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Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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log ich. Aber ich hatte eine Vermutung.
    »Haben Sie eine Ahnung, wer sich hier Zutritt verschafft hat?«
    »Nein.« Diesmal sagte ich die Wahrheit.
    »Möchten Sie Anzeige erstatten?«
    »Natürlich, allein wegen der Versicherung.«
    Röder nickte. Das Telefon klingelte. Ich spürte, dass mir allmählich wieder jeder Knochen wehtat. Ich würde geschätzte zehn Minuten brauchen, um zum Telefon zu kommen.
    »Erlauben Sie, dass ich abnehme?«, fragte Röder.
    Ich nickte.
    Er nahm den Hörer ab, meldete sich mit seinem Namen und hörte zu. Danach sagte er ein paar Mal »Jawohl« in den Hörer und beschrieb den Zustand der Wohnung.
    Schließlich kam er zu mir zurück. »Hauptkommissar Decarli wird gleich hier sein. Er fordert ein paar Kollegen an, die die Spuren sichern werden.«
    Ich sah ihn erstaunt an. »Spuren? Hier ist weder jemand umgebracht worden, noch hat jemand die Mona Lisa geklaut. Seit wann macht ihr euch dermaßen Arbeit?«
    »Tja, das haben Sie dem Hauptkommissar zu verdanken«, antwortete Röder. »Sie sehen aus, als könnten Sie jetzt Ruhe brauchen. Soll ich Sie in Ihr Bett bringen?«
    Ich winkte ab. »Danke, ich bleibe auf dem Sofa. Aber meinen Rollstuhl hätte ich gern hier oben.« Röder gab Krause einen Wink, und dieser stiefelte missmutig hinunter.
    Als er außer Hörweite war, sagte Röder: »Nehmen Sie sich vor dem Kollegen in Acht. Er scheint etwas gegen Sie zu haben.«
    »Dafür mögen sich unsere Hunde umso lieber.«
    »Lassen Sie ihn am besten in Ruhe. Krause ist bekannt dafür, dass er keinen Spaß versteht.«
    »Wie kann er Spaß verstehen, wenn er keinen Humor hat? Abgesehen davon: Ich habe nichts gegen ihn«, erwiderte ich.
    Röder nickte. »Ich mache mir nur ein bisschen Sorgen um Sie. Sie sind nicht halbwegs so fit, wie Sie mir vormachen wollen. Spielen Sie so eine Art Clint Eastwood?«
    Ich schüttelte den Kopf und biss die Zähne zusammen. »Ich spiele nicht. Das ist einfach mein Scheißleben.«
    Dann geschah wieder alles gleichzeitig. Krause kam die Treppe hochgehastet und warf mir den Rollstuhl fast vor die Füße. Jedenfalls ging noch ein Glas dabei kaputt, aber das war auch schon egal. Unten auf dem Hof fuhren weitere Wagen vor, wahrscheinlich Norbert mit Gefolge. Von irgendwoher hörte ich die Gräfin lamentieren, aber das bildete ich mir wahrscheinlich nur ein.
    Leider war es keine Einbildung. Noch vor Norbert schob sie sich in meine Wohnung. Sie schlug die Hände zusammen und schrie auf, als sie das Chaos sah.
    »Wer soll das alles aufräumen?«, stöhnte sie fassungslos.
    Norbert schob sie sanft beiseite. »Ich bitte Sie, nichts anzufassen. Wir kümmern uns schon darum.«
    Auch Ollie steckte jetzt den Kopf neugierig durch den Eingang. Als er mich erblickte, reagierte er geschockt. Ihm blieb das Wort im Hals stecken, und das hieß bei ihm schon etwas. Als auch noch Duffy auftauchte, platzte Norbert der Kragen. Er befahl Krause, sämtliche Besucher hinauszuschicken und vor der Wohnungstür Wache zu halten. Ich fragte mich, wo sie alle gewesen waren, als ich ihre Hilfe gebraucht hatte.
    Röder verzog sich ebenfalls. Norbert setzte sich zu mir aufs Sofa.
    »Tut ganz schön weh, was?«
    Ich wusste, dass er nicht meinen körperlichen Zustand meinte. Also nickte ich.
    Dann stellte er mir die üblichen Fragen, die ich auch schon Röder beantwortet hatte.
    Ob ich wüsste, wer die Täter waren. Ob ich eine Ahnung hätte, was sie gesucht hatten. Ich verneinte jedes Mal.
    »Ich weiß, dass du lügst«, sagte er schließlich. »Zumindest verheimlichst du mir etwas. Ich kenne dich lange genug, um das zu erkennen. Aber wenn du lieber den Helden spielen willst, anstatt mit mir zusammenzuarbeiten ...«
    »Macht zunächst mal eure Arbeit«, sagte ich. »Vielleicht entdeckt ihr ja doch etwas, kann ja sein. Wenn nicht, dann komm um fünf Uhr wieder. Ich lade dich zum Tee ein. Und bring Maren mit. Das ist wichtig, hörst du!«
    Er sah mich verständnislos an. »Bist du sicher, dass du keinen Dachschaden erlitten hast? Ich sollte dich wieder ins Krankenhaus bringen!«
    »Von dort aus kann ich dir nicht helfen«, sagte ich. Ich spürte, wie ich wieder müde wurde, aber ich wehrte mich gegen das Einschlafen.
    Von meiner Couch aus sah ich zu, wie weitere Männer und Frauen meine Wohnung betraten und Spuren sicherten. Ich nahm alles wie durch einen Nebel wahr. Irgendwann sah ein Arzt nach mir. Ich kannte ihn nicht. Er verpasste mir ungefragt eine Spritze und drückte mir eine Packung Schmerztabletten in

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