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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Judensiedlung aufgenommen und mit ihm erwogen, ob ein paar seiner Händler »ganz zufällig« an dem ausgewählten Tag für noch mehr Enge auf dem Burghof sorgen konnten. Menachim Ben Jakub hatte zwar seufzend den Kopf geschüttelt über so viel Leichtsinn, aber versprochen, dafür zu sorgen, dass zum richtigen Zeitpunkt ein Gespann mit begehrten Waren auf dem Burghof stehen würde.
    Doch keiner dieser Pläne bot auch nur einigermaßen Aussicht auf Erfolg. Drei Schwierigkeiten schienen unüberwindlich, nachdem die Königlichen gewarnt waren: zu verhindern, dass Markus getötet wurde, kaum dass das Durcheinander auf dem Burghof begann, ihn heil durch das Tor der Burg und dann noch aus der Stadt zu bekommen.
    Sie waren einfach zu wenige!
    Ihn nachts aus dem Verlies zu befreien, hatten sie gleich verworfen. Es gab vor Tagesanbruch keine Möglichkeit, die Burg zu verlassen. Und von dem Augenblick an, wo das Verschwinden des Gefangenen entdeckt würde, säßen sie alle in einer tödlichen Falle.
    So überlegten sie immer verzweifelter hin und her, bis eines Vormittags, triefend nass vom Regen, Christian durch den Speicherboden stürzte und sich atemlos auf eine der Kisten fallen ließ.
    »Sie wollen ihn hängen!«
     
    Herrmann und Jan erstarrten mitten in der Bewegung.
    »Wann? Jetzt?«, fragte der Ältere kreidebleich, während Jan schon nach dem Schwert griff.
    Der Rotschopf schüttelte den Kopf, wobei Regentropfen aus seinen Haaren auf den Holzboden spritzten.
    »Nein. In vier Tagen!«, japste er, immer noch völlig außer Atem.
    Wenigstens für diesen Augenblick erleichtert, legten die Männer die Waffen wieder beiseite.
    »Hol tief Luft und berichte!«, drängte Herrmann den Jungen.
    Es dauerte eine Weile, bis Christian in der Lage war, zusammenhängend zu erzählen.
    »Die Wachen haben es gesagt … Sie meinen, sie hätten nun lange genug darauf gewartet, dass ihn jemand da rausholt … Entweder sei er als Geisel nutzlos, oder sie müssten für seine Freunde mehr Anreiz schaffen, damit sie endlich in die Falle gehen. Außerdem sei er sowieso kurz vorm Verrecken. Deshalb wollen sie morgen auf dem Marktplatz verkünden, dass er in drei Tagen hingerichtet werden soll. Von da an wird er doppelt bewacht.«
    »Also heute!«, entschied Herrmann sofort. »Wir haben nur diesen einen Versuch.«
    Er deutete zur Fensterluke. »Hoffen wir, dass es noch eine Weile weiter so regnet.«
    »Wie gehen wir vor?«, fragte Jan mit trockenem Mund und tastete nach dem Schlüssel in seinem Almosenbeutel. Sein Magen zog sich zusammen bei der Vorstellung, dass sein Bruder niedergestochen wurde, bevor er entkommen konnte.
    Sie mussten einfach blitzschnell sein. Noch bevor die Königlichen bemerkten, dass ihr Gefangener verschwunden war, musste Markus das Burgtor passiert haben. Aber wer wusste, ob er sich überhaupt noch auf den Beinen halten konnte? Nun würde der Folterknecht keinen Grund mehr sehen, sich zurückzuhalten.
    »Du bist ganz sicher, dass sie keinen Verdacht gegen dich hegen? Dass sie dir das nicht nur erzählt haben, um uns herauszulocken?«, vergewisserte sich Jan.
    »Ganz sicher«, beruhigte ihn Christian und schnitt eine Grimasse. »Die halten mich für ihren Freund. Ich wundere mich ja auch andauernd, wie ein Haufen Kerle so strohdumm sein kann.«
    »Unterschätze niemals einen Gegner!«, mahnte Herrmann.
    »Ich bin mir ganz sicher«, wiederholte Christian ernst.
    »Gut. Wir nehmen die Sache mit den Pferden«, entschied der Ältere.
    »Ohne Händlerkarren?«
    »Dafür bleibt keine Zeit«, entgegnete Herrmann, warf Jan einen königlichen Wappenrock zu und legte selbst einen an.
    »Ist heute nicht Neumond?«, fragte Markus’ Bruder nachdenklich, während er das Schwert gürtete.
    »Wir können nicht warten, bis es dunkel ist«, widersprach der Ältere ungeduldig. »Wenn die Stadttore erst einmal geschlossen sind, kriegen wir ihn morgen nicht mehr durch die Kontrollen.«
    »Ich denke an etwas ganz anderes. Will der Graf nicht immer bei Neumond zur Ader gelassen werden?«
    »Marsilius dürfen wir da nicht mit reinziehen, er ist zu wichtig.«
    »Er soll den Grafen ja auch nicht abstechen«, erklärte Jan. »Marsilius kann und muss da stehen wie die reingewaschene Unschuld. Aber wenn der Fettsack gerade mit geöffneten Adern in seiner Kammer sitzt, während unten das Chaos ausbricht, bringt uns das einen Moment Zeitgewinn – vielleicht gerade so viel, um zu verhindern, dass sie meinem Bruder die Kehle

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