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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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lassen. Und schon gar nicht von seinem Schmerz. Sein linker Arm tat höllisch weh; der Huf eines sich aufbäumenden Pferdes hatte ihn getroffen. Die Rippen schmerzten ihm vom Aufprall einer feindlichen Lanze, die am Plattenrock zersplittert war, sein rechter Kettenfäustling war über dem Handrücken zerschnitten und von Blut verfärbt.
    Unmittelbar vor dem anderen zügelte Ulrich seinen Hengst, so dass sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden.
    »Heinrich von Nortenberg, königlicher Statthalter für das Pleißenland«, stellte sich der hochgewachsene Mann auf dem Rappen gelassen vor, beinahe hochmütig. »Ich ergebe mich Euch auf Ehre und Gewissen.«
    »Ulrich von Maltitz. Bitte begleitet mich.« Mit einem knappen Nicken zollte er dem anderen seinen Respekt, dann wendete er und ritt zusammen mit seinem Gefangenen zu Friedrichs Lager.
    Sie schwiegen beide; die Männer, die inzwischen den Kampf eingestellt hatten, wichen unaufgefordert beiseite, um ihnen Platz zu machen. Doch kurz bevor sie das Lager mit dem thüringischen und dem meißnischen Löwen erreicht hatten, beugte sich Nortenberg leicht vor und sah seinem Gegner direkt ins Gesicht.
    »Und was glaubt Ihr, Maltitz, mit diesem Sieg erreicht zu haben? Ist Euch nicht bewusst, dass der heutige Tag Euch und Euren Herrn endgültig dem Untergang weiht? Nun wird der König alles, was er an Truppen aufbieten kann, gegen Euch werfen und nicht eher ruhen, bis das Haus Wettin und seine Anhänger restlos vernichtet sind, ausgelöscht bis auf den letzten Spross. Wenn Ihr Kinder habt, Maltitz, dann bringt sie lieber außer Landes. Dort sind sie in Sicherheit – vielleicht …«
     
    Mit unbewegter Miene nahm Friedrich die Glückwünsche seines besiegten Gegners entgegen, ließ Nortenberg in eines der inzwischen aufgestellten Zelte geleiten und wies an, ihm etwas zu essen und zu trinken zu bringen.
    »Schickt einen Boten nach Leipzig und kündet vom Ausgang der Schlacht!«, befahl er Herrmann von Goldacker. »Wir marschieren morgen zurück.«
    Er zögerte einen Moment, dann fügte er hinzu: »Schickt auch einen Boten zu meiner Gemahlin, damit sie erfährt, dass ich lebe.«
    Aus den Vorräten des königlichen Lagers ließen Friedrich und Diezmann Bier und Proviant an die Kämpfer verteilen. Die Siegesrede fiel knapp aus, was niemanden störte. Wer überlebt hatte, war erschöpft oder verletzt; die meisten Freiwilligen, die noch nie zuvor hatten kämpfen müssen, waren so überwältigt von dem Grauen, dass sie sich nur noch auf schnellstem Wege betrinken wollten. Männer und Knappen wurden ausgeschickt, um das Kampffeld nach Überlebenden abzusuchen. Nun würden der Feldscher und der Priester noch mehr zu tun bekommen.
    Ulrich beschloss, sich zu Sibylla durchzufragen. Sie würde jetzt zwar keine Zeit für ihn haben, aber wenigstens sollte sie wissen, dass er noch lebte.
    Zu seiner Enttäuschung traf er bei den thüringischen Verwundeten nur Änne, die nichts um sich herum wahrzunehmen schien und vollends damit beschäftigt war, einem vor Schmerz schreienden Bauern, der vier Finger einer Hand verloren hatte, den Stumpf zu vernähen. Vielleicht spürte sie Ulrichs Gegenwart, denn plötzlich sah sie zu ihm auf.
    »Sibylla wurde nach hinten gerufen, mein Herr, zu Fürst Diezmanns Männern«, beschied sie ihm und strich sich eine Haarsträhne zurück, die sich unter dem Kopftuch gelöst hatte.
    Für einen Moment flackerte in ihm die Erinnerung auf, wie sie vor Jahren während der Belagerung Freibergs auf dem Wehrgang die Pfeilspitze aus seinem Bein gezogen hatte, während ein Feuerregen auf sie niederging und ihr Kopftuch ansengte. Genauso müde, zerbrechlich und doch entschlossen angesichts des Grauens um sie herum wirkte sie jetzt. Er konnte Markus gut verstehen, dass der bereit war, sich ihretwegen in Schwierigkeiten zu bringen.
    Ulrich dankte Änne und lehnte ihr Angebot ab, sich um die Wunde an seiner Hand zu kümmern. Darum würde er später Sibylla bitten.
    Änne sah ihn an und öffnete den Mund, dann senkte sie den Blick und arbeitete schweigend weiter.
    Ulrich wusste, was sie hatte fragen wollen. Doch er stapfte wortlos davon, ohne sich noch einmal umzusehen, denn er wusste die Antwort auf ihre Frage nicht und wollte die junge Frau nicht ängstigen. Er selbst war schon genug in Sorge um Markus. Er hatte ihn aus den Augen verloren, kurz nachdem sie beim dritten Angriff auf das gegnerische Heer geprallt waren und Friedrich gegen ein halbes Dutzend Männer auf

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