Blut und Rüben
beiden war ein guter Bekannter.
»Rufen Sie Ihre Töle zurück, bevor ich sie abknalle«, drohte er.
»Sie enttäuschen mich, ich dachte Sie wären der Freund aller Vierbeiner.«
»Ich zähle bis drei!«
Vorsichtshalber pfiff ich Luna zurück. Ausnahmsweise gehorchte sie.
»Wo haben Sie Ihren Hasso gelassen?«, erkundigte ich mich. »Luna hat ihn vermisst.«
Krause bedachte mich nur mit einem abwertenden Blick. »Wenn Sie wenigstens wüssten, wovon Sie reden!«
»Lass mal gut sein, Walter, ich glaube, der Herr hat ganz andere Probleme.«
Der zweite Polizist war mir von Anfang an der sympathischere. Er war noch jung, vielleicht knapp dreißig, hatte ein gutmütiges Lausbubengesicht und schaute weit weniger verbissen drein als sein Kollege. Außerdem hatte er die bessere Menschenkenntnis. Mein Arsch ging mir tatsächlich auf Grundeis. Seitdem ich zusammengeschlagen worden war, war ich noch nicht wieder der Alte. Das hatte ich die letzten Minuten zu spüren bekommen. Mein Körper reagierte völlig anders als sonst. Alles andere war mehr oder weniger Bluff.
»Danke«, sagte ich.
Er nickte. »Polizeikommissar Roeder. Hauptkommissar Decarli hat uns gebeten, hier nach dem Rechten zu schauen. Wir waren zufällig in der Nähe. Darf ich fragen, was passiert ist?«
Der Junge war nicht nur sympathisch, er hatte auch einen höflichen Ton drauf.
»Eigentlich wollte ich nur in meine Wohnung«, erklärte ich. »Aber ich traue mich nicht so recht.«
»Haben Sie einen bestimmten Verdacht?«
»Nur so ein Gefühl.«
Röder nickte wieder. »Das ist verständlich. Sie sind ja erst vor ein paar Tagen krankenhausreif geprügelt worden. Da ist es logisch, wenn Ihr Körper auch auf kleinste Veränderungen reagiert.«
Norbert hatte ihn gut gebrieft. Er wusste, wer ich bin. Wahrscheinlich war er auch längst darüber informiert, dass ich mich selbst aus dem Krankenhaus entlassen hatte.
»Sind Sie damit einverstanden, wenn wir uns in Ihrer Wohnung umschauen?«
Ich nickte.
»Wenn Sie möchten, kann einer von uns bei Ihnen bleiben.«
Ich schüttelte den Kopf. »Danke für das Angebot, aber das ist nicht nötig. Ich habe ja Luna.«
Er lächelte. »Schöner Hund.«
»Hündin«, berichtigte ich.
Er nickte abermals. Die beiden Polizeibeamten schritten an mir vorbei. Bevor sie im Eingang verschwanden, zogen sie ihre Dienstwaffe. Offensichtlich nahmen Sie meine Besorgnis ernst. Zumindest Röder. Krause machte nach wie vor ein Gesicht, als wollte er mich fressen.
Während ich wartete, versuchte ich an etwas Erfreuliches zu denken. Mir fiel nichts ein. Dafür machten sich die Schmerzen wieder stärker bemerkbar.
Nach fünf Minuten kamen die beiden Polizisten wieder heraus.
»Haben Sie Feinde?«, fragte Polizeikommissar Röder.
»Sieht man das nicht«, antwortete ich schroff.
»Wollen Sie nicht lieber wieder ins Krankenhaus zurück?«, fragte er.
»Ich kniff die Augen zusammen und fixierte ihn. »Nein! Warum? Was haben Sie da oben entdeckt?«
»Jemand hat sich gewaltsam Zutritt zu Ihrer Wohnung verschafft. Machen Sie sich auf keinen schönen Anblick gefasst. Er hat gewütet wie ein Berserker.«
»Ich will trotzdem nicht zurück ins Krankenhaus«, beharrte ich.
»Trauen Sie sich zu, sich das Chaos anzuschauen? Nur Sie können sagen, ob der oder die Einbrecher etwas mitgenommen haben.«
Ich nickte. Die Polizeibeamten hakten mich unter und hoben mich vorsichtig aus dem Rollstuhl. Zumindest konnte ich meine Beine wieder ganz gut bewegen. Mithilfe der beiden Beamten ging es sogar zügiger, als ich gedacht hätte. Doch spätestens als sie mich mehr die Treppen hinauftrugen, als dass ich ihnen dabei helfen konnte, fragte ich mich, wie ich je so blauäugig hatte annehmen können, dass ich es allein schaffen würde.
Die Wohnungstür stand offen.
»Sie war nicht verschlossen, die Tür war nur angelehnt«, erklärte Röder. »Der Eindringling hat das Schloss geknackt.«
»Immer rein in die gute Stube!«, grinste Krause zu mir hin. Er war weniger rücksichtsvoll. »Am besten bestellen Sie gleich ein Entrümpelungsunternehmen.«
Die Wohnung sah aus, als hätte sich ein Tornado darin ausgetobt. Die Inhalte der Schränke waren nach außen gekehrt. Das Geschirr lag in Scherben auf dem Boden. Sogar die Raufasertapete war an einigen Stellen heruntergerissen. Hier hatte jemand systematisch gewütet.
Die zwei Beamten ließen mich aufs Sofa sinken.
»Haben Sie eine Idee, was der Täter gesucht haben könnte?«, fragte Röder.
»Nein«,
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