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Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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er mich finster. »Wegen dir sitze ich noch hier, anstatt endlich mal eine Mütze Schlaf nachzuholen.«
    Ich legte ihm die Wolfsangel auf den Tisch. Ich hatte sie in Packpapier gewickelt. Als er es auseinanderschlug und die Wolfsangel erblickte, pfiff er leise durch die Zähne.
    »Wo hast du die denn plötzlich her?«
    Ich erzählte ihm von meinem Irrtum.
    Nachdem er das Fundstück untersucht hatte, lehnte er sich zurück und fuhr sich dabei durch die Haare. »Wahrscheinlich bin ich zu müde, um das alles noch zu kapieren. Erklär du es mir.«
    Ich hatte die ganze Fahrt über bereits darüber nachgegrübelt. Richtig schlau war auch ich nicht aus der Sache geworden. Dennoch versuchte ich es.
    »Gehen wir einmal von vier Wolfsangeln aus. Oben auf der Falkenburg scheint sich ja ein ganzes Arsenal davon zu befinden. Zwei hat Duffy vor einer Woche dort ausgegraben. Er wollte sie verhökern. Aber niemand wollte sie haben. Beziehungsweise vermute ich, dass Duffy uns hier nicht die Wahrheit gesagt hat. Wahrscheinlich hat er einen Hehler gesucht. Aber eine entsprechende Adresse hat ihm auch niemand genannt. Also ist er auf seinen beiden Wolfsangeln sitzen geblieben.«
    »So weit waren wir gestern schon«, sagte Norbert. Er stand auf. »Kaffee?«
    Ich nickte.
    Seine altersschwache Melitta-Maschine röchelte vor sich hin. Er nahm die schmierige braune Glaskanne und schenkte zwei Tassen ein. Seine Tasse hatte er geklaut. Ich war dabei gewesen. Sie trug die Aufschrift einer Bad Salzufler Kneipe: »Lebenslänglich«. Meine Tasse war rosa und beschriftet mit »Das Leben ist keine Bewährungsanstalt«.
    »Ja, aber ich habe weiter nachgedacht«, fuhr ich schließlich fort. »Jemand, der bereits vorgehabt hatte, Ludwig zu ermorden, könnte aufgrund von Duffys Nachfragen auf die Idee gekommen sein, eine der Wolfsangeln ins Spiel zu bringen. Nur um den Verdacht auf Duffy zu lenken.«
    »Da könnte was Wahres dran sein«, fing Norbert meine Vorlage auf. »Die zwei Wolfsangeln, die für die Ausstellung vorgesehen waren, wurden ebenfalls letzte Woche gestohlen. Vielleicht wollte er auch diese Tat auf euren Diener lenken ... Den Herrn Grabowski werde ich mir sowieso noch einmal vornehmen. Aber ohne euer Hausgespenst im Schlepptau.«
    »Sei froh, dass die Gräfin das nicht gehört hat!«
    Er schlug auf den Tisch. Sein Gesicht war gerötet, ein Zeichen dafür, dass er heftig nachdachte. »Weiter im Klartext. Welche Aussagen zur Sache hast du sonst noch zu machen?«
    »Außer auf Duffy deuten die Wolfsangeln auf weitere Verdächtige: Rechte Kreise. Auch das könnte der Täter bezweckt haben.«
    »Untersuchungen in diese Richtung laufen«, erklärte Norbert förmlich.
    »Was hat es zum Beispiel mit diesem Radio Hermann auf sich?«
    Norbert verschränkte die Arme. »Ich habe keine Ahnung.«
    »Deren Aufkleber findest du mittlerweile an jedem Verkehrsschild. Übrigens auch gleich unten vor eurem Eingang ...«
    Norbert machte eine ungeduldige Handbewegung. »Also gut, der wahre Täter unternimmt alles, um Verwirrung zu stiften, indem er möglichst viele andere Verdächtige ins Spiel bringt: Duffy, die Rechte Szene, dich ...«
    »Mich?«, fragte ich verblüfft.
    »Theoretisch kannst du mir viel erzählen. Aber wer sagt mir, dass deine Geschichte auch wahr ist? Kehren wir doch mal zum Tatort zurück. Du hast also gegraben ...«
    »Nicht direkt gegraben ...« Ich versuchte mich genau zu erinnern. »Die Wolfsangel war nur lose mit Erde bedeckt, so als hätte jemand sie dort bewusst so abgelegt, dass über kurz oder lang jemand darauf stößt ...«
    Norbert trank einen tiefen Schluck Kaffee. Unwillkürlich fragte ich mich, wie viele Tassen er die Nacht über schon getrunken hatte.
    »Warum hat jemand sie so versteckt, dass sie gefunden werden sollte?«
    »Manchmal denken Täter nicht logisch«, erinnerte ich ihn. »Vielleicht wollte er einfach, dass ihr sie findet, wenn ihr das Gelände absucht. Immerhin hatte Duffy zwei Wolfsangeln angeboten. Also mag es dem Täter logisch erschienen sein, dass ihr auf zwei der Angeln stoßen würdet – um ihm die Tat anzulasten ...«
    Er stand auf, um Kaffee nachzuschenken. Meine Tasse war noch halb voll.
    »Sag mal, wie lange kennt ihr euch eigentlich? Du und Maren, meine ich?«
    Er zuckte die Schultern. »Fünf, sechs Jahre, ich weiß nicht. Wenn hier in der Gegend etwas passiert, rufen wir meistens sie als Ärztin vor Ort an. Wir haben ganz gute Erfahrungen mit Maren gemacht. Bist du etwa

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