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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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sein Bruder, der unterwegs wieder zu ihnen gestoßen war, nachdem er von der Entscheidung des neuen Königs erfahren hatte, höflich aufgenommen worden. Doch Albrecht von Habsburg hatte es abgelehnt, seine wettinischen Schwäger zu einem privaten Gespräch zu empfangen. Dies war kein gutes Zeichen. So war Friedrich gezwungen, sein Anliegen ganz offiziell vor all denen vorzutragen, die den Saal bevölkerten, und das waren in diesem Moment mehr als sechzig Edelleute. Er wusste ihre Augen wie Messerspitzen auf sich gerichtet und fühlte sich zum Bettler erniedrigt. Doch selbst das war er bereit hinzunehmen, wenn er nur sein Land zurückbekäme.
    Allerdings ließ Albrechts Reaktion nicht darauf hoffen.
    »Gilt das Wort eines Mannes nicht mehr, wenn er erst auf dem Thron sitzt?«, fragte Friedrich laut und provozierte damit empörtes Zischen und Rufe im Saal. Diezmann neben ihm murmelte zwischen den Zähnen: »Beherrsche dich! Sonst lässt er uns beide noch hinauswerfen.«
    »Wir haben Wenzel von Böhmen bereits in Wien die Mark Meißen und das Pleißenland zugesagt. Dies war seine Bedingung dafür, Unsere Sache zu unterstützen«, wies Albrecht den rebellischen Wettiner scharf zurecht. Wenn er geglaubt hatte, damit Friedrichs Zorn zu zügeln, hatte er sich gewaltig geirrt.
    »Ihr habt es ihm schon im
Februar
zugesagt? Als wir noch miteinander Pläne schmiedeten und Ihr mich in dem Glauben wiegtet, nach Euerm Sieg mein Land zurückzubekommen?« Friedrich hatte jegliche Farbe aus dem Gesicht verloren.
    »Gestattet, dass ich mich zurückziehe, Majestät.«
    Mit einer Handbewegung erteilte Albrecht von Habsburg die Erlaubnis. Sich mit aller Kraft aufrecht haltend, durchquerte Friedrich unter den Blicken der Anwesenden den prunkvollen Palas, gefolgt von seinem Bruder und dem ebenfalls bleich gewordenen Ulrich von Maltitz.
    Als die Türen zum Saal hinter ihnen wieder geschlossen waren, ging Friedrich schwer atmend zu einem der Fenster, stützte sich gegen die Wand und sah hinaus, auf irgendeinen Punkt in der Ferne. Dann wandte er sich zu seinen Begleitern um.
    »Er nannte mich Bruder!«, stieß er ungläubig und zornig zugleich hervor. »Und dabei wusste er schon, dass er mein Land dem Böhmen gibt!«
    Ulrich von Maltitz war nicht minder erschüttert und brüskiert über das Eingeständnis des Habsburgers. Hatten sie bis eben noch gehofft, das Ganze könnte ein Irrtum sein, eine List oder ein Provisorium, bis der wahre Herr der Mark Meißen wieder die Regentschaft übernahm, so waren sie jetzt jeder Hoffnung beraubt und ihre Lage trostloser als je zuvor.
    »Was nun?«, murmelte Diezmann ratlos. Ihm blieb zwar die Lausitz – aber wie lange noch? Um das Pleißen- und das Osterland würde er kämpfen; er war nicht bereit, seine Stellungen dort aufzugeben. Würde der offenkundig landhungrige neue König am Ende noch seine Hand auf Thüringen legen, das ihr Vater vor Jahren Adolf von Nassau verpfändet hatte?
    Wenn sich der neue König auf diesen Handel berief, wären die Wettiner nahezu restlos entmachtet – schlimmer noch als zu Zeiten des Nassauers, der Thüringen wenigstens noch pro forma von dem alten Landgrafen regieren ließ.
    Heinrich von Kärnten trat zu der kleinen Gruppe.
    »Es tut mir leid«, sagte er leise zu seinem Schwager. »Aber gib die Hoffnung noch nicht ganz auf, ich bitte dich!«
    Er wies mit dem Kopf leicht zur Tür, hinter der Albrecht von Habsburg Hof hielt. »Er steht unter vielerlei Zwängen. Die Fürsten haben ihm bei der Wahl Zugeständnisse abverlangt, die kaum geringer wiegen als die, welche seinem Vorgänger zum Verhängnis wurden. Und insgeheim wird er von allen Seiten als Königsmörder beschimpft.«
    »Worauf soll ich jetzt noch hoffen?«, fragte Friedrich, der diese Worte fast herausschrie. »Dass er irgendein entlegenes Lehen in seinem Reich findet, das niemand haben will, und mich damit für seinen beispiellosen Wortbruch abfindet? Einen Gutshof? Drei verarmte Dörfer in einer Sumpflandschaft?«
    »Ich werde einen günstigen Moment abwarten und auf ihn einwirken, damit er dir wenigstens die Orte überlässt, die du dir im ehrlichen Kampf erobert hast, Rochlitz und Großenhain«, versuchte der Herzog von Kärnten, ihn zu beschwichtigen. »Das ist ein Anfang.«
    Heinrich und seine Brüder hatten durch ihre verwandtschaftliche Beziehung mehr Einfluss auf den neuen König als die Wettiner. Sie waren nun auch mit dem Herzogtum Kärnten belehnt worden, über das ihr Vater einst regiert

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