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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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merkwürdige Belagerungsmaschine zum Einsatz, die beide zuvor noch nirgendwo gesehen hatten. Deshalb hatte der Haubitzer Ulrich, Markus und ein paar Männer als Verstärkung zum Haupttor der Stadt geholt.
    Vermutlich war das die »Katze«, von der Sibylla gleich nach ihrer Ankunft gesprochen hatte, denn damit ließ es sich gut heranschleichen: eine Art Karren, eher ein Dach auf rollenden Baumstämmen, mit frischen Häuten zum Schutz gegen Brandpfeile bedeckt. Darunter befanden sich eine schwer abzuschätzende Zahl Männer und eine gewaltige Ramme.
    Eine Woche lang hatten die Belagerer unter starkem Beschuss daran gearbeitet, den Weg für diese Konstruktion bis zum Erlwinschen Tor vorzubereiten. Ihr offensichtlicher Nachteil bestand darin, dass sie wegen der Rollen nur auf völlig ebenem Gelände vorwärtsgeschoben werden konnte.
    Nun ließen sie die Ramme gegen das mit dicken Balken verstärkte Tor krachen, das unter den wuchtigen Schlägen erbebte. Doch noch hielt es stand. Eine Ladung siedendes Pech und ein gut gezielter Brandpfeil sorgten dafür, dass die Angreifer vorerst innehielten. Die Abdeckung riss auf, Markus und drei seiner besten Bogenschützen schickten Pfeil um Pfeil in die Tiefe. Ein Getroffener schrie, noch einer. Dann rannten die Männer davon, die sich unter den Häuten versteckt hatten. Vier wurden noch auf der Flucht von Pfeilen niedergestreckt.
    Der heftige Wind riss die Bespannung der Katze endgültig auf und ließ die Häute flattern, die noch vor drei Wochen ein paar Kühen und Ochsen auf den geplünderten Höfen von Freisassen gehört haben mochten.
    Die Verteidiger ließen eine weitere Ladung heißes Pech auf den Rammbock niedergehen; der nächste Brandpfeil sorgte dafür, dass die Katze in Flammen aufging.
    Für dieses Mal hatten sie den Angriff abgewehrt.
    »Die Mauer bröckelt«, konstatierte Niklas und wies auf zwei Stellen, wo Zinnen herausgebrochen und Wehrgänge nur notdürftig geflickt waren.
    »Und die Standhaftigkeit der Bürger ebenso«, erwiderte Ulrich bitter.
    »Es gibt unter ihnen eine Menge tapferer Männer«, widersprach Haubitz heftig.
    Die beiden Waffengefährten tauschten einen Blick, Ulrich legte Niklas eine Hand auf die Schulter.
    »Ich weiß«, sagte er. Dann gingen er und Markus mit seinen Leuten zurück auf die Burg, dem nächsten nächtlichen Angriff entgegen.
     
    Ulrich schickte eine Magd los, ihm etwas zu essen zu besorgen. Als sie mit einem Kanten Brot und etwas Käse wiederkam, ging er kauend einen der Wehrgänge hoch. Er hatte das Gefühl, auf der Stelle einschlafen zu können und nur noch von der beißenden Kälte wach gehalten zu werden.
    Noch während er auf dem Weg nach oben war, hörte er, dass dort etwas im Gange sein musste.
    Er hörte Reinhard »Sturmleitern!« brüllen, dann erklangen laute Kommandos.
    Ulrich drückte seinem Knappen, der hinter ihm lief, das Essen in die Hand und zog sein Schwert. Mit großen Schritten stürmte er nach oben, gleich zwei Stufen auf einmal nehmend.
    Er war kaum oben angelangt, als ihn ein Schlag so heftig traf, dass er beinahe zu Boden ging.
    Ein Pfeil war in seinen rechten Oberschenkel gefahren, knapp unter dem Plattenrock. Und er sah sofort, dass dies ein Panzerbrecher war: ein Pfeil mit einer so schmalen eisernen Spitze, dass sie mühelos das Geflecht seines Beinschutzes durchdrungen hatte. Nur der Schaft ragte noch heraus. Roland, der ihm gefolgt war, schrie erschrocken auf.
    Der Knappe legte sich Ulrichs Arm über die Schulter und half ihm, hinkend so schnell wie möglich Schutz hinter einer Zinne zu finden. Jeden Augenblick konnten die feindlichen Triboks wieder ihre tödliche Ladung auf die Burg feuern.
    Schon war Reinhard an ihrer Seite.
    »Du musst weg hier, ins Prägehaus«, drängte der Freund.
    Er winkte Gerald zu sich, den jungen Ritter, dessen Wange von einem Schwerthieb zerschnitten war.
    »Bringt ihn nach unten«, wies Reinhard ihn und Roland an.
    Die beiden nickten und sahen Ulrich etwas ratlos an.
    Der versuchte, allein zu gehen – er durfte nicht schwach auf seine Gefolgsleute wirken. Doch nach zwei quälend schmerzhaften, gehumpelten Schritten gab er den Gedanken auf, so die Treppe hinunterzugelangen.
    Um sich stützen zu lassen, war sie zu schmal.
    Mit zusammengebissenen Zähnen humpelte Ulrich zurück zur Zinne und stemmte sich mit dem Rücken dagegen.
    Dann packte er den Pfeilschaft mit beiden Händen. Wahrscheinlich war die Spitze nur lose befestigt, so dass sie im Fleisch stecken bleiben

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