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Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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die Hand. Ich hörte, wie er leise mit Norbert sprach, bevor er wieder verschwand.
    »Was hat er gesagt?«, wollte ich wissen.
    »Dass du verrückt bist und er offiziell nie hier gewesen ist. Du würdest ins Krankenhaus gehören. Aber er ist sicher, dass du von selbst dahin zurückgehen wirst, wenn die Schmerzmittel nachlassen.«
    »Feine Aussichten«, krächzte ich.
    Irgendwann zog die Heerschar der Ermittler ab. Allein Norbert blieb noch länger und begann aufzuräumen. Wenigstens halbwegs. Bevor er ging, fragte er mich, ob er noch etwas für mich tun könne.
    »Wenn Ollie wieder da ist, schick ihn bitte zu mir«, bat ich ihn.
    Er nickte und verabschiedete sich.
    »Denk daran, Maren mitzubringen!«, rief ich ihm noch hinterher.
    Kurz danach streckte Ollie seinen Kopf zur Tür herein.
    »Allmächtiger«, war sein Kommentar. »Die haben nichts heil gelassen, was?«
    Ich winkte ab. »Sie haben es ja gesehen. Norbert hat das meiste schon aufgeräumt. Zumindest hier im Zimmer.« Ich versuchte mich aufzurichten. Ollie war sofort an meiner Seite, packte mich unter den Achseln und schob ein Kissen in meinem Rücken zurecht.
    »Entschuldigen Sie, mein Freund, aber ich kann Sie unmöglich hier liegen lassen. Sie müssen zurück ins Krankenhaus.«
    »Unsinn. Geben Sie mir lieber ein Glas Wasser und zwei Tabletten.«
    »Sind Sie sicher?«
    Ich nickte, und Ollie fügte sich. Zumindest sprach er mich nicht mehr darauf an, dass ich zurück ins Krankenhaus gehörte.
    »Diese Schweine!«, brach es plötzlich aus ihm heraus. »Ich wollte, ich hätte einen von denen in die Finger bekommen!«
    »Seien Sie froh, dass Sie ihnen nicht begegnet sind. Die Kerle, die das hier auf dem Kerbholz haben, sind auch zu anderen Gemeinheiten fähig. Wo waren Sie alle überhaupt?«
    »Oh, wir haben reizende Tischdeckchen, kristallene Lüster und andere liebevolle Kleinigkeiten erstanden – der Eröffnung des Rübezahl steht jetzt nichts mehr im Wege!«
    »Nein, nur irgendwann wird auch mein Konto erschöpft sein. Wo habt ihr eingekauft?«
    »Keine Sorge, dear friend , es war ein schwedisches Möbelhaus. Glauben Sie, dass es dieselben Gangster waren, die versucht haben, Sie abzustechen?«
    Ich überlegte. Die Frage hatte ich mir natürlich auch schon gestellt. Jedoch ohne eine Antwort darauf zu finden. »Keine Ahnung«, wich ich schließlich aus. Ich spürte, dass es mir nicht mehr lange gelingen würde, die Augen offen zu halten.
    »Wie spät ist es?«, fragte ich. Ollie zog seine Taschenuhr hervor. »Exakt vierzehn Uhr zehn.«
    »Ich lade Sie zum Tee ein«, murmelte ich. »Allerdings müssen Sie ihn sich selbst zubereiten.«
    »Jetzt?« Ich sah die Verwirrung in seinen Augen.
    »Nein, natürlich erst um fünf Uhr«, beruhigte ich ihn.
    »Aber exakt um fünf lädt auch Tante Liza zu ihrem High Tea .«
    Es war also bereits um ihn geschehen. Die wenigen Tage, die er hier war, hatten genügt, dass er sich bereits voll und ganz ihren Zeremonien unterordnete.
    »Bringen Sie die Gräfin einfach mit herüber«, sagte ich. »Und Duffy am besten auch. Ich kann sowieso keinen Finger rühren. Ach ja ...« Einen Finger musste ich dann doch noch rühren. Mir war noch etwas anderes eingefallen. Ich zog die Visitenkarte hervor, die mir die beiden Sonnenanbeter überreicht hatten, und hielt sie Ollie hin. »Die Herren wollen noch ein Gespräch mit Ihnen führen ...«
    Knapp drei Stunden Schlaf hatten einen anderen Menschen aus mir gemacht. Vielleicht waren auch die Tabletten schuld. Ich spürte nicht die geringsten Schmerzen mehr. Ich saß, mittlerweile in einen frischen Schlafanzug gekleidet, auf meinem Bettsofa. Die Kissen im Rücken hielten mich auf sanfte Weise aufrecht.
    Duffy hatte ein paar Stühle herbeigeschafft und den Tisch formvollendet gedeckt. Das Wasser kochte. Er verschwand nach nebenan. Vom Wohnzimmer hatte man einen guten Einblick in die Küche. Ich sah, wie er den Kessel vom Herd nahm und den Tee aufgoss. Danach kam er zurück ins Zimmer und setzte die Teekanne auf ein Stövchen.
    »Ich könnte mich an Sie gewöhnen«, sagte ich.
    »Einen Tag länger, und ich würde kündigen!«, war seine Antwort.
    »Na, na, Duffy, jetzt tun Sie mal nicht so, als müssten Sie sich wer weiß wie überwinden, mich zu pflegen.«
    »Wenn die Gräfin mir nicht befohlen hätte, mich um Sie zu kümmern, würde ich Sie ohne ein Wimpernzucken verrecken lassen.«
    »Ihre herzerfrischende Ehrlichkeit ist es, die ich so an Ihnen schätze.«
    Er sah sich um. Irgendetwas

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