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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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hätte, sich mit einer kleinen, unbedeutenden Grafschaft für den Verlust der Mark Meißen abzufinden …
    Doch das war für ihn undenkbar – nicht nur wegen des kaiserlichen Blutes, das in ihm floss, sondern auch, weil er von dem Drang beseelt war zu beweisen, dass er ein besserer Herrscher war als sein im ganzen Land verrufener Vater.
    Also blieb nur der Kampf. Er war ein Ritter, und das Kämpfen war seine Aufgabe. Doch wenigstens würde Sibylla diesmal an seiner Seite bleiben. Wenn erst diese Beratung zu Ende war, dann würde er sie in seine Kammer führen und mit ihr das Wiedersehen feiern, bis der Morgen graute. Er konnte es kaum erwarten.
     
    »Ich habe Angst«, gestand die jüngere Elisabeth ihrem Mann, als die anderen gegangen waren.
    Er nahm ihre eiskalten Hände zwischen seine. »Das musst du nicht. Goldacker ist ein tüchtiger Mann. Er würde sein Leben geben, um dich und unser Kind und deine Mutter zu schützen.«
    »Ich habe ja auch nicht um mich Angst, sondern um dich!«, sagte sie, Tränen in den Augen.
    Das war nur die halbe Wahrheit. Sie fürchtete sich auch vor dem Marschall mit den kalten blauen Augen, der weder Gnade noch Milde zu kennen schien. Seine bloße Gegenwart genügte, um sie zum Frösteln zu bringen. Doch das behielt sie lieber für sich, um nicht zurechtgewiesen oder für schwach gehalten zu werden.
    Friedrich zwang sich, ruhig zu bleiben. Alles in ihm drängte danach, etwas zu tun, um dem Unheil gewappnet gegenübertreten zu können. Doch seine junge Frau hatte ihn noch nie in den Krieg ziehen sehen. Die Jahre ihrer Ehe waren genau genommen beinahe die einzigen in seinem Leben, in denen er nicht zum Kampf aufbrechen musste. Bisher.
    »Gott wird Seine schützende Hand über uns halten«, versuchte er Elisabeth zu beruhigen.
    »Ja«, flüsterte sie und bemühte sich krampfhaft, ihre Tränen zurückzuhalten. »Vielleicht sollte ich besser gleich in die Kapelle gehen und beten.«
    Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Mit seinen Gedanken war er schon weit fort, noch bevor sie den Raum verlassen hatte. Der Augenblick des Friedens, den sie noch vor weniger als einem halben Tag in dieser Kammer erlebt hatten, war hoffnungslos vorbei. Von nun an wurde sein Leben wieder vom Kampf bestimmt. Und noch nie war er zu einem Kampf mit solch ungewissem Ausgang angetreten.
     
    Markus – inzwischen als Sergent in Friedrichs Diensten – war von Ulrich über die Lage und seinen Auftrag informiert worden und packte sein Bündel zusammen. Dabei wusste er missbilligende Blicke aus zwei Augenpaaren auf sich gerichtet.
    »Musst du fort?«, fragte der sechsjährige Franz, der sich sein Brot als Küchenjunge auf der Wartburg verdiente. Doch weil er noch so klein und es schon spät war, hatten ihn die anderen schlafen geschickt.
    Markus ließ sich auf die Bank in der Gesindekammer nieder und klopfte auf den Platz neben sich, um ihn einzuladen, sich zu ihm zu setzen. Er mochte den Jungen vom ersten Moment an, als er ihm begegnet war. Damals war ihm der Kleine vor die Füße gepurzelt und hatte Rotz und Wasser geheult. Markus erkannte rasch die Ursache seines Kummers und zog dem Widerstrebenden einen großen Splitter aus dem nackten Fuß. Seitdem genoss er die grenzenlose Bewunderung des Jungen und verbrachte gern Zeit mit ihm, wenn es seine Pflichten erlaubten.
    Dabei musste er oft daran denken, wie es wohl seinem Sohn ergehen mochte, der inzwischen sogar schon etwas älter als sein kleiner Freund auf der Wartburg sein musste. Ob er wohl gesund war, ein fröhlicher und kräftiger Bursche? Welchen Namen hatte Änne ihm gegeben? Nicht einmal das wusste er – geschweige denn, ob sie und der Junge überhaupt noch lebten.
    Wenn er mit Franz zusammensaß, war ihm fast so zumute, als würde er Zeit mit seinem Sohn verbringen. Es ergab sich bald, dass auch die Mutter des Jungen seine Nähe suchte, eine der Mägde auf der Burg. Und irgendwann kam sie in sein Bett. Jetzt aber starrte ihn Lena missmutig an, während er ihrem Sohn geduldig zu erklären versuchte, warum er fortmusste und dass er nicht sagen konnte, wann er wiederkam. Schicksalsergeben richtete er sich darauf ein, dass sie ihn mit Vorwürfen überschütten würde. Dabei flogen seine Gedanken schon fort von hier, fort von Thüringen zu seinen Freiberger Gefährten. Wem von ihnen würde er bald wiederbegegnen?
    Er hatte richtig vermutet. Kaum dass der Junge eingeschlafen war, setzte sich Lena neben ihn.
    »Kannst du es nicht einrichten, dass sie dich

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