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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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zu danken, drehte er sich um und ging hinaus.
    Der nächste Weg führte ihn in die Schmiede, wobei er stumm betete, dass ihn der alte Schmied nicht verriet, sofern er dort noch arbeitete.
    Doch er hatte Glück. Es war ein Unbekannter, der auf einem rotglühenden Stück Eisen herumhämmerte, dass die Funken sprühten.
    »Mein Schwert muss geschärft werden«, sagte er barsch zu dem fremden Schmied. Der warf nur einen kurzen Blick auf ihn und hämmerte weiter.
    »Pack es dorthin«, antwortete er und wies mit dem Kinn auf eine Bank rechts neben dem Eingang, wo schon mehrere Waffen abgelegt waren.
    »Ich komm nachher wieder«, murrte Markus und ging hinaus, ohne sein Schwert abzugeben.
    Er hatte genug gesehen. Auch hier war der verborgene Durchschlupf im Boden noch nicht entdeckt worden.
    Nach einem kurzen Blick zu dem Eisenkorb, in dem der verhärmte Gefangene stoisch die Schmähungen der Soldaten über sich ergehen ließ, lenkte er seine Schritte in die Halle.
    Der große Raum hatte sich kaum verändert – nur dass jetzt königliche Soldaten hier lungerten und sich die Zeit beim Bier oder Würfelspiel vertrieben.
    Scheinbar gelangweilt lehnte er sich gegen den Kamin, in dem kein Feuer brannte, und biss in das Brot. Einem vorbeilaufenden Bewaffneten befahl er, Bier zu bringen. Er aß und trank, ohne angesprochen zu werden. Dann suchte er die Heimlichkeit auf und verließ anschließend schlendernd die Halle.
    Nun wusste er Bescheid.
    Der neue Burgkommandant wohnte in der Kammer, in der der alte Burgvogt gelebt hatte, dessen Söhne und Frau am Tag der Kapitulation von Freiheitsstein umgebracht worden waren. Allem Anschein nach war er krank. Und seine Kammer wurde nicht bewacht.
    Offensichtlich fühlten sich die Besatzer sicher.
    Markus unterdrückte nur mit Mühe den Drang, die Gelegenheit sofort zu nutzen, sich am Kommandanten zu rächen. Zuerst mussten die Gefangenen befreit werden, sonst würden sie aus Rache getötet.
    Draußen auf dem Burghof standen immer noch ein halbes Dutzend Soldaten um den Käfig herum. Inzwischen hatte sich die Lage zugespitzt. Weil er dem Verwahrlosten keine Regung entlocken konnte, steckte gerade einer der Männer seinen Dolch durch das Gitter und legte ihn dem Gefangenen an die Kehle.
    »Will doch mal sehen, ob er sich ein bisschen kitzeln lässt«, dröhnte er, während die Umherstehenden lachten.
    Markus schob rücksichtslos die Männer beiseite, die ihm im Weg standen.
    »Der hier wird noch gebraucht, um das Pack in der Stadt ruhig zu halten. Hast du das vergessen?«, ermahnte er den Mann mit dem Dolch, wobei er sich bemühte, so gleichgültig wie möglich zu klingen.
    »Wer zählt die schon ab, die da unten verfaulen?«, maulte der andere. »Er ist den Wachen frech gekommen, also muss er noch zwei Tage hier büßen.«
    Markus warf sein Brot achtlos in den Käfig, als wolle er nur beide Hände freibekommen, packte sein Gegenüber und zog ihn zu sich.
    »Der Kerl ist schon beinahe tot. Wenn er wirklich verreckt, wird dein Hauptmann mächtig Ärger kriegen«, knurrte er. »Was glaubst du wohl, an wem er den auslässt?«
    Unverhofft ließ er den Mann los, so dass der auf den Burghof stürzte. Seine Kumpane brachen in schadenfrohes Gelächter aus.
    »Also los, sucht euch einen anderen Zeitvertreib! Sonst melde ich euch dem Hauptmann!«
    Mühsam rappelte sich der Gestürzte wieder auf. Markus sah, dass ihn der Mann wütend musterte, wobei ihm anscheinend Zweifel oder zumindest Fragen hinsichtlich der Herkunft des Störers kamen.
    Noch einmal packte er ihn am Halsausschnitt und zog ihn schroff zu sich. »Wolltest du etwas sagen?«, schnauzte er, ohne ihm Zeit für eine Entgegnung zu lassen. »Bist du vielleicht anderer Meinung? Mir gefällt dein Gesicht nicht. Wenn ich mir’s recht überlege, melde ich dich lieber gleich.«
    »Schon gut, wir gehen ja«, lenkte ein Älterer ein, der neben ihm stand und seinen Kumpan am Arm beiseitezerrte. Erwartungsgemäß zog die ganze Gruppe ab.
    Markus blieb neben dem Käfig stehen und tat so, als mustere er den Gefangenen ohne jegliches Gefühl. Womöglich blieb ihm nur noch wenig Zeit, nachdem er Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.
    Er hatte den abgemagerten Burschen, der vor ihm im Käfig kauerte, längst erkannt. Es war Gero, einer der besten Bogenschützen von seiner früheren Wachmannschaft. Verhärmt, in Lumpen, mit verfilzten Haaren und abgestumpft, hockte er im Käfig, mit angezogenen Beinen und gesenktem Blick. Das Brot verbarg er in seinen

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