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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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dem Zelt, vor sich einen leblosen Körper. Es war Rolands bester Freund unter den Knappen, jener junge Thüringer, der sich manchmal etwas überheblich gab, in Wirklichkeit aber ein tapferer Kämpfer zu werden versprach. Daraus würde nun nichts mehr werden. Sein Kopf war an der Schläfe zerschmettert.
    Roland versuchte beim Anblick seines Herrn, sich die Tränen vom Gesicht zu wischen. Aber mit seinem blutverschmierten Ärmel machte er das Ganze nur noch schlimmer. Ulrich kauerte sich neben ihn. Er legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter, dann sagte er: »Tragen wir ihn zu den anderen Toten.«
     
    Im Zelt der Heerführer waren jetzt nur noch Friedrich von Wettin, sein Bruder Diezmann, Heinrich von Braunschweig und Herrmann von Goldacker, der sich mittlerweile als Leibwache für alle drei Fürsten verantwortlich fühlte, auch wenn er ausreichend Männer um das Zelt postiert hatte. Trotz der abendlichen Kühle geriet der Marschall allmählich ins Schwitzen unter Gambeson und Rüstung, denn es schien nur noch eine Frage von Augenblicken, bis sich die unübersehbare Spannung zwischen den beiden Wettinern entlud.
    Diezmann war es, der das Thema zur Sprache brachte, gleich nachdem Maltitz und Sättelstedt das Zelt verlassen hatten.
    »Erspar mir endlich deine selbstgerechte Miene und deinen stummen Vorwurf!«, fuhr er seinen älteren Bruder an.
    »Schließlich hat alles zu einem guten Ende gefunden. Wenn ich nicht mit meinen Männern das Lager überrannt und schon die Hälfte der Gegner ausgeschaltet hätte, bevor es richtig losging, wäre keiner von uns mehr am Leben gewesen, als unser Schwager endlich mit der Verstärkung kam.«
    Friedrich, zu seiner vollen Größe aufgerichtet, lehnte sich kaum merklich zurück und kniff die Lider leicht zusammen.
    »Bist du sicher, dass du dieses Gespräch nicht lieber unter vier Augen führen willst?«, fragte er und fixierte seinen Bruder, während er den Becher abstellte.
    »Nein, wieso?«, meinte der andere mit provokanter Lässigkeit und schlug die Beine übereinander. »Ich übernehme die Schuld, an deiner Ehre wird nicht gekratzt – und der Sieg ist unser. Einer muss der Schurke sein. Sei froh, dass ich diese Rolle übernehme, während du weiter den Helden spielen darfst!« Friedrichs Unterkiefer malmte, seine Augen blitzten zornig auf.
    Herrmann von Goldacker trat sicherheitshalber einen Schritt näher, um sich bei Bedarf zwischen die Brüder werfen zu können. Der Herzog von Braunschweig richtete sich auf und wollte etwas sagen, doch Diezmann kam ihm zuvor.
    »Spiel nicht den Einfältigen!«, fuhr er Friedrich an. »Immer edel, immer von hoher Gesinnung! Ich kann mir so viel Edelmut nicht leisten.
Wir
können uns so viel Edelmut nicht leisten. Und ich will es auch nicht. Nortenberg verdient keine ehrliche Schlacht. Und es muss ein Exempel statuiert werden für alle, die zum König übergelaufen sind. Warum soll ein Verräter wie der Abt von Pegau nicht schon im diesseitigen Leben für seine Missetat büßen?«
    »Was meinst du damit?«
    Friedrichs Gesichtszüge erstarrten, während er einen halben Schritt auf seinen Bruder zutrat.
    Diezmann verzog das Gesicht zu einem überheblichen Lächeln. »Ich werde nicht warten, bis sein himmlischer Dienstherr ihn für seinen Verrat zur Rechenschaft zieht. Zwei Dutzend meiner Männer sind längst unterwegs, um Rache zu üben.«
    »Du vergreifst dich an einem
Kloster?
«
    Heinrich von Braunschweig protestierte entsetzt, während Friedrich für diesen Augenblick sprachlos war. Ein Angriff auf einen Geistlichen war bereits eine unverzeihliche Sünde – aber erst auf ein ganzes Kloster!
    Aschfahl geworden, packte Friedrich seinen Bruder am Wappenrock und zog ihn zu sich hoch. Keiner der beiden anderen Männer griff ein.
    »Du mit deinem Edelmut!«, verteidigte sich Diezmann wütend, ohne sich von der aggressiven Geste beeindrucken zu lassen. »Du hast doch stets deinen Nutzen davon gehabt, dass ich die Sünde auf mich nahm!«
    Er senkte die Stimme und zischte seinem Bruder so leise ins Ohr, dass nur dieser ihn hören konnte: »Hast du dich nie gefragt, warum unser Neffe Friedrich Tuta so bedauernswert jung und plötzlich starb? Und mit einem Mal war die Mark Meißen dein. Du hast mir nie dafür gedankt!«
    Ruckartig ließ Friedrich den Wappenrock seines Bruders los, als würde er sich die Hände an dem Tuch verbrennen, und wich zurück. Voller Abscheu spie er die nächsten Worte aus.
    »Genieße deinen Sieg – solange du noch

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