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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Aufruhr hervorrufen.
    Änne schien seine Gedanken zu erraten.
    Sie löste sich von ihm, nur ein wenig, gerade so weit, dass sie ihn wieder küssen konnte. Ihre schmalen Hände umklammerten seinen Nacken, fuhren seine Halswirbel entlang zum Rücken, liebkosten seine Brust, bis er – unendlich verblüfft – begriff, dass sie ihn wollte, jetzt und hier.
    »Komm!«, flüsterte sie zwischen zwei Küssen und zog ihn weiter mit sich in den Stall, um jeglichen Zweifel bei ihm auszuräumen. »Ich hab mich so nach dir gesehnt …«
    Seine Einwände erstickte sie, indem sie seinen Mund kurz mit ihrer Hand verschloss.
    Er ließ sich von ihr mitziehen, doch nach zwei Schritten blieb er stehen, umklammerte ihre Hände und hielt sie fest.
    »Änne, Liebste, hör auf!«, bat er. Lange würde er sich nicht mehr zurückhalten können. »Ich will dich nicht in noch mehr Schwierigkeiten bringen – hier, wo du fürchten musst, entdeckt zu werden.«
    »Fürchten?« Sie lachte kurz auf. »Ich habe das Fürchten verlernt, wo die Furcht so allgegenwärtig ist. Jeden Tag unter blutrünstigen Mördern umherzugehen … jeden Tag Gefahr zu laufen, ertappt zu werden, Folter und Tod zu erleiden …« Unsäglich bitter klang ihre Stimme, und die Worte gingen ihm durch und durch. Nun erst begriff er, wie groß ihre Hoffnungslosigkeit wirklich war. Gegen das, was ihnen beiden von den Söldnern des Königs drohte, wäre der Aufruhr eine Lappalie, den es unweigerlich geben würde, sollte jemand sie hier finden.
    »Doch
jetzt
fürchte ich wieder: dass sie dich in die Hände bekommen … dass ich dich ganz verliere …«
    Sie presste sich an ihn, küsste ihn wieder und flüsterte verzweifelt: »Morgen kann es zu spät sein. Morgen könnten wir beide tot sein. Da will ich wenigstens das noch gehabt haben …«
    Wie gern hätte er sie auf ein weiches Lager gebettet, auf weißes Leinen oder Moos auf einer sonnenumspielten Lichtung, um ihren Körper zu betrachten, zu erkunden und zu genießen!
    Doch sie hatte recht – dazu blieb ihnen weder Zeit noch Gelegenheit. Also versuchte er nicht länger, sein Begehren zu bezwingen, und schob ihren Rock hoch.
    Sehnsüchtig liebkoste er ihre Schenkel und ihren Leib, spürte, dass sie ihn erwartete. Dieses Glücksgefühl und ihr Duft nach Sonne und Kräutern berauschten ihn vollends.
    Und er fühlte, dass auch sie erschauerte.
    Während er ihre Schulter mit Küssen bedeckte, ihre Brüste streichelte, seine Zunge spielen ließ und sanft an ihren Knospen saugte, löste sie mit bebenden Fingern die Schnur, die seine Bruche hielt.
    »Mein Herz!«, flüsterte er, bevor er kraftvoll in sie eindrang. Für einen Moment hielt er inne, um das unbeschreibliche Gefühl auszukosten. Und dann liebte er sie, heftig und zärtlich zugleich, während sie ihre Finger in seinen Schultern vergrub, um ihr Stöhnen zu unterdrücken.
    Als sie sich endlich voneinander gelöst und ihre Kleider geordnet hatten, wischte sich Änne die Tränen vom Gesicht und sah ihm mit nahezu unheimlicher Ruhe ins Gesicht.
    Sie rechtfertigte sich nicht für ihr Tun, das andere als schamlos bezeichnen würden. Liebe kennt keine Scham.
    »Ich wäre damals bis ans Ende der Welt mit dir gegangen«, sagte sie stattdessen.
    Nach einem Moment des Schweigens fuhr sie fort: »Und ich würde es jetzt auch tun. Lieber heute als morgen. Es kümmert mich nicht, dass ich eine Ehebrecherin bin, wenn ich nur bei dir sein kann. Lass uns fliehen, am besten gleich, bevor sie dich töten!«
    Was musste alles geschehen sein in den letzten anderthalb Jahren, um sie so zu verändern?
    Mit widersprüchlichen Gefühlen zog Markus Änne erneut an sich und küsste ihr Haar, dann rückte er ihre Haube zurecht, wie er es schon einmal getan hatte – in jener Nacht, als er ihr seine Liebe gestanden hatte.
    »Ich kann jetzt noch nicht fort. Ich muss erst einige wichtige Dinge erledigen.«
    »So wichtig, dass du dein Leben riskieren willst?«, erwiderte sie.
    »Ja.«
    Mehr sagte er nicht. Sie verstand auch so. Er hatte einen Eid geschworen, die Bewohner der Stadt zu schützen.
    »Versprichst du mir wenigstens, dass du dich in Acht nimmst?«, fragte sie wehmütig.
    »Ich schwöre es. Sobald alles getan ist, hole ich dich und nehme dich mit mir. Du hast mein Wort.«
    »Meister Marsilius wird furchtbar gekränkt sein. Aber er wird es verstehen«, sagte sie leise.
    Diese Worte riefen in ihm erneut die peinigende Vorstellung wach, wie der alte Mann seine Geliebte in Besitz nahm, seine

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