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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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wie kann ein Bursche in deinem Alter so viel darüber wissen, was die Weiber in den Betten treiben?«, brüllte einer, als das Lied vorbei war.
    Das frag ich mich auch, dachte Christian und verdrehte die Augen. Jan und Herrmann werden mich eines Tages noch erschlagen, wenn ich sie weiter mit Fragen darüber löchere.
    »Ich lerne gern dazu«, konterte er dreist. »Würdest du mir ein hübsches Mädel vorbeischicken heute Nacht? Eigentlich – von mir aus kann sie gern schon kommen, solange es noch hell ist.«
    »Wie wär’s mit der da?«, grölte ein Kahlköpfiger und wies zum Backhaus.
    Christian legte erschrocken die Hände über die Augen. »So viel Schönheit blendet mich!«
    Wieder hatte er die Lacher auf seiner Seite. Die Magd mit der Hasenscharte war so alt und hässlich, dass sie sogar inmitten dieser verrohten Männer unbehelligt blieb.
    »Außerdem habe ich ja die Männerprobe noch nicht bestanden«, sagte er übertrieben kleinlaut und erntete dafür erwartungsgemäß fragende Blicke.
    »Den Biertest, ihr kühnen, trinkfesten Helden!«, rief er und grinste.
    »Ja, das sollten wir nicht auf die lange Bank schieben«, johlte einer, der gleich erriet, was gemeint war.
    »Aber nicht wieder einen ganzen Eimer!«, forderte Christian. »Ich muss mich erst langsam an euer Können heranarbeiten.«
    Erwartungsgemäß wurde er nach Vorschlägen gefragt.
    »Beginnen wir mit einem Krug. In einem Zug«, schlug der Rotschopf vor.
    »Das ist keine Kunst«, beanstandeten die Umstehenden einmütig.
    »Für euch nicht, ihr habt mir ja Jahre schonungslosen Saufens im Dienst für den König voraus«, rief Christian und spielte den Beleidigten.
    Er tat, als überlege er, dann sprang er von dem Stein und rief: »Ich hab’s!«
    Gespannt warteten die Wachen auf seinen Vorschlag.
    »Ein Wetttrinken mit
euch
wäre nicht gerecht. Aber wie steht’s mit dem dürren Gerippe da?«
    Lässig wies er auf Markus.
    Bevor jemand länger darüber nachdenken oder etwas einwenden konnte, redete er weiter. »Mal sehen, wer von uns beiden den Krug zuerst geleert hat!«
    Zu seiner eigenen Verwunderung ging die List auf; einer der Wachen wurde zu dem Fass in der Halle losgeschickt, um zwei Krüge mit Bier zu füllen.
    So einfältig kann eigentlich kein erwachsener Mann sein, dachte Christian fassungslos über das Gelingen seines Planes, während ihm ein paar Soldaten anerkennend auf die Schulter klopften.
    Und schon gar nicht so eine Horde auf einen Haufen!
    Tut mir leid, Hauptmann, wenn sie jetzt Späße auf deine Kosten machen. Aber Bier nährt. Und betrunken wirst du wohl nicht von einem Krug werden, auch wenn du hungrig und klapperdürr geworden bist.
    »Eins, zwei, drei!«
    Jemand flößte Markus das Bier ein, der keine Miene verzog, während sich Christian den Inhalt seines Kruges durch die Kehle laufen ließ.
    Er trank und trank und trank, wobei er über den Rand zur Seite schielte, wie weit Markus war.
    »Unentschieden!«, rief er, rülpste lautstark und schwenkte seinen Krug, als auch Markus das Gefäß von den Lippen genommen wurde.
    »Morgen eine neue Runde!«
    Gott segne euch für eure Einfalt!, dachte Christian grinsend, während er die Ratschläge der Männer entgegennahm, wie er beim nächsten Mal siegen könne.
    Mal sehen, ob ihr euch tatsächlich noch einmal übertölpeln lasst.
     
    Es dauerte eine ganze Weile, bis sich die Runde verlaufen hatte und Christian unauffällig mit seinem Hauptmann reden konnte.
    »Danke für das Bier«, flüsterte Markus und konnte diesmal ein Grinsen nicht unterdrücken. »Aber nächstes Mal warte bis zur Dämmerung damit! Hast du vergessen, dass ich hier nicht pissen kann?«
    »Oh!« Erschrocken schlug sich Christian die Hand vor den Mund. »Das hab ich nicht bedacht …«
    Er wollte sich verabschieden, doch Markus rief ihn leise zurück. »Wie geht es Änne?«
    Diese Frage quälte ihn, und er begann sich schon Schlimmstes auszumalen.
    Christian zögerte einen Moment zu lange, um für jemanden, der ihn so gut kannte, glaubhaft zu klingen. »Ich hab sie eine Weile nicht gesehen.«
    »Lüg mich nicht an!«
    »Na ja, es geht ihr nicht besonders gut«, gestand der Junge. Er zögerte erneut, dann sagte er, ziemlich verlegen klingend: »Die Leute munkeln, sie erwarte ein Kind.«
    Markus hätte beinahe aufgeschrien.
    Änne war schwanger! Nach anderthalb Jahren Ehe mit Marsilius hatte es keine Anzeichen dafür gegeben – und jetzt …
    Sie trug
sein
Kind!
    Fassungslos sank er in sich zusammen.
    Gott

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