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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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seine Sergenten schwärmten aus, um mit farbigen Wimpeln den Befehl weiterzugeben. Knappen ritten heran, um den Rittern neue Lanzen zu bringen, nachdem die anderen beim Angriff gesplittert waren.
    Das meißnische Kontingent Diezmanns stand nun unmittelbar neben ihnen.
    Unter dem Kommando der Banner- und Lanzenführer formierten sich leichte Reiterei und Fußvolk.
    Unverkennbar kam nun nach der ersten Verwirrung Ordnung in das gegnerische Heer, das sich vor ihnen über die ganze Breite des Feldes aufstellte und an Stärke deutlich überlegen war.
    Auf der Anhöhe, unmittelbar hinter den Reihen der königlichen Reiter und des Fußvolkes, konnte Ulrich von Maltitz einen Reiter auf einem Rappen mit blau-weiß gestreifter Couvertüre sehen. Das musste Heinrich von Nortenberg sein, der Anführer des gegnerischen Heeres und königliche Statthalter für das Oster- und das Pleißenland.
    Ulrich wünschte sich, Friedrich würde wie Nortenberg hinter der Streitmacht bleiben und den Kampf von dort aus lenken, statt sich ganz vorn ins Gefecht zu stürzen. Aber einen solchen Vorschlag würde der Markgraf beleidigt zurückweisen.
    Mit Stolz und Bitterkeit zugleich erinnerte sich Ulrich an die Worte, die Friedrich am Morgen während der Messe auf dem Leipziger Marktplatz unter dem Jubel der Menschenmenge ausgerufen hatte. Gewappnet würden er und sein Bruder vor der Streitmacht herziehen, als Erste die Feinde angreifen und dort zu finden sein, wo der Streit am gefährlichsten entbrenne …
    Gott schütze ihn, Gott schütze uns alle, damit wir diesen Tag überleben!, dachte er. Und wenn wir diesen Tag überleben – sorge dafür, dass Diezmann einen guten Grund dafür nennen kann, warum er uns verraten hat!
    Die ersten beiden Angriffe überlebt zu haben, verdankte Ulrich neben seinem Kampfgeschick vor allem der Verwirrung des Feindes. Diesmal jedoch standen die Chancen deutlich schlechter, denn jetzt würden die beiden Heere aufeinanderprallen. Zusammen mit Sättelstedt und Markus musste er Friedrich schützen, der mit dem rot-weiß gestreiften thüringischen Löwen auf blauem Grund an Wappenrock und Couvertüre die geballte Aufmerksamkeit des Feindes auf sich ziehen würde.
    Vermutlich hatten der König oder sein Statthalter sogar eine Belohnung für diejenigen ausgesetzt, die ihnen Friedrichs und Diezmanns Kopf bringen würden.
    Ulrich zügelte seinen Hengst, der schon lospreschen wollte, bevor das Signal gegeben wurde.
    Ich hatte ein gutes Leben, ging ihm durch den Kopf, abgesehen von der bitteren Niederlage in Freiberg. Ich durfte einem tapferen Herrn dienen und eine wunderbare Frau lieben. Allmächtiger Vater im Himmel, bitte halte Deine schützende Hand über Friedrich und Sibylla!
     
    »Angriff!«, brüllte Heinrich von Nortenberg und hob sein Schwert. Jetzt machen wir euch Rebellen den Garaus, dachte er mit unverhohlener Genugtuung angesichts der zahlenmäßigen Unterlegenheit des Gegners.
Das
ist das Ende des Hauses Wettin.
     
    »Angriff in dichter Linie!«, schrie Friedrich von Wettin und hob die Lanze.
    Nun liefen die vorderen Pferde so eng nebeneinander in einer Linie, dass sich die Knie der Reiter berührten, und wurden immer schneller bis zum Streckgalopp. Die Durchschlagskraft einer solchen Formation war noch höher. Doch bis sie sich nach dem Aufprall auflöste, hatten die Ritter keine Gewalt mehr über ihre durchgehenden Pferde.
    Tausende Hufe schleuderten Erdklumpen empor. Die Reiter galoppierten durch einen Pfeilregen, bis sie mit dem gegnerischen Heer frontal zusammenprallten.
    Lanzen splitterten. Schwerter klirrten. Pferde wieherten grauenvoll und überschlugen sich. Männer stürzten, verwundet oder tödlich getroffen, mit den Füßen noch in den Steigbügeln und von den durchgehenden Pferden mitgeschleift. Wer es schaffte, wieder auf die Beine zu kommen, kämpfte zu Fuß weiter.

Im Ungewissen
    W ie das Heer hatte sich auch der Tross geteilt. Änne und Sibylla, die sich vor der Messe auf dem Leipziger Marktplatz gefunden und glücklich über das Wiedersehen umarmt hatten, waren auf Ulrichs Betreiben dem Kontingent unter thüringischem Banner zugewiesen, in dem auch Markus ritt. Der junge Feldscher mit dem Feuermal, dem Änne noch am Vortag geholfen hatte, folgte Diezmann.
    Sie waren mit Dutzenden Ochsengespannen immer noch in einem Waldstück unterwegs, als ihnen ein magerer Junge mit wedelnden Armen entgegengerannt kam.
    »Kommt schnell! Die Schlacht ist schon im Gange!«, schrie er. Sibylla und Änne

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