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Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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Stoßtruppe von BT NATURE. Trotz des trüben Wetters trugen sie Sonnenbrille. Wenigstens Konsequenz konnte man den beiden nicht abstreiten. Stilbewusstsein schon eher.
    Die beiden kamen auf mich zu. »Ist dieser Tommi zu Hause?«, fragte einer herablassend. Wahrscheinlich hielt er mich für den Hofkrüppel.
    »Wir wohnen zwar unter einem Dach, aber nicht in Haus- und Hofgemeinschaft«, erwiderte ich, während ich gleichzeitig lauschte, ob aus meiner Wohnung irgendwelche Laute drangen. Hinter mir vernahm ich ein Hecheln. Ich ließ meine Hand herunterbaumeln und spürte Lunas raue Zunge, die darüberleckte. Ich begann mich sicherer zu fühlen.
    Was immer dort oben in meiner Wohnung gelauert hatte, die Gefahr war verschwunden. Zumindest Luna schien davon überzeugt. Und auf sie verließ ich mich noch mehr als auf meinen Instinkt.
    Den beiden Gorillas schien Lunas Anwesenheit nicht zu gefallen. Anstatt sich weiter mit mir zu beschäftigen, gingen sie in Richtung des Haupthauses und klingelten. Ich ließ sie nicht aus den Augen. Luna knurrte leise. Ich kraulte beruhigend ihren Hals.
    Nach drei Minuten gaben die Besucher es auf. Betont lässig kamen sie wieder in meine Richtung geschlendert. Ich hatte mich noch immer nicht von der Stelle gerührt. Ich saß in meinem Rollstuhl und fragte mich, ob ich überhaupt Kraft genug haben würde, nach oben in meine Wohnung zu kommen.
    Die beiden Besucher taten so, als würden sie Luna ignorieren, aber es war nicht zu übersehen, dass sie Respekt vor Hunden hatten.
    »Mr Dickens ist nicht zu Hause«, sagte der Kleinere der beiden. »Eigentlich schade, denn wir wollten ihm ein neuerliches Geschäft vorschlagen.«
    »Ja, sehr bedauerlich«, echote der zweite der Schmalspur-Mafiosi.
    »Ich habe davon gehört«, antwortete ich. »Soweit ich weiß, hat Mr Dickens kein großes Interesse daran, mit Ihnen in geschäftliche Beziehung zu treten.«
    »Deswegen sind wir ja hier. Das neue Angebot, das wir Herrn Dickens unterbreiten wollen, wird er kaum ablehnen können.«
    Er zog einen weißen Briefumschlag aus der Tasche, schien kurz zu überlegen, ob er mir trauen sollte, entschied sich dann aber dagegen und steckte ihn wieder weg. Dafür griff er in eine andere Tasche und zog eine Visitenkarte hervor. Er reichte sie mir.
    »Nur für den Fall, dass Herr Dickens unsere Telefonnummer verlegt hat.«
    Die Visitenkarte war mir bekannt. Achtlos steckte ich sie weg.
    Die beiden wandten sich grußlos ab. Auf halbem Wege drehte sich der Ober-Gorilla noch einmal um. »Ach ja, und sagen Sie ihm, das Angebot gilt nicht unbegrenzt. Wir erwarten bis morgen Abend seinen Anruf.«
    Damit wandte er sich abermals um und stiefelte zu seinem Wagen.
    Nachdenklich schaute ich ihnen nach. Ich versuchte, mir den einen mit einem Schlagstock vorzustellen, den anderen mit einem Messer. So ganz abwegig erschien es mir nicht. Dennoch stellten sich keine Erinnerungen ein. Außerdem wog keiner von den beiden über hundert Kilo.
    »Warten Sie«, rief ich. Fast gleichzeitig drehten sie sich um und kamen wieder zurück.
    Ich rieb mir den Fünf-Tage-Bart. »Kann ich mal Ihr Handy haben?«
    Ein Gorilla stellt keine unnützen Fragen. Er reichte es mir einfach. Nettes BlueBerry. Das galt in seinen Kreisen wahrscheinlich immer noch als Statussymbol.
    Ich wählte die Nummer aus dem Gedächtnis. Drei Sekunden später hatte ich den gewünschten Teilnehmer am Apparat. »Norbert, ich habe da ein kleines Problem. Kannst du so schnell wie möglich bei mir zu Hause vorbeikommen?«
    »Dienstlich?«
    »Sieht so aus.«
    »Alles klar. Halt aus!« Ich unterbrach die Verbindung und reichte das BlueBerry seinem rechtmäßigen Eigentümer zurück. Der schaute mich misstrauisch an. »Das war aber nicht Herr Dickens, oder?«, erkundigte er sich.
    »Nein, das war die Kripo. Schönes Telefon übrigens, das Sie da haben. Aus Polen oder selbst geklaut?«
    »Scheißkerl!«
    Ich erwartete, dass er zuschlug. Aber er hatte sich in der Gewalt. Seine Gesichtsmuskeln zuckten nur ein wenig.
    Dann gingen sie endgültig zum Wagen zurück. Mit quietschenden Reifen fuhren sie vom Hof.
    Ich wartete fünf Minuten, ohne mich von der Stelle zu rühren. Dann hörte ich die nächsten Besucher herankommen. Sie waren nicht zu überhören. Eine Minute später landete ein Polizeiwagen mit Martinshorn und Blaulicht punktgenau an der Stelle, wo zuvor der Mercedes geparkt hatte.
    Luna freute sich und sprang bellend um den Wagen herum. Zwei Uniformierte stürzten heraus. Einer von

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