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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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sollte er sich auch um die wettinischen Ritter keine Sorgen machen. Im Pleißenland und im Osterland stand der Adel treu zum König, die Mark Meißen war befriedet, die Lausitz brandenburgisch … Also konnte Friedrich höchstens ein kleines thüringisches Aufgebot mitgebracht haben, unter Goldacker, seinem Eisenacher Marschall. Und natürlich dieser Maltitz, der durfte nicht fehlen.
    Aber wenn die wettinischen Brüder sofort angriffen, ohne zu verhandeln, dann waren sie entweder völlig verzweifelt oder planten etwas, das er bei seinen Überlegungen nicht berücksichtigt hatte. Und das gefiel ihm nicht. Schließlich hatte er den ganzen Winter über in diesem lausigen Landstrich Zeit gehabt nachzudenken, ob, wann und wie sie etwas gegen ihn unternehmen oder sich am Ende doch kampflos ergeben würden. Dass Diezmann und Friedrich gemeinsam gegen ihn ritten, war schon Wunder genug. Er hätte nicht damit gerechnet, dass der Jüngere aus seinem Mauseloch hervorkam – und schon gar nicht, dass er sich auf die Seite seines älteren Bruders stellte, den Nortenberg als den eigentlichen Feind betrachtete.
    Was hatte er übersehen, als er über den Gegner nachgegrübelt und versucht hatte, seine Gedanken zu erraten?
    Was planten sie?
    Ungeduldig fauchte Nortenberg seinen Knappen an, weil der es vor lauter Aufregung nicht schnell genug schaffte, ihm die Schnallen der Kettenkapuze am Hinterkopf zu schließen. Dann scheuchte er einen Reisigen hinaus. »Was stehst du hier herum? Verschwinde und sorge dafür, dass mein Hengst gerüstet und gesattelt wird!«
    Nach einer hastigen Verbeugung sah der Knecht zu, dass er fortkam.
    Der Statthalter packte das Schwertgehänge mit seiner schwieligen Rechten und ging zusammen mit den Männern seiner Leibwache hinunter auf den Hof – nicht gerade übertrieben langsam, aber auch nicht so eilig, wie er gelaufen wäre, hätte ein ernstzunehmender Gegner angegriffen.
    Wahrscheinlich war alles schon vorbei, bevor er das kurze Stück zum Lager zurückgelegt hatte. Friedrich und Diezmann mussten tatsächlich den Verstand verloren haben. Wenn er ankam, waren sie vielleicht schon tot.
    Doch bevor Heinrich von Nortenberg in den Sattel stieg, meinte er nachdenklich zu dem Anführer seiner Leibwache: »Ich hätte nicht gedacht, dass Diezmann so tollkühn ist – und Friedrich so ehrlos.«
     
    Die Stimmung des königlichen Statthalters wandelte sich von Nachdenklichkeit zu bodenlosem Zorn, als er und seine engsten Vertrauten das Heerlager erreichten. Keine Rede davon, dass ihm seine Gefolgsleute stolz die eroberten Banner des Feindes und die abtrünnigen wettinischen Fürsten tot oder in Ketten zu Füßen warfen! Stattdessen musste er schon auf den ersten Blick erkennen, dass der gegnerische Angriff erhebliche Verluste gebracht hatte.
    Zu Dutzenden lagen Leichname und Pferdekadaver zwischen den größtenteils eingestürzten Zelten. Was ihn aber noch mehr aufbrachte, war das heillose Durcheinander unter den Männern. Keiner seiner Befehlshaber hatte es fertiggebracht, das Heer in Kampfbereitschaft zu versetzen. Etliche waren immer noch dabei, die Rüstung anzulegen; die eigene Reiterei hatte sich überhaupt noch nicht formiert.
    Einzig die Bogen- und Armbrustschützen standen in drei Reihen hintereinander. Doch sie konnten vorerst nichts anderes tun, als zu warten – der erste und auch zweite Angriff waren vorüber, die Gegner längst außer Reichweite ihrer Pfeile und Bolzen.
    Gerade formierte sich das Aufgebot der pleißnischen Reichsstädte unter Friedrich von Schönburg, seinem Anführer. Doch die Panzerreiterei war immer noch nicht kampfbereit.
    »Eine Schande, was die paar Mann gegen euch undisziplinierten Haufen ausrichten konnten!«, schnauzte Nortenberg den Quartiermeister an, der ihnen als Erster entgegenritt. »Gnade euch Gott, wenn ihr es nicht schafft, den paar Rebellen den Garaus zu machen!«
    Nortenberg ließ das Signal zum Sammeln geben.
    »Reiter nach vorn, Fußvolk dahinter!«, brüllte er. »Zeigen wir dem Verräterpack, wie eine ordentliche Schlacht geschlagen wird!«
    Auf sein Zeichen hin schwärmten mehrere Sergenten aus, um seine Befehle weiterzugeben. Dann ritt er zum höchsten Punkt der Anhöhe, stülpte sich den Helm über und sah zu, wie sich sein Heer vor ihm aufstellte.
     
    »Reiter nach vorn, Fußvolk dahinter!«, schrie zur gleichen Zeit auch Friedrich und gab das Zeichen, damit sich seine Reiterei in einer Linie und mehreren Reihen hintereinander aufstellte. Auch

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