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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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mageres Mädchen, das ihn neugierig angestarrt hatte und dabei errötet war.
    »Sie wird bald dreizehn«, entgegnete die Landgräfin scharf. »Und du kannst sicher sein, dass ich sie nie opfern würde. Sie bewundert dich. Nachdem sie ihr ganzes junges Leben lang mit ansehen musste, wie ein unfähiger Herrscher das Land zugrunde richtet, sehnt sie sich wie viele andere auch danach, dass jemand Thüringen aus der Not herausführt. Es genügt doch vorerst, die Verlobung bekanntzugeben.«
    Ein Unterton in ihren Worten verriet Friedrich etwas, das sie nie offen eingestehen würde. Seine heimlichen Gefühle für Elisabeth waren nicht erloschen, auch wenn sich zwischen ihnen nie mehr ereignet hatte als dieser eine, innige Kuss in Prag. Und er war sicher, dass Elisabeth seine Gefühle erwiderte. Sollte er jetzt ihre
Tochter
heiraten?
    Ich opfere sie nicht, hatte sie gesagt. Das Opfer brachte womöglich nicht die jüngere Elisabeth, sondern deren Mutter. Er wäre bereit, um dieser Frau willen seinen Vater zu hintergehen und eine schwere Sünde auf sich zu laden. Vielleicht war auch Elisabeth dazu bereit. Doch niemals würde sie ihre Tochter betrügen, dafür glaubte er sie zu gut zu kennen. Von dem Moment an, da er die jüngere Elisabeth heiratete, war jene Elisabeth für ihn unerreichbar, die er wirklich begehrte.
    Und was würde das Mädchen dazu sagen, dass sie einen dreißig Jahre älteren Mann heiraten sollte?
    Es war nicht ungewöhnlich für die Töchter von Adligen. Wenn Elisabeth recht hatte mit der Schwärmerei ihrer Tochter, so störte ihn womöglich der Altersunterschied viel mehr als sie. Was sollte er mit einem Kind an seiner Seite? Selbst wenn sie die Hochzeit hinausschoben, bis sie etwas älter war – was sollte er mit einem unreifen jungen Ding nach all den Abgründen, durch die er gegangen war? Blieb ihm wirklich kein anderer Weg, als über die Heirat mit einem halben Kind eine Position zu erringen?
    Er empfand diesen Gedanken als demütigend. Doch Elisabeth ließ ihm keine Zeit für Einwände.
    »Sprich mit ihr – und entscheide dann«, sagte sie, stand auf und ging.
     
    Das Treffen wurde noch für den gleichen Tag arrangiert. Missgelaunt versuchte Friedrich, sich vorzustellen, mit welchen Augen ihn wohl ein Mädchen von dreizehn Jahren betrachten würde. Er war jetzt einundvierzig, schlank, großgewachsen, sein dunkles Haar und der Bart ohne graue Strähnen, und im Schwertkampf würde er immer noch gegen die meisten Jüngeren bestehen. Doch sehnten sich diese jungen Mädchen nicht alle nach einem jungen, strahlenden Ritter, bevor sie dann ihren Vätern gehorchen und einen deutlich Älteren heiraten mussten, um Land zu bekommen oder eine wichtige dynastische Verbindung einzugehen?
    Ein Türknarren riss ihn aus seiner schlechten Stimmung. Begleitet von ihrer Mutter, trat die jüngere Elisabeth von Lobdeburg-Arnshaugk ein.
    Unübersehbar hatte sie sich sehr verändert seit ihrer kurzen Begegnung in Prag im vergangenen Jahr. Sie war beinahe eine Handspanne gewachsen, ihr Körper begann, frauliche Formen anzunehmen.
    Das lange blonde Haar trug sie offen, ihr Kleid war aus kostbarem blauem Damast, aber von schlichtem Zuschnitt. Auf üppigen Schmuck konnte sie verzichten. Sie hatte die Schönheit ihrer Mutter, verbunden mit dem Liebreiz der Jugend. Elisabeth versank in einem eleganten Knicks, bevor sie ihn mit einem ehrfürchtigen »Fürst Friedrich!« begrüßte. Höflich reichte er ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen und sie zu einem Platz zu geleiten, wo sie zwar unter Zeugen, dennoch unbelauscht sprechen konnten. Er sah, dass das Mädchen eingeschüchtert und verlegen war. Sofort legte er seine Missstimmung ab. Es war wohl an ihm, ihr etwas Mut einzuflößen.
    »Nach den Erzählungen Eurer Mutter müsst Ihr eine außergewöhnliche junge Frau sein«, sagte er mit aufmunterndem Lächeln. »Was sie mir verschwieg: dass Ihr auch von außergewöhnlicher Schönheit seid.«
    Er musste sich nicht einmal zwingen, diese Worte auszusprechen. Mit einem Lächeln dankte sie ihm.
    »Überspringen wir die höfischen Floskeln?«, schlug sie vor, nicht brüsk, sondern eher schelmisch. Dann wurde ihr Gesicht ernst. »Mir scheint, es bleibt nicht viel Zeit. Deshalb sage ich es geradeheraus: Ich kann Euch nicht sagen, ob ich Euch lieben werde, dazu weiß ich zu wenig von diesen Dingen.«
    Sie zögerte und holte tief Luft, um ihre Verlegenheit zu überspielen. Dann jedoch sagte sie voll tapferer Entschlossenheit: »Aber ich kann

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