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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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prustete verächtlich. »Der Habsburger! Vor dem habe ich keine Angst.«
    Friedrich geleitete seinen Schwager zu einer verlassenen Jagdhütte, die ihnen bis zum Angriff als Unterkunft dienen würde. Männer und Pferde standen nun so dicht beieinander, dass sie Mühe gehabt hätten, sich durch das Gewühl zu arbeiten, wenn nicht jedermann den beiden Fürsten ehrfurchtsvoll Platz gemacht hätte.
    »
Das
ist der berühmte Welfe?«, flüsterte Christian Markus zu und grinste. »Sieht aus wie ein wahrer Spaßvogel.«
    Markus gab dem Jüngeren eine Kopfnuss angesichts solcher Respektlosigkeit. »Er ist ein Fürst, kein Narr wie du!«
    Dennoch konnte sich Markus den Gedanken nicht verkneifen, dass Christian wohl so unrecht nicht hatte. Einen größeren Gegensatz als zwischen diesen beiden Verbündeten konnte man sich kaum vorstellen. Friedrich war hochgewachsen, sehnig und strahlte seit dem Aufbruch zum Feldzug eine gewisse Düsternis aus, der stämmige Heinrich hingegen wirkte wie ein Mann, der alle Freuden des Lebens genoss.
    Skeptisch sah Markus auf den bewölkten Himmel. Wenn sie in der Nacht nicht wenigstens etwas Sternenlicht bekämen, würde man schon bald die Hand vor Augen nicht mehr sehen. Dann fiel sein Blick auf einen hageren Jungen, der für einen Pagen oder Knappen auffallend gut gekleidet war und kein Auge von Friedrich ließ. Obwohl Markus ihn vor acht Jahren zum letzten Mal gesehen hatte, erkannte er ihn sofort.
    Herzog Heinrich zog seinen mit Fehwerk verbrämten Tasselmantel mit der Rechten enger um sich, weil ihn fröstelte. Doch das tat seiner guten Laune keinen Abbruch.
    »Ich habe jemanden mitgebracht!«, rief er und winkte den Jungen heran, der in einigem Abstand gewartet hatte.
    »Mein Herr Vater! Es freut mich, Euch zu sehen«, sagte dieser ernsthaft und verneigte sich elegant.
    Friedrich war überrascht; die Freude überwog den Schrecken, der ihn im ersten Moment überkam. Glücklich packte er den hochaufgeschossenen Dreizehnjährigen bei den Armen und zog ihn näher zu sich. »Mein Sohn!«
    »Ich habe ihn vorzeitig zum Knappen ernannt«, verkündete der Herzog von Braunschweig zufrieden. »Der Junge macht sich gut mit dem Schwert. Kommt ganz nach dem Vater. Da dachte ich, soll er mit dabei sein, wenn wir uns sein künftiges Erbe zurückholen. So kann er außerdem den Rest der Familie kennenlernen.«
    Friedrich konnte sich an seinem gleichnamigen Erstgeborenen nicht sattsehen. Sie kannten sich kaum – genau genommen würden sie sich hier erst kennenlernen müssen. Soweit sich das in der Dämmerung erkennen ließ, hatte sein Sohn das gleiche dunkle Haar wie er selbst. Die Art, wie er blickte, erinnerte Friedrich an seine verstorbene erste Frau, die Kaisertochter Margarete.
    »Ich bin schon begierig darauf, dich mit dem Schwert zu erleben«, sagte er und lächelte dem Jungen zu, der sehr ernst und angespannt wirkte. »Aber das verschieben wir auf morgen, wenn wir wieder uneingeschränkte Befehlsgewalt über die Feste haben. Dann kannst du auch gleich deine Stiefmutter beeindrucken. Jetzt geh und lass dir etwas zu essen geben. Ich kann mich nicht erinnern, in deinem Alter je so mager gewesen zu sein.«
    Er winkte Markus heran, der wie meistens in seiner Nähe war. »Sorge dafür, dass mein Erstgeborener zu Kräften kommt. Wenn ich ihn so ansehe, scheint mir ziemlich übertrieben, was man von der guten Küche am Hof des Herzogs von Braunschweig erzählt.«
    Ein schwaches Lächeln huschte über das Gesicht des Jungen, dann verneigte er sich höflich vor seinem Vater und seinem Oheim und folgte Markus.
     
    »Sosehr ich mich freue, den Jungen wiederzusehen – ich weiß nicht, ob es klug war, ihn mitzubringen«, meinte Friedrich leise zu seinem Braunschweiger Schwager, als er, Heinrich und auf seine Aufforderung hin auch Ulrich von Maltitz sich in der Jagdhütte einen Platz suchten.
    Kaltes Fleisch und ein Krug Wein standen bereits auf dem grob gezimmerten hölzernen Tisch. Ohne aufgefordert zu werden, schenkte Ulrich Wein aus.
    »Wieso?«, fragte der Welfe verwundert, der nach einem bemerkenswert kurzen Tischgebet bereits sein Essmesser gezogen hatte, um eine Scheibe Fleisch aufzuspießen. »Er schlägt sich wirklich gut. Es war kein Gefallen von mir, ihn vorzeitig zum Knappen zu machen.«
    Der Herzog biss in den Braten und schloss für einen Moment genießerisch die Augen. »Der Waffenmeister sagt, solch ein Talent sei ihm lange nicht unter die Augen gekommen. Und seit der Junge weiß, dass wir zu

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