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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Jans Feuereisen aus dem Gürtel und versuchte, damit Funken zu schlagen. Endlich gelang es. Aus einem der Halme quoll ein dünner Faden Rauch. Vorsichtig blies er, es glühte rot auf, und bald züngelte eine Flamme im Stroh.
    Christian wartete noch einen Moment, um sich zu vergewissern, dass das Feuer nicht wieder ausging, dann spähte er durch die Luke nach unten und sprang hinab.
    Obwohl sein Herz vor Aufregung wild hämmerte, schaffte er es, eine gelangweilte Miene aufzusetzen, während er aus dem Stall schlenderte.
    Er rief dem Stallburschen, der inzwischen das zweite Tier sattelte, einen Witz zu und setzte sich auf den Stein am Brunnen, während er darauf wartete, dass gleich die Hölle losbrach.
     
    Die Pferde im hinteren Ende des Stalles witterten den Rauch als Erste und wurden unruhig. Ihr Wiehern, Schnauben und Stampfen drang bis auf den Hof. Dann bemerkten die Stallburschen den Qualm und rannten los. Ein Blick genügte ihnen, um zu erkennen, dass mit Löschen hier nichts mehr zu retten war.
    »Feuer im Stall! Holt die Pferde raus!«, gellten Rufe über den Hof. Schon drängten die ersten Tiere heraus, von Feuer, Rauch und Geschrei verstört. Es waren jene, die der Bursche gesattelt hatte und die nun durchzugehen drohten. Die Stallknechte zerrten mit aller Kraft am Zaumzeug und versuchten, die nervös tänzelnden Tiere zur Ruhe zu bringen. Wachen rannten durch den strömenden Regen in den Stall, um die kostbaren Hengste herauszuholen und zu retten.
    Genau das war der Augenblick vorerst größter Verwirrung, in dem es Jan und Herrmann schafften, den Käfig zu öffnen und Markus herauszuziehen.
    »Order vom Grafen – der Gefangene kommt bei jeglichem Zwischenfall in sicheren Gewahrsam!«, schnauzte Herrmann einen an, der ihn davon abhalten wollte. Mit einem kräftigen Hieb in den Nacken sorgte Jan dafür, dass der Mann keine weiteren Fragen stellte. Er warf sich seinen gefesselten Bruder über die Schulter und rannte mit ihm zum Backhaus.
    Die Magd mit der Hasenscharte riss die Augen auf, als er mit seiner Last vor ihr stand.
    »Du hast nichts gesehen«, rief Herrmann ihr zu. Sie nickte und bekreuzigte sich rasch, dann lief sie hinaus.
    Herrmann holte die Axt hervor, die Christian zuvor aus der Schmiede gestohlen hatte, sprengte mit zwei gut gezielten Schlägen die Hand- und Fußfesseln auf und warf Markus Wappenrock und Kettenhaube über.
    Ein Blick zum Backhaus verriet Christian, dass jetzt sein Auftritt kam, von dem alles abhing.
    Er rannte durch die Pfützen und tat, als wollte er dem Stallburschen helfen, eines der gesattelten Pferde zu bändigen. »Ich habe ihn«, brüllte er. »Lauf und hol die anderen aus dem Stall!«
    Dankbar stürzte der Junge los. Erste Rauchwolken quollen schon aus den Luken des Stalls; die Wachen waren vollauf damit beschäftigt, die wiehernden und stampfenden Tiere aus den Verschlägen zu holen und hinauszuführen.
    Christian, völlig unerfahren im Umgang mit Pferden, schaffte es mit etwas Glück, sein Tier dazu zu bringen, dass es sich Richtung Backhaus führen ließ.
    Markus zog sich nur mit der rechten Hand in den Sattel. Seine Linke war erschreckend angeschwollen, die geringste Bewegung verursachte unsägliche Schmerzen und Übelkeit. Der Folterknecht hatte ihm letzte Nacht das Handgelenk und mehrere Finger gebrochen. Rasch hob Jan den Rotschopf vor ihn in den Sattel, dann sprengte der Hauptmann los, die Zügel nur mit der Rechten haltend, während er Christian mit dem linken Oberarm an sich presste.
    Der Burghof war nun voller Pferde, die nach draußen drängten, und Männer, die sie bändigen wollten.
    Besorgt sah Markus, dass die Wachen bereits dabei waren, das Tor zu schließen, um die Pferde am Ausreißen zu hindern.
    Nur noch drei Längen! Er drückte dem Tier die Fersen in die Weichen, das wie er unbedingt entkommen wollte.
    Durch den Lärm tönte Herrmanns gebrüllter Befehl: »Das Fallgitter runter! Los!«
    Genau in diesem Augenblick passierte Markus das Tor. Direkt hinter ihm rasselte das Gitter herab. Damit war möglichen Verfolgern vorerst der Weg versperrt.
    In höchstem Tempo trieb er das Pferd weiter zum Peterstor. Das Rossweiner Tor lag der Burg zwar näher, aber von dort aus würden die Torwachen zu früh bemerken, dass auf der Burg etwas nicht in Ordnung war.
    Nun trennten ihn nur noch einige Augenblicke von der Freiheit – vorausgesetzt, dass Christian die Wachen übertölpeln konnte.
    Der Junge zitterte vor Aufregung im Sattel; es war das erste Mal,

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