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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Herrmann von Goldacker aus dem Schlaf. Sofort griff er nach dem Schwert und riss die Tür auf. Davor stand einer seiner Wachen.
    »Feuer auf der Frauenburg! Und Berittene kommen den Berg herauf.«
    »Wie viele?«, blaffte der Marschall, während er nach seinen Stiefeln griff.
    »Viele. Vierzig oder fünfzig«, antwortete der Mann.
    Friedrich!, dachte Goldacker erleichtert. Er hat es wirklich geschafft!
    Der Marschall rechnete nicht ernsthaft damit, dass es Feinde sein könnten. Kein vernünftiger Mensch käme auf den Gedanken, die Wartburg frontal anzugreifen. Parlamentäre würden nicht nachts und nicht in so großer Zahl kommen. Wenn er selber hierher durchbrechen wollte, würde er auch die Frauenburg einnehmen und sich dann nach oben durchschlagen.
    Dennoch musste er sich vergewissern, dass es sich nicht um eine List handelte. Er zwängte sich in den Gambeson, streifte nur den Wappenrock über und gürtete mit tausendfach geübten Griffen das Schwert.
    »Alarmiere die Männer!«, befahl er, bevor er den Hof überquerte und in das obere Geschoss des Torhauses der Vorburg stieg. Von hier aus blickte man genau auf Zugbrücke und Schanze. Der Morgen dämmerte bereits. Bald würden die ersten Sonnenstrahlen hinter den Bergen hervorbrechen.
    Das Erste, was er sah, war Rauch, der von der Burg südlich des Eisenacher Frauentores aufstieg. Ein Trupp Berittener näherte sich, so schnell es bei der Steigung und dem gewundenen Weg möglich war. Angestrengt starrte er hinab, kniff die Lider ein wenig zusammen, als könnte er so besser sehen, und verfluchte in Gedanken die Dunkelheit und die nachlassende Sehkraft seiner Augen. Sein naturgegebenes Misstrauen erlosch erst, als er Friedrichs Schimmel und das Banner des Reiters vor ihm erkannte: die zwei goldenen Löwen auf rotem Grund.
    Der Welfe war zu Hilfe gekommen. Dem Allmächtigen sei gedankt!, dachte Goldacker.
    Unten versammelte sich die Wachmannschaft, mehr oder minder verschlafen. Die Kälte jedoch trieb die Müdigkeit rasch aus den Gesichtern – zusammen mit der Nachricht von dem sich nähernden Reitertrupp, die sofort die Runde machte.
    Bei einem Blick aus dem nach hinten gerichteten Fenster sah der Marschall, wie die Markgräfin mit wehendem Schleier den Hof überquerte und einer Magd Befehle erteilte. Als ob sie es geahnt hätte!, dachte er angesichts ihres trotz der frühen Morgenstunde perfekt sitzenden Gebendes. Vielleicht war sie in der Kapelle gewesen, um zu beten.
    Das Klappern der Hufe auf den hölzernen Bohlen lenkte seine Aufmerksamkeit wieder nach vorn. Schon hielten die ersten Reiter vor der hochgezogenen Zugbrücke.
    »Willkommen daheim, mein Fürst!«, rief Goldacker hinab und legte die Hand aufs Herz, bevor er sich verbeugte. »Und auch Ihr fühlt Euch willkommen geheißen auf der Wartburg, Herzog Heinrich!«
    »Das würde ich ja, wenn Ihr mich jemals einlasst, Goldacker!«, rief der Welfenfürst an Friedrichs Seite grinsend. Er kannte den thüringischen Marschall nicht gut genug, um zu wissen, dass dessen kaum erkennbares Lächeln schon so etwas wie einen Ausbruch ungehemmter Fröhlichkeit darstellte.
    Herrmann von Goldacker bemerkte gleich, dass der Trupp unterwegs mit Feinden zusammengestoßen sein musste. Ein Mann hielt sich den Arm, aus dem ein Pfeilschaft herausragte, ein anderer trug frische Blutspuren auf dem Gesicht.
    Oder waren diese vierzig etwa alle, die den Kampf um die Frauenburg überlebt hatten? Dann musste es bedenklich große Verluste gegeben haben. Niemand würde es wagen, mit nur vierzig Mann die Wartburg entsetzen zu wollen.
    Nun, er würde gleich erfahren, was vorgefallen war. Während die Zugbrücke herabgelassen und das Gitter des Torhauses hochgezogen wurde, stieg er eilig die Treppe hinab, um den Burgherrn und seine Männer persönlich in Empfang zu nehmen. Stallburschen rannten herbei und nahmen den Rettern die Pferde ab, der Stallmeister selbst führte Friedrichs Schimmel fort, um ihn trockenzureiben. Im Handumdrehen war der Hof voll von Menschen. Wer vom Gesinde und der Besatzung nicht damit beschäftigt war, die Pferde zu versorgen, kniete nieder.
    »Wie schön, Euch wieder bei uns zu wissen, Durchlaucht!«, begrüßte Goldacker den Erstgeborenen des alten Landgrafen. Friedrich nickte ihm zu und rief in die Runde: »Die Frauenburg wurde eingenommen und niedergebrannt, Eisenach ist umzingelt. Mehrere Gespanne mit Proviant und Wasser sind unterwegs hierher.«
    Jubel und Segenssprüche klangen von allen Seiten durch den

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