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Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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eifersüchtig?«
    »Nicht auf dich. Hast du mal in den Spiegel geguckt?«
    »Ein paar Tage Schlaf, und ich sehe aus wie Arnold Schwarzenegger.«
    »Dann bin ich George Clooney. – Okay: Wer hat mich zusammengeschlagen? Diese BT NATURE-Brothers?«
    Norbert schüttelte den Kopf: »Nee, die sind zwar bekloppt, aber die schlagen nicht um sich. Wir haben Erkundigungen über die Firma eingezogen. Die schicken ihre Vertreter zurzeit überall in Lippe herum und wollen Grund und Boden aufkaufen, damit sie dort Genrüben anbauen können.«
    »Also doch Genrüben!«, entfuhr es mir.
    »Ja, was ist daran so überraschend? Du musst dich nur mal unter den Bauern umhören. Die wissen alle Bescheid. Da ist es ganz schön am brodeln. Verkaufen will nur eine Hand voll. Die anderen befürchten, dass durch den Genrüben-Anbau auch ihre Felder verunreinigt werden. Sag mal, hast du in dieser Angelegenheit vielleicht ein falsches Wort zur falschen Zeit gesagt?«
    »Ich habe gar nichts gesagt«, antwortete ich verärgert. »Da bist du auf dem falschen Dampfer. Ich glaube eher, dass man mich verprügelt hat, weil ich die Wolfsangel hatte.«
    »Aber das wusste doch niemand!«
    Außer Maren, dachte ich. Sie hat es geahnt.
    Und ihre Version, dass sie ihr Adressbuch vermisst hatte, hielt ich für geflunkert.
    Am späten Nachmittag rief Armin mich an. »Na, ausgeschlafen?«
    Ich bejahte. Ich hatte keine Lust, ihn einzuweihen so wie Maren. Obwohl er mich vielleicht sogar besser verstanden hätte.
    »Ich habe gestern Abend ganz vergessen, dich zu fragen, ob du heute mit in den Neuen Krug kommst.«
    »Auf ein Bier?«
    »Meinetwegen auch das. In erster Linie aber wegen der Versammlung.«
    »Welcher Versammlung?« Wie immer musste ich Armin jedes Wort aus der Nase ziehen.
    »Die Rübenbauern treffen sich heute Abend. Ich dachte, es interessiert dich vielleicht.«
    »Warum sollte mich das interessieren?«
    »Na, ich dachte, es interessiert dich, wer Ludwig umgebracht hat.«
    »Du glaubst, einer eurer Mitbewerber hat ihn auf dem Gewissen?«
    »Es geht heute Abend auch um genmanipulierten Mais«, erklärte er. »Jemand von den Grünen spricht, und wir haben auch ein paar Leute von BT NATURE eingeladen.«
    Ich horchte in mich hinein, während Armin weiterredete. Eigentlich fühlte ich mich noch immer krankenhausreif. Mein Kopf pochte. Ebenso wie meine Nase und meine Wangenknochen. Die Rippen schmerzten. Dafür spürte ich meinen linken Unterarm im Moment überhaupt nicht mehr. Hoffentlich starb er nicht ab.
    »Ich sag dir später Bescheid, ob ich mitkomme«, wiegelte ich ab.
    Ich legte auf, wählte die Nummer des Krankenhauses und ließ mich mit Dr. Hölderlin verbinden. Nach einer Weile bekam ich ihn tatsächlich an den Apparat.
    »Ich brauche stärkere Schmerzmittel«, verlangte ich.
    »Tut mir leid, wir sind nicht mehr zuständig für Sie. Versuchen Sie es mal in der psychiatrischen Abteilung.«
    Ich erklärte ihm, warum ich aus dem Krankenhaus hatte flüchten müssen.
    »Ihre Töle bringen Sie am besten gleich mit, damit jemand auf Sie aufpasst«, schlug er mir vor.
    Daraufhin sagte ich ihm, was ich von ihm hielt. Nämlich sehr viel. Ich hatte gegoogelt. Dr. Hölderlin war in früheren Jahren Greenpeace-Aktivist gewesen. Er hatte französischen und japanischen Thunfischjägern ebenso ins Handwerk gepfuscht wie multinationalen Ölkartellen, die im Golf von Mexiko ihre Plattformen errichten wollten.
    »Das ist lange her«, sagte er, nachdem ich ihm seine Großtaten aufgezählt hatte.
    »Sie sind Anfang dreißig ...«
    »Kommt mir trotzdem vor wie eine Ewigkeit.«
    »Wie wird man eigentlich Greenpeace-Aktivist?«
    »Das erzähle ich Ihnen, wenn ich Sie mal in der Anstalt besuchen sollte.«
    »Abgemacht. Aber warum kommen Sie nicht gleich heute vorbei, bei mir zu Hause? Ich verspreche Ihnen auch, dass ich keine Fragen mehr stelle. Bis auf eine vielleicht ...«
    »Und die wäre?« Ich hatte ihn an der Angel.
    »Mein Kaffee ist gut und stark«, versprach ich. »Wie lange dauert Ihre Schicht schon?«
    »Ich bin seit vierundzwanzig Stunden im Einsatz. Ein paar Tassen Kaffee könnten da guttun. Sie haben Glück, ich habe in zwei Stunden frei.«
    Nachdem ich aufgelegt hatte, erledigte ich zunächst einige andere Anrufe. Aber sie waren bei Weitem nicht so erfolgreich. Norbert schärfte mir noch einmal ein, endlich die Finger von dem Fall zu lassen und mich wieder in die Obhut der Ärzte zu begeben.
    »Fühl du lieber BT NATURE auf den Zahn«, bat ich ihn. »Mit

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