Blut und Silber
im Handstreich zu erobern.
»Das ist es!«, sagte Friedrich, als Markus geendet hatte. Seine Augen leuchteten vor Freude und Tatendrang. »So beginnen wir!«
Er stand auf, schob die Becher beiseite und rollte eine Karte auf dem Tisch aus.
»Meißen und Freiberg können wir vorerst noch nicht erobern, dazu reicht unsere Kraft noch nicht.« Er tippte auf die winzigen Stadtansichten, die die beiden bedeutendsten Orte der Mark Meißen symbolisierten.
»Also nehmen wir Großenhain und sichern die Nordostflanke der Mark.« Sein Finger deutete auf einen Punkt am rechten oberen Rand des Pergamentes, dicht neben einem der Zinnbecher, den er zum Beschweren auf die Ecken gestellt hatte.
»Ich lasse sofort hundert von meinen Männern als Verstärkung kommen«, bot Diezmann an. »Dann stehen wir übermorgen mit unserer gemeinsamen Streitmacht vor Großenhain.«
»Gut«, erwiderte Friedrich zufrieden und zog spöttisch einen Mundwinkel leicht nach unten, während er seinen Bruder ansah. »Ich denke, Großenhain wird keine zu große Herausforderung für uns.«
Diezmann grinste zurück. Früher hatten sie beide viel Zeit in Großenhain zugebracht, die Mauer um die Stadt war sogar auf ihre Weisung hin errichtet worden. Sie kannten die Befestigungsanlagen bis ins Detail, und die meisten Menschen in der Stadt und auf der Burg standen loyal zum Haus Wettin.
Wieder tippte Friedrich auf die Karte und zog den Finger quer über das Pergament. »Von Großenhain ziehen wir im Eilmarsch nach Südosten und holen uns Burg Rochlitz. Damit sichern wir den strategisch wichtigen Übergang der Zwickauer Mulde in die Mark Meißen. Falls der König Truppen gegen uns in Marsch setzt, fangen wir sie dort ab. Ich rechne fest damit, dass uns unterwegs Freiwillige zulaufen und viele Ortschaften auf unsere Seite wechseln. Danach können wir weitere Pläne schmieden.«
Ulrich von Maltitz sah auf die Karte und strich nachdenklich über sein Kinn.
»Es würde mir sehr gefallen, wenn
rein zufällig
gerade Adolfs Vetter und Statthalter auf der Rochlitzer Burg wäre, während wir sie einnehmen …«
Überrascht sah Friedrich auf seinen Ritter und Vertrauten. »Ihr habt einen Plan, mein Freund? Nur heraus damit!«
»Man müsste ihn unter einem Vorwand dorthin locken …«, spann Ulrich seinen Faden. »Nichts Ernsthaftes, damit er nicht zu viele Bewaffnete mitbringt. Vielleicht ein Fest?«
»Einer meiner Leute könnte sicher das Siegel des Rochlitzer Burgkommandanten besorgen«, schlug Markus vor.
»Ist dort auch jemand Verschwiegenes, der das Schreiben aufsetzen kann, ohne dass es Verdacht erweckt?«
»Ja«, meinte Markus, der sofort an Nikol Weighart dachte, den einstigen Bürgermeister. »Aber Ihr würdet mir einen persönlichen Gefallen tun, mein Fürst, wenn wir dem Grafen von Isenberg ebenfalls eine Einladung zu diesem Fest schicken.«
Sein Gesicht verzog sich grimmig bei diesen Worten.
»Ich verstehe«, erwiderte Friedrich mit feinem Lächeln. »Und ich glaube, ich würde ihn auch gern kennenlernen.«
Als sie die Kammer verlassen hatten, hieb Ulrich Markus die Hand auf die Schulter. »Das feiern wir!«
In der Halle ließ er sofort Wein kommen.
Doch Markus schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich sollte zuerst etwas essen, sonst reite ich morgen sturzbetrunken nach Rochlitz. Oder aus Versehen in die falsche Richtung …«
Ulrich lachte und winkte eine weitere Magd herbei, um Essen zu ordern. Die Abendmahlzeit hatten sie versäumt, aber sie bekamen noch gebratenes Huhn und weißes Brot.
Etliche Becher später war Ulrich endlich so weit, das Gespräch auf ein heikles Thema zu bringen.
»Was ist mit dem Apothekermündel? Wolltest du sie nicht freien?«
Markus fühlte sich, als hätte er einen Schlag in den Magen erhalten. Mühsam holte er Atem.
»Ich weiß nicht, wie ich es fertiggebracht habe, ohne sie Freiberg zu verlassen«, gestand er, nachdem er erzählt hatte, was geschehen war. »Alle paar Schritte wäre ich am liebsten umgekehrt und zurück in die Stadt geritten. Aber ich wäre nie lebend hineingekommen. Und sie kann nicht fort.«
Er sackte in sich zusammen und stützte den Kopf auf eine Hand. »Jetzt habe ich sie endgültig verloren. Ich weiß nicht einmal, wie es ihr geht und ob sie noch lebt. Mein Kind könnte jetzt schon geboren sein.«
»Dein Kind!«
Verblüfft starrte Ulrich ihn an. »Ich sollte dich jetzt wohl dringend ermahnen, sie dir für alle Zeit aus dem Kopf zu schlagen. Sie ist eine verheiratete Frau. Ihr
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