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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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verlieren.«
    Der weißhaarige Priester schlug ein Kreuz, blickte über all die toten oder vor Schmerz schreienden und stöhnenden Männer und humpelte zu Änne.
    »Geh jetzt besser«, sagte er. »Du hast getan, was du konntest. Das hier wird nun gleich kein Platz mehr für eine Frau sein.«
    Änne sah auf. Für einen Moment schienen all die Schmerzenslaute um sie herum zu verstummen. Sie konnte plötzlich wieder die Vögel in den Zweigen singen hören – wie ein Geräusch aus einer anderen Welt.
    Dann sah sie erneut das Grauen und die Angst in den Augen der Verwundeten, die verzweifelte Bitte, sie hier nicht allein sterben zu lassen. Sie starrte an dem Geistlichen vorbei und schüttelte den Kopf.
    Sie würde fortgehen, sie musste fortgehen. Vielleicht konnte sie sich irgendwo weit weg bei einem Wundarzt oder Apotheker als Magd verdingen.
    Aber nicht, bevor sie hier ihre Arbeit getan hatte.

Bitterer Sieg
    W ir verlieren!«
    Ulrich schrie diese Worte Friedrich zu, obwohl der ihn unter dem Helm kaum hören konnte. Er gab Sättelstedt ein Zeichen, dass sie versuchen mussten, Friedrich lebend aus der am heißesten umkämpften Zone herauszuschaffen. Dass dieser bis jetzt beinahe unverletzt überlebt hatte, grenzte an ein Wunder. Sie alle hatten mehr oder weniger schlimme Wunden davongetragen, doch daran durften sie jetzt keinen Gedanken verschwenden, solange sie sich noch auf den Pferden halten konnten.
     
    »Wir gewinnen.«
    Zufrieden blickte Heinrich von Nortenberg von seinem Hügel aus auf das Schlachtfeld, dessen Zentrum sich endlich langsam von ihm weg zum hinteren Wald zu bewegen schien. Die Wettiner wichen zurück, Elle um Elle, verbissen kämpfend, aber seine Männer gewannen die Oberhand. Das wurde auch Zeit!
    Er lehnte sich im Sattel zurück und strich seinem Rappen verspielt über das Fell.
     
    Etwas Grelles zog Nortenbergs Aufmerksamkeit auf sich, noch bevor ihn seine beiden Begleiter darauf aufmerksam machen konnten. Ruckartig wandte er den Kopf in die Richtung, in der die Sonne bereits zu sinken begann. Der Anblick ließ ihn in der Bewegung erstarren, er öffnete den Mund, doch er brachte kein Wort heraus.
    Es blitzte und funkelte, die untergehende Sonne brachte von hinten Helme und Kettengeflecht einer heranrückenden Reiterschar zum Leuchten, deren flatterndes Banner er im Gegenlicht nicht identifizieren konnte.
    Wer, um alles in der Welt, war das?
    Wessen Streitmacht drängte jetzt von der Flanke her auf das Schlachtfeld?
     
    »Die Braunschweiger!«, brüllte Ulrich erleichtert, als er durch die Lichtreflexe auf die heranrückende Verstärkung aufmerksam wurde. Das konnte nur Herzog Heinrich mit seinen Männern sein.
    »Sie seien gesegnet!«
     
    Rasch wendete sich das Blatt. Ohnmächtig musste Nortenberg zusehen, wie seine Reiterei und seine Fußtruppen niedergewalzt wurden. Durch die Verstärkung befreit, kämpften nun auch die wettinischen Truppen mit neu erwachter Kraft.
    Immer mehr von seinen Männern liefen in heilloser Flucht auf ihn zu und rannten links und rechts an ihm vorbei, ohne auf seinen Befehl zu hören und aufs Schlachtfeld zurückzukehren.
    Friedrich von Schönburg bemühte sich nach Leibeskräften, in aller Eile das Aufgebot der pleißnischen Reichsstädte zu sammeln und zur nahen Burg Breitenhain zu führen. Das Fußvolk war in Auflösung begriffen, die Mehrzahl der Ritter zu Boden gestreckt oder in Gefangenschaft geraten. Nun rissen auch seine beiden Begleiter die Pferde herum und flohen zur Burg.
    Heinrich von Nortenberg warf ihnen keinen einzigen Blick nach. Es hatte für ihn keinen Sinn zu fliehen. Mit dieser Niederlage war er in Ungnade gefallen und konnte dem König nicht vor Augen treten. Ihm blieb nur eines.
    Unbeweglich verharrte der königliche Statthalter mit seinem Rappen auf dem Hügel, während an ihm vorbeiströmte, was einmal das königliche Heer des Pleißen- und des Osterlandes gewesen war. Bald sah er wie erwartet einen Ritter mit schwarz-weißem Wappenrock auf sich zukommen. Gelassen nahm Nortenberg seinen Helm ab und klemmte ihn unter den Arm.
     
    Ulrich von Maltitz hätte sich beinahe mitreißen lassen von denen, die die flüchtenden königlichen Truppen verfolgten. Doch nachdem er sich vergewissert hatte, dass Friedrich in Sicherheit war, richtete er seinen Blick auf den einzelnen Reiter, der in all dem Chaos auf dem Hügel verharrte.
    Ruhig ritt er auf den Wartenden zu, bemüht, sich weder etwas von seiner Erleichterung noch von seinem Triumph ansehen zu

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