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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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genähert, wobei Ortskundige sie an den sumpfigen Niederungen vorbeiführten. Auf dem letzten Stück Wegstrecke teilten sie ihr Heer an einer Weggabelung, um schneller voranzukommen. Die meißnischen Truppen unter Diezmanns Kommando marschierten im östlichen Bogen, Friedrich mit dem thüringischen Kontingent von Westen her. Auf der Ebene vor Lucka wollten sie sich wieder vereinen und in geordneter Formation aufstellen.
    Nun machte der allen Plänen zuwiderlaufende Vorstoß Diezmanns nicht nur ihre Absicht zunichte, zu dieser Schlacht aufzureiten, wie es die Regeln des ritterlichen Kampfes vorschrieben, mit dem Anführer des gegnerischen Heeres zu verhandeln und die Schlacht für den nächsten Morgen zu vereinbaren – spät genug, um den Pferden und Kämpfern nach dem anstrengenden Marsch von zwanzig Meilen eine Pause zu gönnen, früh genug, bevor ihnen der Proviant in dem ohnehin schon ausgebluteten Landstrich knapp wurde.
    Sie hatten diese Schlacht schnell schlagen wollen und müssen. Aber doch nicht, noch bevor sie richtig angekommen waren! Menschen und Pferde waren erschöpft und durstig, der Tross immer noch irgendwo hinter ihnen unterwegs.
    Das Schlimmste aber: Noch fehlte die Verstärkung durch die braunschweigischen Reiter. Durch Boten wussten sie, dass das welfische Kontingent auf dem Weg zu ihnen sein musste. Doch bis Herzog Heinrichs Männer eintrafen, waren sie alle hier vielleicht schon tot.
    Friedrichs Hengst spürte die Unruhe seines Reiters und stampfte nervös, bis ihn sein Herr mit starker Hand zur Ruhe brachte.
    Doch sosehr ihn auch Zorn und Fassungslosigkeit erfüllten – Friedrich war ebenso wie Ulrich von Maltitz und Herrmann von Goldacker sofort klar, dass ihnen nach Diezmanns unvorhergesehenem Angriff nichts anderes blieb, als sofort mit den eigenen Leuten nachzusetzen. Sonst würde das meißnische Kontingent, das der Jüngere anführte, zwischen den feindlichen Zelten aufgerieben. Und das konnten sie sich angesichts ihrer kräftemäßigen Unterlegenheit nicht leisten.
    Zu dritt verständigten sie sich mit ein paar knappen Worten.
    »Alle Reiter mit gepanzerten Pferden nach vorn!«, brüllte der thüringische Marschall und ritt zwei Längen vor, um den nachfolgenden Rittern Platz zu machen.
    Drei von ihnen gruppierten sich um Goldacker und das thüringische Banner mit dem rot-weiß gestreiften Löwen auf blauem Grund.
    Ulrich von Maltitz, Albrecht von Sättelstedt und Markus rückten als Friedrichs persönliche Leibgarde zu diesem auf.
    In langer Reihe bis zum äußersten Ende der Wiese standen nun die Panzerreiter nebeneinander. Dahinter formierten sich die einfachen Reiter und das Fußvolk, die bei diesem ersten Angriff noch nicht zum Einsatz kommen sollten.
    Der einstige Markgraf von Meißen ließ sich von seinem Knappen den Schild am linken Arm befestigen, mit dem er auch die Zügel hielt, und hob die Rechte zum Zeichen für den Angriff seiner Reiterei.
    »Stürmt durch das Lager, danach eine Kehre! Wenn wir schnell sind, schaffen wir es zweimal durch das Lager, ehe die Haufen aufeinandertreffen! Danach zurück hierher und erneut Linie bilden!«, schrie er. Dann stülpte er sich den Helm über und legte die Lanze ein.
    Auch Ulrich setzte den Helm über die Kettenhaube und ließ sich von seinem Knappen eine Lanze reichen.
    Von nun an war er nicht nur beinahe blind, abgesehen von dem wenigen, was er durch die schmalen Schlitze sehen konnte, sondern auch so gut wie taub.
    Gott schütze dich, dachte er beim Anblick des Knappen und ertappte sich erneut bei dem Wunsch, dass dem Jungen ein längeres Leben beschieden sein mochte als jenem Roland, der in Freiberg hingerichtet worden war.
    Mit dem nächsten Atemzug verwünschte er den unzuverlässigen Diezmann, dessen Vorgehen in seinen Augen an Verrat grenzte. Entweder er hatte die Beherrschung über sich und seine Männer verloren oder den Verstand.
    Friedrich und die Männer an seiner Seite ritten in einer Linie an, erst langsam, dann immer schneller werdend.
     
    Je näher sie dem königlichen Lager kamen, umso deutlicher zeigte sich, dass Diezmanns Angriff das gegnerische Heer völlig überrascht haben musste.
    Die Reiter unter thüringischem Banner befanden sich nun schon in Pfeilschussreichweite, doch von gegnerischen Bogenschützen war noch nichts zu spüren.
    Stattdessen rannten im königlichen Lager Männer ziellos durcheinander, die meisten nicht einmal vollständig gerüstet. Auf der Erde lagen bereits die ersten Toten, Verwundete

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