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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Auftrag die Wartburg zu übernehmen. Außerdem wird der König nächsten Monat einen Feldzug gegen Thüringen beginnen.«
    Die jüngere Elisabeth wurde kreidebleich und schlug die Hand vor den Mund, um einen Entsetzensschrei zu unterdrücken. Mit aufgerissenen Augen starrte sie auf ihren Mann. Auch ihrer Mutter war jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen.
    »Diesmal meint er es ernst …«, sagte sie in die Stille hinein. »Diesmal will er dich nicht nur aus dem Land vertreiben, sondern dich vollends vernichten.«
    Sie lehnte sich zurück, ihre Hände umklammerten einen Psalter. »Was unternehmen wir?«
    »Zuerst sollte uns Goldacker erzählen, was er noch weiß«, schlug Ulrich nüchtern vor, der sich immer noch fragte, warum ausgerechnet Sibylla zu diesem Kreis hinzugerufen worden war. Was wusste sie? Warum hatte er sie vorhin nicht danach gefragt?
    Nun ja, zumindest auf die letzte Frage kannte er die Antwort. Nach Friedrichs auffordernder Geste begann der Marschall vom Hoftag zu berichten, während er seine stechend blauen Augen über die Runde wandern ließ.
    »Der König beruft sich auf den Vertrag Eures Vaters mit Adolf von Nassau über die Abtretung Thüringens. Er überschüttete den Landgrafen mit bitteren Verwürfen, hielt ihm den Bruch des Kaufvertrages vor und machte ihn für die Widersetzlichkeit seiner Söhne – also Eure und die Eures Bruders – verantwortlich. Der Landgraf musste einen feierlichen Eid darauf leisten, dass Thüringen nach seinem Tod an die Krone fällt. Als Bürgschaft dafür nahm der König Euerm Vater den Schwur ab, binnen acht Tagen die Wartburg den beiden Ordensrittern zu übergeben.«
    Und wer die Wartburg hat, dem gehört Thüringen, dachte Ulrich.
    »Doch es reicht dem König nicht, Euch nur zu enterben«, fuhr Herrmann von Goldacker nüchtern fort. »Er will nächsten Monat gegen Euch zu Felde ziehen. Das wird er wohl heute oder morgen auf dem Hoftag offiziell verkünden. Aber ich dachte mir, jeder Tag zählt, damit wir uns vorbereiten können. Außerdem« – mit einem zynischen Lächeln sah er auf Sibylla – »gibt es noch ein pikantes Detail, das diese Frau in Erfahrung gebracht hat. Sie soll selbst berichten.«
    Sibylla trat vor und kniete nieder. Sie sah Friedrichs Blick auf sich gerichtet, der durch nichts verriet, ob er sie erkannte. Doch jetzt musste sie wohl nicht mehr fürchten, dass er nach ihr verlangte. Sie wusste, dass er mit einer thüringischen Edelfrau verheiratet war, an der ihm viel lag. Selbst falls er seine Frau betrog – und das taten die meisten Fürsten, wie sie oft genug erlebt hatte –, würde er sich dafür wohl eher eine Jüngere suchen.
    »Ich gehöre … gehörte … zu einer Gruppe von Spielleuten, die beim Hoftag vor den hohen Gästen auftrat«, begann sie. »Einer der Edelleute des Königs ließ uns bei einem Fest in seinen privaten Räumen musizieren. Zu später Stunde, nach etlichen Bechern Wein, prahlte er vor seinen Gästen mit Einzelheiten über den geplanten Feldzug. Der König baue fest darauf, dass sich die Eisenacher gegen das Haus Wettin wenden werden, wenn er ihnen Reichsfreiheit verspricht. Dazu seien bereits Unterhändler an die Bürgerschaft ausgesandt.« Sibylla sah keinen Grund zu gestehen, wie sie an diese Information gekommen war. Als der Gastgeber begehrliche Blicke auf sie warf, hatte der Anführer ihrer Gruppe sie gezwungen, sich dem Mann hinzugeben und ihn dabei auszuhorchen. Sibyllas teuer erkauften Informationen bot er umgehend für bare Münze dem thüringischen Marschall an. Es war keine Seltenheit, dass sich Spielleute, die von Burg zu Burg zogen und vor hohen Herren auftraten, ihr Geld auch durch Spionage verdienten. Ihr Anführer hatte Sibylla dazu bei jeder sich bietenden Gelegenheit benutzt. Dem zu entkommen, war ein weiterer Grund, trotz aller Gefahr bei Ulrich zu bleiben.
    Wenn Ulrich sie noch wollte.

Kriegsvorbereitungen
    M ir bleibt keine Wahl, als sofort Truppen aufzustellen«, verkündete Friedrich in das Schweigen hinein, nachdem Sibylla hinausgeschickt worden war. Niemand in dieser Runde erwog auch nur ansatzweise die Möglichkeit, dass er sich dem Habsburger ergeben oder freiwillig erneut ins Exil gehen könnte. Offenkundig war der König fest entschlossen, das Haus Wettin auszulöschen. Und Albrecht von Habsburg war ein Gegner, den man überaus ernst nehmen musste. Er verfügte über eine große Streitmacht, war klug, tatendurstig und ein außergewöhnlicher Kämpfer. Er würde nicht

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