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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Änne. Mühsam kämpfte Markus die aufsteigenden Bilder nieder.
    »Ich rede mit ihm. Er
muss
dich freigeben. Als Grund dafür kann er Kinderlosigkeit angeben. Und dann nehme ich dich mit zu Markgraf Friedrich«, versprach er erneut.
    Traurig liebkoste er ihren Hals. »Ich war ein Narr zu glauben, du seiest hier sicherer aufgehoben.«
    Sie lehnte sich an seine Brust und begann, ohne dazu aufzusehen, leise und stockend zu erzählen.
    »Der Vormund hatte mich abgefangen, als ich mit Clementia zu den Brotständen ging. Er packte mich am Arm und zerrte mich mit sich, um mich zum Kramermeister zu bringen. Ich widersprach – zum ersten Mal in meinem Leben, weil ich mich vor Berlewin fürchtete. Dafür hat er mich halb totgeschlagen. Clementia rannte inzwischen zu Marsilius, der in der Kesselmachergasse einen Kranken besuchte, und brachte ihn zu Jenzin.«
    Markus nahm alle Kraft zusammen, um die nächsten Worte ohne Bitterkeit herauszubringen. »Bestimmt sorgt er gut für dich, der Meister Conrad. Er hat recht – ich kann dir kein solches Leben bieten, wie du es nun gewohnt bist. Nicht einmal die nächste Mahlzeit …«
    Brüsk hob sie den Kopf. »Ich habe dir gesagt, dass mich das nicht kümmert! Auch ohne zu wissen, wo ich nächste Nacht schlafe oder wann wir etwas zu essen haben – ich will mit dir gehen! Bevor es zu spät ist.«
    »Ich hole dich, wenn meine Aufgabe hier erfüllt ist«, versprach er. »Bis dahin bewahre Stillschweigen.«
    Er küsste sie noch einmal leidenschaftlich, dann schob er sie zur Tür.
    »Und nun geh, bevor sie dich vermissen.«
    Änne widersprach nicht, sondern wankte hinaus in die einsetzende Dämmerung. Im Garten tauchte sie die Hände in den Eimer, um die vom Weinen geschwollenen Augen zu kühlen. So hockte sie dort, ein Bild der Verzweiflung.
    Markus wäre am liebsten umgekehrt, um sie wieder in seine Arme zu reißen und sofort mit ihr zu fliehen, weit weg von hier.
     
    Am Rascheln im Gebüsch und Knarren des hölzernen Zauns erriet Änne, dass sich Markus über die Umfriedung geschwungen hatte und vermutlich zurück in sein Versteck schlich. Sie lauschte noch eine Weile, ob sie von draußen Stimmen hörte, die darauf hindeuteten, dass ihr Liebster entdeckt worden war. Aber alles blieb still, abgesehen von ein paar bellenden Hunden und dem Grunzen eines Schweins, das jemand in die Gasse getrieben hatte oder das entwischt war.
    Wankend richtete sie sich auf und ging mit schleppenden Schritten ins Haus. Die welkenden Pflanzen blieben an diesem Abend unbenetzt.
    Zu ihrer Erleichterung kam ihr niemand entgegen oder rief nach ihr, als sie die Wohnstatt betrat. So ging sie gleich zum Hausaltar, um mit tief gesenktem Kopf und gefalteten Händen davor niederzuknien, während ihr die Tränen über das Gesicht rannen.
    Sie musste die Heilige Mutter Gottes anflehen, Markus vor Unheil zu beschützen. Das war ihr noch dringlicher als Vergebung für ihre eigene furchtbare Sünde.
    Sie hatte es nicht über sich gebracht, ihn fortzuschicken. Stattdessen hatte sie sich ihm angeboten wie die billigste Hure. Aber sie konnte einfach nicht anders. Sie liebte ihn.
    Sie wollte ihn spüren, seine Hände, seine Lippen, seine Kraft – vielleicht nur ein einziges, letztes Mal. Sie wollte fortführen, was er in jener letzten Nacht auf Freiheitsstein in ihr erweckt hatte und das Marsilius nie in ihr hervorrufen konnte.
    Was sie gerade erlebt hatte, dieses unglaubliche, unbekannte Glücksgefühl, das sie mit sich riss und alle Gedanken, Zweifel und Ängste fortspülte, hatte sie tiefer aufgewühlt als sonst irgendetwas in ihrem Leben.
    Ihr war, als hätte Markus sie aus der Starre der Gefühllosigkeit zurück ins Leben geholt.

Christians Pfad
    S obald der Morgen graute, mischten sich Markus und seine Mitverschwörer als Bergleute gekleidet unter die Männer, die zu den Gruben innerhalb der Stadtmauern gingen.
    Es wunderte sich niemand darüber, dass da Leute einfahren wollten, von denen einer nur eine Hand hatte, ein weiterer hinkte, der Dritte kaum Luft bekam. Der Staub und die ständigen Gefahren unter Tage machten viele Bergleute zu Krüppeln. Doch in Notzeiten wie diesen mussten die meisten von ihnen trotzdem weiterarbeiten, damit ihre Familien nicht hungerten.
    Der Bergmeister hatte ein Übriges getan und verbreiten lassen, in dem Gebiet, in das sie sich nun vorarbeiteten, würden Berggeister umgehen. Das sorgte dafür, dass sich niemand in ihre Nähe wagte.
    Die Furcht der Einheimischen vor Geistern war

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