei doch nicht um Ollie. Warum sind Sie gekommen? Hatten Sie mir nicht etwas sagen wollen?«
    Sie tat erstaunt. KWS und Gen-Rüben waren plötzlich kein Thema mehr. Sie schlug sich an die Stirn. Als Theaterspielerin fand ich sie nicht sehr überzeugend.
    »Stimmt ja, ich wollte Sie fragen, ob Sie heute Morgen vielleicht etwas am Tatort gefunden haben?«
    »Gefunden?«
    »Ja.«
    »Wie kommen Sie darauf? Vermissen Sie etwas?«
    »Nachdem ich mich verabschiedet hatte, stellte ich fest, dass ich etwas verloren hatte. Also bin ich noch mal zurück zum Tatort und habe Sie aus einem der Büsche kommen sehen.«
    »Ich dachte, Sie hätten Ihre Handtasche vergessen?«
    »Ja, das auch.«
    »Ich habe mich übergeben müssen.«
    »Ja, das kommt vor, wenn man als Amateurdetektiv seine Nase zu tief in die Angelegenheit der Polizei steckt.« Sie lächelte verhalten. »Ich hoffe, es geht Ihnen wieder besser?«
    »Geht so«, antwortete ich ausweichend. »Was haben Sie denn verloren?«
    »Wenn Sie es gefunden hätten, wüssten Sie, was ich meine«, antwortete sie ausweichend.
    »Mir ist nichts aufgefallen«, log ich.
    »War auch nur eine Frage. Vergessen Sie es bitte.«
    Die Stimmung zwischen uns war kühler geworden.
    Sie erhob sich.
    »Wollen wir nicht weitergoogeln?« Ich versuchte, sie zum Bleiben zu überreden.
    »Nein, ich habe

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