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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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der Rotschopf verwirrt.
    »Aber das ist eine Legende!«, riefen Jan und Herrmann gleichzeitig, die im Gegensatz zu Christian offenbar wussten, wovon die Rede war.
    »Nein, ist es nicht«, widersprach ihnen Markus lächelnd.
    Zum Rotschopf gewandt, begann er zu erzählen.
    »Er wurde vor mehr als hundert Jahren gegraben – als Fluchtweg für den Mann, dessen Namen du trägst. Ein tapferer Ritter, der Begründer Freibergs und zu jener Zeit Vogt der Burg, die wenig später den Namen Freiheitsstein bekam. Seine Feinde, allen voran der grausame Sohn des damaligen Markgrafen, wollten seinen Tod. Deshalb organisierten sie einen Überfall auf das Dorf. Du musst wissen, damals hatte Freiberg noch kein Stadtrecht, sondern hieß Christiansdorf nach seinem Anführer«, erklärte er dem Jungen, der fasziniert seinen Worten lauschte.
    Doch auch die anderen schien seine Geschichte in den Bann zu ziehen, selbst wenn sie sie schon kannten.
    »Christian widersetzte sich erwartungsgemäß dem Befehl des Tyrannen, die Burg zu schließen, bevor die Dorfbewohner dort Zuflucht suchen konnten. Dann ritt er mit seinen Gefährten hinaus und vernichtete die Angreifer in einem blutigen Kampf Mann gegen Mann. Als er zurückkam, befahl der Sohn des Markgrafen, ihn festzunehmen. Christian war nicht bereit abzuschwören, und so schien seine Hinrichtung gewiss, auch wenn er eigentlich vor dem Landding hätte gehört werden müssen. Also gruben seine Freunde einen Fluchtweg von einer der Gruben bis unter den Bergfried.«
    »Und so ist er entkommen?«, fragte der Rotschopf begeistert.
    »Nein«, antwortete Markus, was das Leuchten auf dem Gesicht des Jungen zum Erlöschen brachte und ihn irritiert blicken ließ.
    »Er weigerte sich zu fliehen, um für seine Überzeugung einzustehen und den Geiseln das Leben zu retten. Der Sohn des Markgrafen ließ ihn noch während des Prozesses auf dem Burghof vor aller Augen von gedungenen Mördern töten. Christians Opfertod war es, der die Christiansdorfer schließlich dazu brachte, um das Stadtrecht nachzusuchen.«
    »Ich dachte auch, der Fluchttunnel sei eine Legende«, meinte Jan verwundert.
    Markus schüttelte den Kopf. »Nein, er endet direkt unter dem Bergfried. Er ist später wieder verfüllt und der Boden des Verlieses mit dicken Holzbohlen bedeckt worden. Wir können uns unter der Erde heranarbeiten.«
    »Woher willst du wissen, wo dieser verschüttete Gang beginnt? Es könnte praktisch überall sein, sogar in einer Grube, in der längst nicht mehr gearbeitet wird«, wandte Claus skeptisch ein, der bislang kaum ein Wort gesagt hatte.
    Über Markus’ Gesicht zog ein Grinsen. »Das ist ein Geheimnis, das nur der jeweilige Burgkommandant und der Hauptmann der Wache erfahren – sofern sie auf ehrliche Art an ihre Stellung gekommen sind. So können wir unauffällig kontrollieren, ob der Zugang unversehrt ist. Und wir können uns direkt ins Herz der Burg hineingraben, wenn sie von Feinden eingenommen wurde. Die wissen nichts davon oder halten es wie ihr höchstens für eine Legende aus uralter Zeit.«
    »Warum hast du mir das nie gesagt?«, entrüstete sich Jan.
    »Weil es kein Geheimnis wäre, wenn jeder davon erführe«, erwiderte sein Bruder leichthin.
     
    Es musste längst tiefe Nacht sein, als die vier Männer und Christian ihren kühnen Plan so weit ausgearbeitet hatten, dass sie am nächsten Morgen mit der Umsetzung beginnen konnten.
    Markus hätte lieber noch ein paar Tage gewartet, um mit dem Haberberger und anderen möglichen Verbündeten zu sprechen und sie für Friedrichs Feldzug zu gewinnen, bevor es für ihn noch gefährlicher wurde, sich in der Stadt blicken zu lassen. Doch angesichts des Zustandes der Gefangenen war Eile geboten.
    »Es tut gut, dich wieder hier zu haben«, meinte Herrmann froh, bevor sie sich zur Ruhe legten. Selbst wenn Markus im Schein des Talglichtes sein Grinsen nicht erkannt hätte – an der Stimme des Älteren hätte er es spätestens bei den nächsten Worten herausgehört. »Und kaum bist du hier, stürzen wir uns in eine tollkühne Befreiungsaktion. Du verrückter Kerl von einem Hauptmann!«
    Der Ältere kicherte wie ein kleines Mädchen. »Die werden sich wundern, wenn das Verlies plötzlich leer ist und es keine Erklärung dafür gibt! Vielleicht bestrafen sie sogar ihre eigenen Wachen.«
    Unverkennbar zufrieden brummte er: »Wenn sie uns nicht mehr damit drohen, unsere Leute aufzuhängen, können wir ganz anders zuschlagen. Dann nehmt euch in Acht, ihr

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