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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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kleinen Kreuzen markierte er die Lage der Tore. »Die beiden Haupttore haben neue Vortore, mit starken Mauern und überdachten Wehrgängen. Wo die Wehrmauer noch am ehesten zu erreichen wäre, zwischen Predigertor und Frauenkirche, ist vor dem Stadtgraben noch ein zusätzlicher Wallgraben angelegt worden. Sogar die beiden Türme der Marienkirche wurden abgerissen, die bis an die Mauer reichen, damit die Wehrgänge nicht unterbrochen werden.«
    »Was ist mit der Klemme?«, warf Friedrich ungeduldig ein. Als er den fragenden Blick seines Schwagers sah, erklärte er diesem: »Eine Zwingburg an der nördlichen Ringmauer. Sie hat einen unabhängigen Zugang zur Stadt. Mein Großvater ließ sie einst anlegen.«
    Sättelstedt hob bedauernd die Schultern und holte tief Luft. »Euer Vater hat sie kurz nach Eurer Abreise den Eisenachern verkauft, und die haben sie mit Freuden sofort abgerissen.«
    Mit Friedrichs Beherrschung war es schlagartig vorbei. Wütend ließ er die Faust auf den Tisch krachen und stieß einen zornigen Laut aus.
    »Wir müssen nicht Eisenach stürmen, wir wollen doch nur auf die Wartburg – vorerst …«, versuchte Ulrich ihn zu beschwichtigen.
    »Genau! Machen wir die Belagerer zu Belagerten!«, schlug Heinrich fröhlich vor. »Wir blockieren die Tore, und du kannst derweil in aller Ruhe hochreiten, deine Frau und dein Kind umarmen und den nächsten Sohn zeugen.«
    Zu den thüringischen Rittern gewandt, fragte er: »Welche Wege muss man kontrollieren, um freien Zugang zur Wartburg zu haben?« Sättelstedt markierte mit schwarzen Kreuzen rund um Eisenach die Kette der Burgen, die größtenteils im Erbfolgekrieg vor einem halben Jahrhundert angelegt worden waren.
    »Diese Burg hier« – er wies auf ein Kreuz unterhalb des angedeuteten Frauentores – »müssen wir einnehmen. Dann ist der Hauptweg frei; der einzige Weg, auf dem auch ein Gespann mit Proviant, Wasser oder Bier hochkommt. Um alles andere können wir uns später kümmern.«
    »Und wie stark besetzt ist die Stadtburg?«
    Der Turnierheld grinste. »Nicht stark genug, damit sie einen Ausfall wagen können. Sie haben doch alle wettinischen Ritter aus der Stadt vertrieben. Geblieben sind nur etwa zwei Dutzend, die sich ihre Dienste gut von den Eisenachern bezahlen lassen.«
     
    Wenig später stand der Plan fest.
    Zwei Drittel ihrer Streitmacht wurden gebraucht, um die Stadttore Eisenachs zu blockieren. Waren die Stadtbewohner erst eingeschlossen, würden vierzig bis fünfzig Kämpfer noch diese Nacht die Burg vor dem Frauentor stürmen. Sobald die Burg gefallen und die Weggabelung frei war, sollte eine Gruppe von vierzig Reitern mit den beiden Fürsten und Friedrichs Sohn zur Wartburg emporstürmen.
    Ulrich würde die Einnahme der Frauenburg befehligen und suchte dafür Freiwillige. Jedem war klar, dass dies der gefährlichste Teil der Unternehmung war.
    »Christian und ich könnten als Gaukler um Einlass bitten«, schlug Sibylla vor, die am Rande stand und Ulrich nicht aus den Augen gelassen hatte.
    »Wir lenken sie ab. Oder ihr nutzt den Augenblick, in dem sie uns hereinlassen.«
    Ulrich zögerte. Sibyllas Vorschlag war gut und könnte ihnen eine Menge Toter ersparen. Doch er schickte sie äußerst ungern auf eine solch gefährliche Mission.
    »Ich passe schon auf sie auf, Herr«, verkündete Christian großspurig.
    Seine Worte beruhigten Ulrich tatsächlich ein wenig.
    »Gut«, entschied er. Wenn es jemand schaffte, den Hals immer wieder im letzten Moment aus der Schlinge zu ziehen, dann der Rotschopf. »Ihr beide versucht es. Wer meldet sich noch freiwillig?«
    Markus war der Erste, der vortrat. Er wollte bei seinen beiden Freunden aus Freiberger Tagen sein. Und wenn er ehrlich war, so verspürte er auch wenig Lust, oben Lena gegenüberzutreten. Ein paar seiner Rochlitzer Gefährten gesellten sich zu ihm, Wilhelm, Gero und die anderen befreiten Geiseln zuerst, dazu drei Dutzend Thüringer.
    Zufrieden winkte Heinrich von Braunschweig einen Geistlichen aus seinem Gefolge heran. »Sprecht ein Gebet, Pater, und gebt uns Euern Segen für das Gelingen unseres Vorhabens!«, forderte er ihn auf. Die Männer und auch Sibylla knieten nieder, um den Segen zu empfangen.
    »Und nun los!«, trieb Ulrich wenig später diejenigen voran, die sich unter sein Kommando begeben hatten. In ausreichendem Abstand, um nicht entdeckt zu werden, folgten sie Sibylla und Christian. Jetzt hing alles von ihnen ab.

Die Rückkehr
    U ngeduldiges, lautes Klopfen weckte

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