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Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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fuhr ein Wagen vor, und Norbert kam die Treppe hoch in meine Wohnung. Er hatte abgenommen. Wahrscheinlich litt er tatsächlich unter Stress.
    »Also, was ist, warum hast du uns alle herbestellt?«
    »Ich möchte einfach nur eine Tasse Tee mit euch trinken«, sagte ich lächelnd. »Aber ich erwarte noch zwei weitere Gäste.«
    »Meinst du zwei Herren mit Sonnenbrille? Die stehen bei euch im Hofeingang und scheinen unschlüssig, ob sie deiner Einladung Folge leisten sollen.«
    »Ach, Ollie«, bat ich den jungen Mann. »Würden Sie sich darum kümmern? Immerhin erhoffen die sich ja einen Deal von Ihnen.«
    Ollie sprang auf. »Aber natürlich. Steffi müsste eigentlich auch gleich kommen.«
    Das tat sie offenbar genau in diesem Augenblick, denn ich hörte einen weiteren Wagen draußen vorfahren.
    »Duffy, bitte, schenken Sie schon einmal den Tee ein«, sagte die Gräfin. Ich wusste, wie sehr sie Unpünktlichkeit hasste. Keine guten Karten für die liebe Steffi.
    Als Nächstes betraten die beiden Sonnenbrillen-Mafiosi meine gute Stube. Man sah ihnen an, dass sie sich angesichts der zahlreichen Besucher merklich unwohl fühlten.
    Wahrscheinlich wären sie gleich wieder gegangen, wenn Ollie und Steffi ihnen nicht den Rückweg versperrt und die Tür hinter sich geschlossen hätten.
    Ich bat sie, Platz zu nehmen. Mittlerweile waren wir neun Personen. Als Erstes wandte ich mich an die Sonnenbrillen-Fraktion.
    »Sie können die Brillen abnehmen, meine Herren. In diesem Raum befindet sich niemand, den Sie damit beeindrucken müssten. Inzwischen wissen Sie ja, dass Mr Dickens das Anwesen nicht verkauft. Wollen Sie sich uns nicht vorstellen?«
    Der Erste tat mir tatsächlich den Gefallen. Er nahm die Brille ab und sah plötzlich viel vertrauensvoller aus. »Schulze«, sagte er. »Friedhelm Schulze.«
    Sein Kollege war resistenter. Er stellte sich zwar als Michael Müller vor, dachte aber nicht daran, sich von seiner Brille zu trennen.
    Offensichtlich registrierte Schulze meinen drohenden Blick. »Bindehautentzündung«, entschuldigte er sich für seinen Kumpel. Ich nickte. Dann sollte es gut sein.
    »Übrigens: Wir waren es nicht«, fuhr er fort.
    »Was waren Sie nicht?«
    »Wir waren es nicht, die Sie zusammengeschlagen haben.«
    »Woher wollen Sie wissen, dass meine Verletzungen von einer Prügelei stammen?«
    Die beiden grinsten. »Das sieht doch jeder, dass Sie nicht unter einen Mähdrescher gekommen sind«, bequemte sich auch Müller, meinen Zustand zu kommentieren.
    »Na ja, vielleicht waren Sie es ja wirklich nicht«, räumte ich ein. »Bleibt immer noch der Zustand meiner Wohnung ...«
    »Das können Sie uns nicht anhängen!«, begehrte Schulze auf.
    »Das klären wir noch«, bremste ich ihn.
    »Die Herren haben sicherlich ein wasserdichtes Alibi«, kam Norbert mir zu Hilfe.
    »Einen Tee?«, erkundigte sich die Gräfin lächelnd. »Duffy, seien Sie doch so nett und reichen Sie unseren Besuchern eine Tasse.«
    Während die Tassen herumgereicht wurden und Duffy einschenkte, nutzte ich die Zeit, sie alle heimlich zu mustern. Nein, niemand benahm sich sonderlich verdächtig, niemand wich meinem Blick aus. Mehr oder weniger waren sie jetzt alle mit sich und dem Tee beschäftigt. Müller und Schulze schaufelten sich ein paar Sandwiches auf den Teller. Norbert beobachtete Maren, die wiederum Duffy zur Hand ging. Wahrscheinlich hatte Norbert tatsächlich ein Auge auf sie geworfen. Ollie wiederum hatte nur Augen für Steffi.
    Als Ollie meinen Blick bemerkte, sagte er: »Steffi war so nett, mich zu begleiten. Ich habe ihr vorgeschlagen, gemeinsam eine Radioserie zu entwickeln, die die vielen Gemeinsamkeiten von uns Engländern und euch Lippern zum Thema hat.«
    Steffi guckte weniger finster, als ich sie in Erinnerung hatte. »Ich sehe es als meine Aufgabe an, diesem jungen Herrn landestypische Sitten und Gebräuche beizubringen.« Schließlich zog sie einen zierlichen Kosmetikspiegel hervor. Er war aufklappbar und außen mit Perlmutt verziert.
    »Ein Erbstück meiner Tante Martha«, schwärmte Ollie.
    »Duffy, Sie haben den Zucker vergessen!«, beklagte sich die Gräfin.
    »Ich habe ihn keinesfalls vergessen«, empörte sich Duffy. »Herr Morgenstern wollte sich darum kümmern.«
    »Ach ja.« Ich tat so, als würde ich mich erst jetzt wieder daran erinnern. »Bedienen Sie sich doch einfach aus dem Zuckerfach. Die Tür links!«
    Duffy schnaubte, begab sich aber widerspruchslos in den Nebenraum zum Küchenschrank und öffnete die

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