Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
schnell!«
    Als würde ihn weiter nichts kümmern, schöpfte er eine Handvoll Wasser aus dem Eimer und trank.
    Mit mürrischen Mienen zogen die anderen ab. Derjenige, der die junge Frau zu einem Kuss hatte zwingen wollen, ließ sein Opfer los und funkelte ihn böse an.
    »Wird’s bald?!«, schnauzte Markus.
    »Ich geh ja schon«, erwiderte der Gemaßregelte kleinlaut, um den erzürnten Ranghöheren zu beschwichtigen. Dann folgte er seinen Kumpanen.
    Erleichtert konstatierte Markus, dass sie nicht Richtung Burg marschierten, sondern den Marktplatz überquerten. Wahrscheinlich waren sie die Ablösung für die Wache am Peterstor.
    Sich schon vor der Ankunft auf der Burg dort Feinde zu machen, wäre wohl nicht besonders klug. Aber wer ist schon immer klug?, dachte er sarkastisch und grinste in sich hinein.
    Ohne die Frauen noch eines Blickes zu würdigen, ging nun auch er weiter. Mit Freundlichkeit gegenüber den Stadtbewohnern wäre er nur aufgefallen und hätte sich verdächtig gemacht.
    Markus bog in die Burggasse ein, wo es von Bewaffneten wimmelte; Ritter wie Soldaten. Er mischte sich unter sie und beschleunigte seine Schritte, um nicht angesprochen zu werden – so, als sei er mit einem dringenden Auftrag unterwegs. Letztlich war er das ja auch; nur mit einem anderen, als es sein Äußeres vermuten ließ.
    Von weitem wirkte die Burg gut besetzt, mit mindestens doppelter Stärke wie zu Friedenszeiten. Der Bergfried war immer noch beschädigt.
    Markus drehte seinen Kopf zur Seite, als er eine alte Frau mit einem Korb Eier vom Buttermarkt kommen sah. Sie kannte ihn, weil sie regelmäßig die Burgbesatzung beliefert hatte. Doch sie beachtete ihn nicht.
    Nach anderthalb Jahren vermutete ihn wohl niemand mehr hier oder überhaupt noch am Leben. Der Bart und der tief ins Gesicht gezogene Eisenhut über der Kettenhaube taten ein Übriges. Solange ihn niemand ansprach und nach Auftrag und Namen fragte, würde alles glattgehen. Ansonsten musste er sich eben auf sein Reaktionsvermögen und seinen Einfallsreichtum verlassen.
    Er passierte das Tor, ohne weiter beachtet zu werden, und ging zum Burgbrunnen. Dort lag immer noch der große Steinbrocken, den die Belagerer auf sie geschossen hatten und von dem aus Ulrich von Maltitz die letzte Rede vor der Übergabe von Freiheitsstein gehalten hatte.
    Während Markus den Eimer hinabließ, wieder heraufzog und aus der an die Haspel gehängten Kelle trank, als sei er sehr durstig, ließ er unauffällig seine Blicke über den von Menschen wimmelnden Burghof schweifen.
    Zweieinhalbfache Stärke, schätzte er ein, die Stallungen überfüllt und lange nicht ausgemistet, die Rüstkammer doppelt bewacht …
    Dann jedoch entdeckte er in dem Gewühl etwas, das ihn für einen Augenblick erstarren ließ. Das warf alle seine Pläne und guten Vorsätze über den Haufen.
    »He, seht euch den an, der säuft wie ein Loch – und ausgerechnet Wasser!«, hörte er im gleichen Moment hinter sich eine schrille Stimme, die in rauhem Gelächter unterging.
    Gelassen drehte er sich um. »Sei froh, dass ich euch nicht das Bier wegsaufe«, konterte er, und das Gelächter wurde lauter.
    Er hängte die Schöpfkelle wieder an den Haken und ging zum Backhaus.
    Dabei konnte er einen erneuten Blick in die Richtung nicht unterdrücken, wo ein abgemagerter und zerlumpter Gefangener in einem Eisenkäfig eine Elle hoch über dem Boden hing. Ein paar Soldaten gingen auf ihn zu, um ihn zu verhöhnen.
    Halte noch ein bisschen durch!, dachte Markus.
    Sein Einschreiten dort würde möglicherweise ein schnelles Verschwinden erforderlich machen – im besten Fall.
    Doch zuvor hatte er noch ein paar Dinge zu überprüfen.
    Mit forschem Schritt betrat er das Backhaus. »Gib mir Brot!«, forderte er die stämmige alte Magd mit der Hasenscharte auf, die dort Teig knetete.
    Sie sah ihn nur kurz an, streifte den feuchten Brotteig von den Fingern, so gut es auf die Schnelle ging, und humpelte schwerfällig zu einem Korb, in den runde Brotlaibe gestapelt waren.
    »Einen halben Laib«, rief er ihr nach.
    Während sie umständlich das Brot teilte, hatte er genug Zeit zu erkunden, was er wissen wollte: Die verborgene Tür zu den Geheimgängen der Burg, die nur er und wenige ranghohe Befehlshaber kannten, war anscheinend noch nicht entdeckt worden. Vor der feinen Linie im Gebälk, die man im Halbdunkel nur sah, wenn man genau danach Ausschau hielt, hingen immer noch Spinnenweben.
    Wortlos streckte ihm die Magd das Brot entgegen. Ohne

Weitere Kostenlose Bücher