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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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möglich klingen ließ und eine Satzmelodie annahm, wie er sie aus Kärnten noch gut im Ohr hatte. Der Apotheker würde das nicht einordnen können; der König hatte seine Söldner aus vielen Gegenden angeworben.
    Marsilius rettete die Situation.
    »Ich bin hier gleich fertig, dann kümmere ich mich um das Anliegen des Kommandanten«, antwortete er mit gespielter Gleichgültigkeit. Der Alte schien der geborene Verschwörer zu sein.
    Zu Markus’ Erleichterung wandte der Apotheker den Blick gelangweilt von ihm ab und richtete ihn wieder auf seinen Arm. Der Arzt musste ihm wohl eine eitrige Wunde geöffnet haben, nun legte er einen Verband an.
    Als er fertig war, krempelte Jenzin seinen Ärmel wieder herunter, erhob sich von seinem Platz und ging zur Tür. »Bis übermorgen, Meister Marsilius. Habt Dank für Eure Hilfe!«
    Markus war an das schmale Fenster getreten und blickte hinaus, als gäbe es dort etwas Interessantes zu entdecken. So vermied er, dass Jenzin noch einmal sein Gesicht sehen konnte.
    Marsilius schloss die Tür hinter dem Apotheker, kehrte zurück in die Mitte der Kammer, zog sich einen Schemel heran und ließ sich daraufsinken.
    »Du vergeudest keine Zeit, nicht wahr?«, fragte er ihn vorwurfsvoll, mehr verärgert als besorgt. »Und
mir
wolltest du unterstellen,
ich
sei leichtsinnig. Wie nennst du es dann, wenn du am helllichten Tag durch die Stadt spazierst?«
    »Ich musste ein paar Sachen überprüfen«, antwortete der Gescholtene. Dann zog auch er sich einen Schemel heran.
    »Meister Marsilius, könnt Ihr uns fünfmal Kleidung und Gezähe von Bergleuten besorgen?«
    Verwundert zog der Arzt die Augenbrauen hoch.
    »Wir holen die Geiseln aus dem Verlies.«
    In knappen Worten erklärte er dem Verblüfften sein Vorhaben. Doch diesmal reagierte Conrad nicht wie erwartet mit Bedenken und Warnungen.
    Er beugte sich vor, und seine Augen leuchteten warmherzig, während er Markus den Arm auf die Schulter legte. »Ein Segen, dass du wieder da bist, Junge!«
    Von innerer Unruhe getrieben, stand der Arzt auf und schenkte sich und seinem Gast Bier ein.
    »Die anderen wagen sich kaum aus dem Versteck, viele haben den Mut verloren oder fürchten, Unschuldige könnten für ihre Aktionen bestraft werden«, sagte er. »Wenn ihr die Geiseln befreit, wird das ein Leuchtfeuer für die ganze Stadt! Darauf trinken wir! Gott schütze dich bei deinem kühnen Vorhaben!«
    Sie stießen an, dann sagte Marsilius: »Ich besorge, was ihr braucht. Gleich nachher gehe ich zum Bergmeister. Ihm können wir trauen, ich lege meine Hand für ihn ins Feuer. Clementia« – das musste die Magd mit dem losen Mundwerk sein – »bringt die Sachen noch heute ins ›Schwarze Ross‹. Hinten im Heu wird dann ein Korb stehen.«
    Marsilius öffnete mehrere Kästchen, die auf einem Brett an der Wand standen, begann darin zu kramen und holte zwei verschiedenfarbige kleine Krüge heraus. »Das hier ist gegen Fieber, das andere reinigt entzündete Wunden. Damit könnt ihr die Befreiten hochpäppeln. Sie sind inzwischen wahrscheinlich mehr oder weniger dem Tode nah. Sobald ich höre, dass eure Aktion geglückt ist und sich die Aufregung in der Stadt gelegt hat, schaue ich im ›Ross‹ vorbei.«
    »Glaubt Ihr, dass Jenzin mich erkannt hat?«
    Der Arzt zögerte. »Wahrscheinlich nicht. Aber vermeide es, ihm noch einmal unter die Augen zu kommen. Er würde dich, ohne mit der Wimper zu zucken, ans Messer liefern.«
    Es kam wirklich von Herzen, als Markus dem Arzt für seine Hilfe dankte. So verspürte er durchaus ein schlechtes Gewissen, als er sich beim Gehen vornahm, noch einmal zurückzukommen und sich ins Haus zu schleichen – später, wenn die grimmige Clementia die Sachen ins »Schwarze Ross« bringen würde. Er musste unbedingt Änne treffen, wenn sie allein war.
     
    Nachdem Markus seine Gefährten in ihrem Versteck auf dem Speicherboden davon unterrichtet hatte, was er auf der Burg in Erfahrung bringen konnte, legte er den königlichen Wappenrock ab und schlüpfte wieder in die unauffällige Kleidung, mit der er in die Stadt gekommen war.
    Wenig später wartete er in Meister Marsilius’ Pferdestall, in den er sich unbemerkt geschlichen hatte, und lugte durch einen Spalt nach draußen. Von seinem Versteck aus sah er direkt in den Kräutergarten.
    An diesem heißen Sommertag würde Änne sicher irgendwann vor Einbruch der Dämmerung die Pflanzen gießen.
    Neben seinem eigenen Braunen, der ihn freudig schnaubend begrüßt hatte, stand noch

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