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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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durchschneiden.«
    »Gut gedacht!«, befand der Ältere. »Also erst zu Marsilius, dann zu Pater Clemens.«
     
    Als königliche Soldaten verkleidet, gingen Jan und Herrmann durch den Regen zum Haus des Arztes. Christian begleitete sie und schlich sich zu Änne, während die Männer dem Medicus ihren Plan erklärten.
    Conrad Marsilius hatte tatsächlich Order bekommen, sich vor dem Abendläuten beim Grafen einzufinden.
    Er bestand aber darauf, diesmal allein zu gehen. Clementia wollte er nicht in Gefahr bringen, sollte etwas schiefgehen und seine Beteiligung auffliegen. Außerdem war es ihm lieber, sie blieb hier und kümmerte sich um Änne.
    Sie wogen kurz ab, ob die Frauen im Haus in Gefahr waren, sollte der Arzt auf der Burg in Verdacht geraten. Doch da Änne das Bett nach wie vor nicht verlassen konnte, ohne ihr Ungeborenes zu gefährden, und sie keinen bewaffneten Mann hatten, den sie zum Schutz der Frauen hier zurücklassen konnten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als auf Clementias Schlagfertigkeit und die Kraft des Knechtes zu vertrauen und ansonsten um Gottes Beistand für das Gelingen ihres tollkühnen Planes zu beten.
    Dazu gingen sie ins Burglehen nach St. Marien.
    Die Aussichten waren nicht besonders gut, dass sie alle diesen Tag überlebten. Deshalb ließ sich jeder der vier von Pater Clemens die Beichte abnehmen und von seinen Sünden freisprechen.
    »Gott schütze euch!«, sagte der junge Pater zum Abschied und legte dem Arzt die Hand auf die Schulter. »Ich werde für euch beten. Für euch und den tapferen Hauptmann.«
     
    Christian betrat als Erster den Burghof, freudig begrüßt von denjenigen Wachen, die sich bei dem strömenden Regen nicht in die Halle zurückziehen durften. Er schwatzte mit ihnen, planschte durch die Pfützen und schlenderte umher, als hätte er nichts zu tun, um dann irgendwann im Vorbeigehen Markus zuzuraunen: »Gleich! Halte dich bereit!«
    Der fiebrig wirkende und von Husten geschüttelte Hauptmann nickte kaum erkennbar und ließ sich gegen das Gitter seines Käfigs sinken. Aus Erschöpfung, wie jeder Beobachter vermuten würde – in Wirklichkeit jedoch, um seine Augenbinde etwas nach oben zu schieben und durch den Spalt zu beobachten, was geschah, während er sein letztes bisschen Kraft sammelte.
    Als Nächster trat Marsilius durch das Tor und ließ fragen, ob er beim Grafen vorgelassen werde, der einen Aderlass wünsche.
    Christian begann, um den Arzt herumzuspringen und respektlos Witze zu reißen.
    »Ein Medicus, ein Medicus«, sang er. »Sagt, Ehrwürdigster: Wer ist in der Überzahl? Die, die Ihr vorm Tode gerettet habt? Oder die, die Ihr auf den Gottesacker befördert habt?«
    »Haltet mir bloß diesen Possenreißer vom Leib!«, knurrte Marsilius.
    Doch die Wachen taten nichts dergleichen. Im Gegenteil, sie freuten sich und warteten darauf, dass ihr rothaariger »Freund« weiter seine Späße auf Kosten des Gelehrten trieb.
    So wunderte sich niemand darüber, dass Christian dem Arzt durch die Halle bis vor das Quartier des Kommandanten folgte, unablässig Witze reißend über die Vor- und Nachteile zu großer Gelehrsamkeit.
    Als Marsilius hereingerufen wurde, sah Christian durch den Türspalt, dass der fette Graf in seiner Kammer saß. Demnach würde der Arzt wohl gleich mit der Arbeit beginnen.
    Nun blieb nicht mehr viel Zeit.
    Zum Glück goss es immer noch wie aus Kannen. Deshalb hoffte er, dass ihn niemand beachtete oder sich fragte, was er wohl im Pferdestall zu suchen habe.
    »Der Hauptmann will Boten ausschicken, du sollst drei Pferde satteln«, erklärte er einem der Stallburschen, einem Jungen in seinem Alter mit auffallend abstehenden Ohren.
    »Ein Glück, dass ich kein Bote bin«, meinte der grinsend. »Denen wachsen Schwimmhäute zwischen den Fingern, noch bevor sie zum Tor hinaus sind.«
    Der Junge kletterte die Leiter hoch zum Heuboden und kam mit einem hölzernen Sattel wieder herunter. Dann wuchtete er das schwere Stück nach vorn und holte zwei weitere.
    Während der Bursche zu satteln begann, schaute sich Christian rasch um. Die anderen Stallknechte waren ein Stück von ihm entfernt damit beschäftigt, den Hengsten die Hufe auszukratzen oder Stroh aufzuschütten.
    Wenn alles gut lief, bekam der fette Graf gerade seinen Aderlass und würden Herrmann und Jan mittlerweile unerkannt auf dem Burghof sein.
    So schnell er konnte, kletterte er auf den Heuboden. Er hatte Glück. Niemand war hier.
    Christian ging zu einem Strohballen am hinteren Ende, zog

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