Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
vom Peterstor auf, ein junger Mann mit blonden Locken. Jan heißt er, erinnerte sie sich. Ein Junge zerrte ihn hierher, ein Rotschopf.
    »Auseinander! Lasst die Frau des Bürgermeisters in Ruhe!«, rief Jan und bahnte sich den Weg durch die Menge, um sie gleichzeitig zurückzudrängen und sich schützend vor Katharina zu stellen. »Und nun geht nach Hause!«
    Er legte demonstrativ die Hand an den Griff seines Schwertes und blickte so grimmig, dass die meisten zurückwichen.
    Nur die Gerberin nicht. »Willst du dein Schwert gegen mich ziehen, Bürschlein? Da, seht ihn euch an!«, forderte sie ihre Begleiterinnen auf. »So weit sind wir schon: Dass unsere eigenen Leute auf uns losgehen, Freiberger gegen Freiberger!«
    »Und du hast damit angefangen, Weib!«, hielt Jan ihr wütend vor. »Jetzt verschwindet nach Hause, sonst nehme ich euch alle fest und bringe euch vor den Burgkommandanten.«
    Seine Miene ließ keinen Zweifel daran, dass er es ernst meinte. Da in Kriegszeiten verschärftes Recht galt, zogen es die Frauen vor, sich murrend und schimpfend zu verziehen.
    »Ich begleite Euch nach Hause«, bot Jan Katharina an. Eigentlich sollte er sich als einer der besten Bogenschützen umgehend auf der Burg bei seinem Bruder melden, doch er konnte die Frau des Bürgermeisters jetzt nicht allein gehen lassen. Vielleicht lauerte ihr jemand unterwegs auf, um zu vollenden, was ihm auf dem Oberen Markt nicht geglückt war.
    Dankbar nahm Katharina das Angebot an. Trotz der strengen Kälte war ihr Körper mit einem Mal schweißbedeckt. So stand es also inzwischen um die Freiberger Bürgerschaft!
     
    »Hast du Nikol Weighart endlich dazu gebracht, die Stadt zu übergeben?«
    Mit diesen schnippischen Worten empfing Beata ihren Mann, als er von der Ratssitzung zurückkehrte. Ihre Miene ließ ihn wieder einmal befürchten, dass er Schelte bekommen würde, wenn sie nicht zufrieden war mit seiner Auskunft. Was konnte er denn dafür?
    »Wir haben immer noch keine Einigung erzielt. Es steht nach wie vor unentschieden«, gestand er mürrisch. Mit einigen Gleichgesinnten hatte er einen geheimen Plan ersonnen, die Lage zu ändern, aber darüber durfte er erst mit ihr reden, wenn niemand sonst sie hören konnte.
    Beata verdrehte die Augen. Dann sah sie sich um, ob wirklich niemand vom Gesinde lauschte, und als hätte sie seine Gedanken erraten, zog sie ihn in die Schlafkammer.
    »Aber wenn plötzlich einer der Anhänger des früheren Markgrafen stürbe, würden die Stimmen für eine Übergabe der Stadt reichen, nicht wahr?«, meinte sie bedeutungsschwer.
    Fassungslos wich Jenzin vor seiner Frau zurück. »Soll ich etwa einen von ihnen vergiften, Weib? Oder was meinst du damit?«
    »Nun, das wäre immerhin ein Weg«, wisperte sie. Dann wurde ihre Stimme lauter. »Hast du vergessen, dass der König für jeden Tag, den er warten muss, einhundert Mark Silber fordert? Was denkst du, wer wird dieses Geld aufbringen? Weighart aus der Stadtkasse? Nein,
wir
werden bluten müssen! Dann können wir uns bei den Armen anstellen und bei Nikols Weib um eine Schüssel Brei betteln, wenn uns der Hunger plagt.«
    »Vielleicht die Juden …«, schlug Jenzin halbherzig vor.
    Er konnte kaum einen Gedanken fassen, so sehr entsetzte ihn der Vorschlag seiner Frau, er solle einen Ratsherrn vergiften. Darüber hätte er beinahe die Neuigkeit vergessen, die es zu erzählen gab.
    »Pah, die Juden! Zwölf Tage wartet der König nun schon auf die Schlüssel«, schimpfte Beate weiter. »Rechne dir aus, wie viel Mark Silber das sind! Und morgen werden es wieder hundert mehr sein. Dafür kannst du die halbe Markgrafschaft kaufen! So viel haben selbst die Juden nicht. Wir werden alles herausgeben müssen, was wir uns vom Munde abgespart haben«, jammerte sie.
    Sie sieht wirklich nicht aus wie jemand, der sich etwas vom Munde abspart, dachte Jenzin verärgert. Trägt die feinsten Sachen und ist drall und üppig! Doch er hütete sich, das laut zu äußern oder sich auch nur das Geringste von seinen aufsässigen Gedanken anmerken zu lassen. Sie keifte so schon genug.
    In einem allerdings hatte sie recht: So konnte es nicht weitergehen. Die Stadt nahm immer mehr Schaden, und das vom König festgesetzte Bußgeld wurde von Tag zu Tag höher. Nur Narren wie der Bürgermeister oder dieser Maltitz mochten noch glauben, Freiberg könne sich auf Dauer dem königlichen Heer widersetzen. Denn dass vom Markgrafen keine Hilfe kam, müsste inzwischen dem Letzten klargeworden sein.
    »Sei

Weitere Kostenlose Bücher