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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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kannst!«
    Bevor er hinausstürmte, gab er dem thüringischen Marschall das Zeichen, ihm zu folgen.
    »Goldacker, sucht Euch Eure besten Kämpfer und schickt sie, so schnell es geht, nach Pegau. Ihr müsst Diezmanns Männer aufhalten!«
    Der Mann mit den leuchtend blauen Augen nickte und stapfte los.

Zehn Schritte
    E ndlich hatte Ulrich von Maltitz Plattenrock und Kettenpanzer abgelegt. Im Schein einer Fackel begutachtete er im Zelt seine Verletzungen und befand, mit ein paar kräftigen Blutergüssen und der Wunde an der Schwerthand glimpflich davongekommen zu sein. Er ging wieder nach draußen, um Ausschau nach Sättelstedt und Christian zu halten. Doch bevor er sich der lautstarken Runde am Feuer so weit genähert hatte, dass er erkannt und dazugerufen wurde, zog er sich wieder zurück. Markus saß nicht bei ihnen, und der würde sich das Wiedersehen mit seinem jungen Freiberger Schützling gewiss nicht freiwillig entgehen lassen.
    Ulrich winkte einen Mann im waidblauen Kittel zu sich, der mit einem Bündel Armbrustbolzen an ihm vorbeilief, und ließ ihn Christian holen.
    »Hast du Markus gesehen? Beim dritten Angriff verlor ich ihn aus den Augen, und unter den Verwundeten konnte ich ihn bisher auch nicht entdecken.«
    Christians fröhliche Miene wurde schlagartig ernst.
    »Ich suche ihn«, sagte er, griff nach den Waffen, die er abgelegt hatte, nahm sich eine Fackel und lief Richtung Kampffeld, das von Hunderten reglosen Körpern bedeckt war.
    Ulrich beschloss, damit aufzuhören, sich wie ein angeschossener Hirsch durch das Lager treiben zu lassen. Zuerst würde er nachschauen, ob sein tüchtigster Sergent inzwischen doch noch zu den Verwundeten gebracht worden war. Dann würde er Sibylla holen und mit ihr ins Zelt gehen. So viel auch noch zu tun war – irgendwann musste sie schlafen. Morgen früh, wenn das Feld bei Tageslicht weiter nach Verletzten abgesucht werden würde, gab es mehr als genug Arbeit für sie.
    Er war sich nicht sicher, ob er nach diesem Tag noch zu großen Taten im Bett fähig war. Doch um nach all dem Tod um sich herum wirklich wieder ins Leben zurückzukehren, musste er jetzt eine Frau unter sich spüren, ihre weiche Haut, ihren warmen Körper, das Schlagen ihres Herzens. Nicht irgendeine, sondern Sibylla.
     
    Es war längst Nacht, und Änne war mittlerweile so am Ende ihrer Kräfte, dass ihr die Hände zitterten und sie nicht einmal mehr einen festen Knoten binden konnte. Der alte Priester erkannte, wie es um sie bestellt war, und kam zu ihr.
    »Geh jetzt und ruh dich aus, meine Tochter!«, ermahnte er sie freundlich. »So nutzt du keinem mehr. Und du wirst morgen alle Kraft brauchen.«
    Änne wusste, dass es sinnlos war zu widersprechen. Am liebsten wäre sie auf der Stelle umgesunken. Schlafen! Eine Woche schlafen! Doch wie sollte sie Ruhe finden, wenn sie nicht wusste, ob Markus noch lebte?
    Niemand, den sie gefragt hatte, konnte ihr etwas über seinen Verbleib sagen; er war weder unter den Verwundeten, die zu ihr gebracht worden waren, noch bei den Toten, die am Rand des Feldes nebeneinanderlagen.
    Auch bei Sibylla schien er nicht aufgetaucht zu sein; die hätte ihr das sicher durch einen der flinken Botenjungen ausrichten lassen.
    Aber wenn er noch lebte, wäre er doch vorbeigekommen oder hätte ihr wenigstens eine Nachricht geschickt!
    Gequält richtete sie sich auf. Ihr Rücken fühlte sich an, als würde er in der Mitte durchbrechen. Bevor sie sich einen Schlafplatz suchte, irgendwo neben einem der Trosskarren, wollte sie nur noch eines: sich das Blut von den Händen spülen.
    Vor Erschöpfung taumelnd, lief sie die wenigen Schritte zum Fluss, kauerte nieder und tauchte die Arme in das Wasser, das langsam an ihr vorbeisprudelte. Das Mondlicht warf ein paar helle, flirrende Reflexe auf den Wellen; dies und das Geräusch des strömenden Wassers ließ sie in einen Dämmerzustand sinken, in dem sie nichts mehr um sich herum wahrnahm – außer, wie die Kälte ihre Arme hinaufstieg. Und dann sah sie, nur für den Bruchteil eines Momentes, ein grausiges Bild vor Augen: Markus’ blutverschmiertes Gesicht zwischen Toten auf dem Schlachtfeld.
    Entsetzt schrie sie auf und wäre beinahe vornüber ins Wasser gestürzt. Im letzten Moment fing sie sich noch und richtete sich auf – zu hastig; ihr wurde schwindlig.
    Der Pater, der ihr besorgt nachgeschaut und den Aufschrei gehört hatte, war nicht schnell genug bei ihr, um zu verhindern, dass sie bewusstlos ins Gras am Ufer fiel. Er war ein

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