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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Händen.
    »Danke, Hauptmann!«, flüsterte der Gefangene, während für einen Moment seine erloschenen Augen aufleuchteten. Dann sank er wieder in sich zusammen und blickte scheinbar dumpf vor sich hin.
    »Sind die anderen alle im Verlies unter der Silberkammer?«, fragte Markus leise.
    Gero nickte kaum wahrnehmbar, immer noch vor sich hinstarrend, um keine Aufmerksamkeit zu erregen und seinen heimlichen Helfer nicht zu gefährden.
    »Bleib stark, wir holen euch hier raus! In drei Tagen. Haltet euch bereit!«
    Jäh drehte der Gefangene den Kopf zu ihm. »Nicht! Wir sind sowieso alle schon so gut wie tot«, brachte er erschrocken hervor. »Sie dürfen dich nicht auch noch kriegen!«
    »Werden sie nicht«, versicherte Markus leise. Und laut, weil sich nun jemand näherte: »Den hier könnte man wirklich als Vogelscheuche auf den Acker stellen!«
    Er wandte sich zu den Männern um, die in sein Lachen einfielen und ihm auf seine einladende Bewegung hin Richtung Halle folgten.
    Markus suchte nach einem Vorwand, nach ein paar Schritten umzukehren. Irgendwann mochte sich der Erste fragen, warum er ihn nicht kannte. Der Vorwand bot sich schneller als gedacht – und zwar so, dass er meinte, sein Herz setze für einen Moment aus.
    Aus der Halle kam ihm Änne entgegen.
    Schnaufend und schimpfend ging neben ihr die resolute Magd, die gerade einen der Männer, die sich anscheinend einen Spaß mit ihr erlauben wollten, rüde beiseiteschubste. Vielleicht waren sie bei dem kranken Burgkommandanten gewesen.
    »Geht schon mal vor, ich soll etwas beim Medicus ordern«, sagte er den Männern, die ihn in die Halle begleiten wollten.
    »Wir trinken dein Bier derweil mit«, entgegnete einer grinsend.
    »Ihr seid das Weib des Medicus?«, sagte er schroff zu Änne, als sie vor ihm stand. »Geht Ihr jetzt zu ihm?«
    »Wohin denn sonst? Was denkst du? Dass wir hier noch ein bisschen bleiben, weil du so ein toller Kerl bist?«, entgegnete die alte Magd wütend, die durch nichts zeigte, ob sie ihn erkannt hatte. Änne hingegen war unmerklich zusammengezuckt und starrte ihn ungläubig an, bevor sie zu Boden sah, ohne ein Wort herauszubringen.
    »Führe mich hin, ich soll etwas für meinen Herrn besorgen«, befahl er der Magd schroff.
    »Geh lieber allein!«, riet ihm einer seiner neuen »Freunde«. »Der alte Drachen treibt dir sonst die Schamröte ins Gesicht!«
    »Darauf lass ich’s ankommen«, gab Markus zur Belustigung der anderen zurück. »Vielleicht lerne ich noch was dazu.«
    Er ging voran und bahnte den beiden Frauen den Weg über den Burghof.
    Als sie die Zugbrücke hinter sich gelassen hatten, schloss die Magd zu ihm auf. »Was ist das für eine hässliche Verkleidung?«, keifte sie. »Noch keinen Tag in der Stadt, und schon für Ärger sorgen!«
    »Deshalb bin ich zurückgekommen«, entgegnete Markus, überaus zufrieden mit seinem Erkundungsgang.
    »Pass nur auf, dass du nicht noch Unschuldige mit reinziehst!«, zischte die Magd ihn wütend an. Es war nicht zu überhören, dass sie dabei eher an Änne dachte, die sie von ihm fernhalten wollte, als an die Geiseln im Bergfried.
    Prompt stellte sich Beklommenheit ein; er spürte geradezu, dass Änne noch mehr in sich zusammensank.
    »Das lass nur meine Sorge sein!«
    Wortlos liefen sie bis zum Haus des Arztes. Markus ahnte, dass beide Frauen lieber ohne ihn weitergegangen wären. Aber nun war er doppelt entschlossen, Änne wenigstens für ein paar Augenblicke nahe zu sein. Natürlich hätte er lieber mit ihr allein gesprochen, aber darauf durfte er kaum hoffen. Der alte Drachen würde wohl keinen Schritt von ihrer Seite weichen.
    »Ihr habt Besuch, Meister!«, rief die Magd, nachdem sie die Tür krachend hatte zufallen lassen.
    »Nun geh schon rein«, brummte sie und schob Markus in die Kammer, in der er erst am Vortag erfahren hatte, dass seine Liebe die Frau eines anderen geworden war.
    Noch einmal drehte er sich um und suchte Ännes Blick aufzufangen. Doch die Alte versperrte ihm die Sicht. »Hinein!«, befahl sie gnadenlos und schloss die Tür hinter ihm.
    Der Medicus war nicht allein.
    Als Markus erkannte, wer bei ihm war, hatte er Mühe, sich nichts anmerken zu lassen.
    Mit hochgestreiftem Ärmel saß dort der Apotheker Jenzin und starrte ihn an.

Begegnungen
    I n Gedanken verfluchte Markus die Magd, die ihn direkt in diese brenzlige Lage manövriert hatte.
    »Der Graf von Isenberg schickt mich zu Euch, Meister Marsilius«, sagte er forsch, wobei er seine Stimme so tief wie

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