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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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seinem Vater reiten, nutzt er jede Gelegenheit, um zusätzlich zu üben.«
    Der Braunschweiger grinste. »Er will dich unbedingt beeindrucken. Und warum soll er nicht dabei sein, wenn du dir die Wartburg zurückholst? So Gott keine anderen Pläne hat, wird er sie einmal erben.«
    »Dir ist bewusst, dass der König meine Linie auslöschen will?«, mahnte Friedrich leise. »Mir wäre wohler, ich wüsste meinen Sohn unerkannt an einem sicheren Ort.«
    »Ach was!«, widersprach der Welfe ungerührt, mit vollen Backen kauend. »Wenn der Habsburger ihn finden will, findet er ihn früher oder später auch so. Und wo sollte er sicherer sein als unter dem Schutz so vieler kampferprobter Getreuer?«
    Friedrich blickte zu Ulrich, der sofort verstand und nickte. Ab morgen würde er sich persönlich um die Sicherheit des Jungen kümmern und ihm nicht von der Seite weichen, auch wenn diesem das vermutlich kaum gefallen würde.
     
    Wenig später füllte sich die kleine Jagdhütte mit Männern, die Kriegsrat halten wollten. Neben den beiden fürstlichen Schwägern, Ulrich und dem Marschall des Welfen waren noch drei thüringische Edelleute gekommen. Neugierig musterte der Herzog von Braunschweig die drei Ritter, über die ihm schon eine Menge zu Ohren gekommen war.
    Der Älteste musste dem blau-weißen Wappenrock zufolge Rudolf von Vargula sein, der Enkel des gleichnamigen Schenken, der die heilige Elisabeth nach Thüringen geleitet hatte. Er entstammte einem Geschlecht verdienstvoller Hofbeamter. Im Moment allerdings wirkte er eher müde und unentschlossen, seine Augen wanderten unter verquollenen Lidern unstet hin und her.
    Der Mann mit der Schäferschere im Wappen konnte nur Truchsess Gunther von Schlotheim sein. Wie Heinrich wusste, entstammte Schlotheim einer sehr begüterten Familie. Doch als er vor zwölf Jahren energisch dagegen protestierte, dass der alte Landgraf Thüringen an Adolf von Nassau verkaufen wollte, hatte Albrecht ihm den Großteil seines Besitzes weggenommen. Wackerer Mann, dachte Heinrich. Allerdings wird er uns im Kampf nicht viel nutzen. Der Truchsess hatte einen Arm verloren. Mühevoll versuchte er mit der Linken, seinen Tasselmantel auf den Schultern zurechtzurücken, bis ihm der dritte Thüringer half, der gerade erst zu ihnen gestoßen war. Dessen Wappen kannte Heinrich nicht, wohl aber den Namen des schon durch seine Größe respekteinflößenden Recken: Albrecht von Sättelstedt, von dem es hieß, dass er noch nie in einem Turnier aus dem Sattel gehoben worden sei. Auf ihn richteten sich gerade alle Blicke, denn er brachte Nachricht aus Eisenach.
    Während Vargula und Schlotheim in den letzten Wochen Friedrich auf dem Feldzug begleitet hatten, war Sättelstedt hiergeblieben und wusste als Einziger in dieser Runde, was in der Stadt geschehen war.
    »Um es vorweg zu sagen: Eisenach zu nehmen, wird ein sehr schwieriges und wahrscheinlich auch ein sehr blutiges Unterfangen«, begann er. »Die Bürger haben in den letzten Wochen die Stadtbefestigungen gründlich verstärkt. Übrigens mit ausdrücklicher Erlaubnis des Königs. Sämtliche wettinischen Vasallen sind aus der Stadt vertrieben worden, was nun unser Heer um ein paar sehr zornige Kämpfer bereichert. Das Letzte, was ich gesehen habe, ist, wie eine ganze Meute von Ruchlosen Euer Stadthaus zerstört hat, Vargula.«
    »Ist meine Familie in Sicherheit?«, fragte Rudolf von Vargula erschrocken.
    »Sie sind oben auf der Burg, wie Eure auch, Schlotheim.«
    »Wer sind die Anführer?«, erkundigte sich der Truchsess zähneknirschend.
    »Als Sprecher der Bürgerschaft spielen sich zwei reiche Kaufleute auf, Heinrich Hellgreve und Theodor Tute. Die Eisenacher berufen sich auf die Deutschordensritter und den Befehl des Königs. Doch Hellgreve und Tute haben die Meute nicht mehr im Griff. Es gab Übergriffe; sie haben einen unserer Männer und mehrere Knechte erschlagen, als die verhindern wollten, dass die Häuser zerstört wurden.«
    Der hünenhafte Sättelstedt, der den Kopf ein Stück einziehen musste, um nicht an das Hüttendach zu stoßen, suchte nach einer Möglichkeit, die Stadtbefestigungen zu skizzieren. Um die Umrisse in den Boden zu ritzen, war es zu dunkel, selbst wenn inzwischen im Schutz der Hütte ein Kienspan entzündet worden war. Also schob er die Becher beiseite und malte mit Holzkohle ein abgerundetes Dreieck auf den rauhen Tisch, das die Umrisse Eisenachs darstellen sollte.
    »Alle Stadttore haben nun wehrhafte, massive Vorwerke.« Mit

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