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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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schütze dich, Liebes, dich und unser Ungeborenes!, betete er und versank in verzweifelten Grübeleien darüber, wie er schnellstmöglich entkommen konnte.
     
    Jan hatte die Kleidung eines königlichen Soldaten gewählt, als er am Morgen aufbrach, weil er Marsilius bitten wollte, ihm sein Pferd zu leihen, damit er schnell nach Rochlitz kam. Nur mit dieser Verkleidung konnte er die Strecke zurücklegen, ohne dass sich jemand fragte, ob er das Tier gestohlen hatte. Jetzt als Pferdedieb aufgehängt zu werden, das wäre ein ziemlich schlechter Zeitpunkt, dachte er.
    Dass ihm eine Hand fehlte, musste nun doch als Kriegsverletzung durchgehen. Außerdem würden die meisten Stadtbewohner eiligst die Blicke abwenden, wenn ihnen ein königlicher Soldat entgegenkam. Das erhöhte seine Chancen, unerkannt durch die Stadt zu gelangen.
    Der Arzt und seine junge Frau frühstückten gerade, als Jan das Haus betrat. Genauer gesagt, frühstückte Meister Conrad, während Änne nur an einem Becher Wasser nippte und mit grünlichem Gesicht im mit Speckwürfeln und Zwiebeln gewürzten Brei herumrührte. Ihre Augen waren tief umschattet.
    Jan wurde eingeladen zuzulangen und nahm das Angebot gern an. Viel mehr als Brot und ab und zu etwas Käse oder Hirsebrei hatten sie in der Regel auf dem Speicherboden nicht zu essen. Und sie mussten schon dafür dankbar sein, dass die Wirtsleute sie unter Lebensgefahr für sich die ganze Zeit versteckt hielten und verpflegten.
    Marsilius reagierte erwartungsgemäß entsetzt, als er erfuhr, dass die List verraten worden war, mit der sie Markus befreien wollten.
    Von Änne hingegen hatte Jan erwartet, dass sie zu weinen begann. Stattdessen erstarrte sie und sah mit verschleiertem Blick auf einen Punkt an der Wand, als hätte sie überhaupt nicht begriffen, was geschehen war.
    Der Arzt erklärte sich sofort bereit, Jan sein Pferd zu leihen.
    »Wenn man mich erwischt, sage ich, ich hätte es gestohlen, um Euch nicht in Verdacht zu bringen«, versicherte Jan.
    »Beten wir, dass das nicht nötig wird«, entgegnete Marsilius ernst.
    »Wenn sie mich kriegen, kommt es ohnehin nicht mehr darauf an, schätze ich«, meinte Jan leichthin.
    Als er fort war, ausgestattet mit reichlich Proviant, kehrte Marsilius zurück in die Kammer, in der er mit seiner Frau gefrühstückt hatte. Änne saß immer noch wie versteinert am Tisch.
    »Ist dir nicht gut, Liebes? Willst du dich ausruhen?«, fragte er besorgt. Es wäre ihm lieber, sie würde in Tränen ausbrechen, als so erstarrt dort zu hocken.
    Langsam wandte Änne ihm den Kopf zu, schüttelte ihn kurz, um ein Nein anzudeuten, und stemmte sich hoch; mit Mühe, als sei ihr Körper aus Blei.
    Plötzlich krümmte sie sich zusammen und presste die Hände auf den Leib.
    Marsilius schaffte es gerade noch, sie aufzufangen, bevor sie auf den Lehmboden sank. Er nahm sie auf die Arme, trug sie zum Bett und untersuchte sie.
    »Änne, Liebes«, sagte er dann mit bekümmerter Miene. »Wenn du dieses Kind bekommen willst … wenn
wir
dieses Kind bekommen wollen …, dann darfst du vorerst nicht aufstehen, sonst wirst du es verlieren.«
    Nun begann Änne zu weinen.
    »Und du darfst dich nicht aufregen! Sonst wird alles noch schlimmer«, sprach er auf sie ein. »Wir finden einen anderen Weg, den Hauptmann zu befreien!«
    Rasch ging er hinaus, um zu holen, was jetzt an Medikamenten helfen konnte, die Blutung zu stillen und die gequälte junge Frau in einen erholsamen Schlaf zu versetzen.
     
    Als ihr Mann die Kammer verlassen hatte, blickte Änne mit tränennassen Augen an die Deckenbalken, faltete die Hände und flüsterte: »Heilige Mutter Gottes, Maria, Gnadenreiche, ich flehe dich an: Lass Markus nicht sterben! Rette sein Leben und das meines Kindes! Lass ihn lebend aus der Gefangenschaft entkommen, und ich werde meiner Liebe entsagen, ihn ziehen lassen und Conrad Marsilius ein treues und ergebenes Eheweib sein. Wenn Du nur den vor dem Tod bewahrst, den ich über alles liebe …«

Hoher Einsatz
    D er September brachte nach anfangs heißen Tagen kräftige Regengüsse. Markus fror tags wie nachts, sein von Haft, Hunger und Folter geschwächter Körper hatte der Kälte kaum noch etwas entgegenzusetzen.
    Währenddessen schmiedeten seine Freunde auf dem Speicherboden des »Schwarzen Rosses« nach Jans Rückkehr aus Rochlitz immer verrücktere Pläne, um ihren Hauptmann zu befreien.
    Für eine ihrer doch wieder verworfenen Ideen hatten sie heimlich sogar Verbindung zum Anführer der

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