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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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den Todesstreich zu empfangen.
    Junge, ich würde mein Leben geben, um deines zu retten, dachte Ulrich verzweifelt, während ihm Tränen in die Augen stiegen. Allmächtiger Herr im Himmel, ich flehe dich an, lass dieses fürchterliche Unrecht nicht zu!
    Aber nichts geschah, um das Unfassbare zu verhindern.
    Als Roland mit trotziger Beherrschtheit niederkniete, war die Mitte des Marktes schon über und über von Blut rot gefärbt, das in der Winterkälte dampfte, bis es erkaltete.
    »Herr, erbarme Dich! Erbarme Dich der Seele Deines Sohnes Roland und seiner Gefährten, die durch meine Schuld zu Tode kamen«, flüsterte Ulrich, während sein einstiger Knappe starb.
    Durch seine Schuld. Seine Schuld.
     
    Das Entsetzen über das Blutbad hatte die Stadtbewohner erstarren lassen.
    Als das schaurige Werk getan war, herrschte vollkommene Stille auf dem Oberen Markt.
    »Bringt den Heerführer des rebellischen Wettiners!«, befahl der König in das lähmende Schweigen der Stadtbewohner.
    Ulrich wurde herumgezerrt, damit er sehen konnte, wie Niklas von Haubitz vor dem König in den Schnee gestoßen wurde.
    »Nun zu Euch, Haubitz. Ihr werdet unverzüglich zu dem Abtrünnigen Friedrich reiten und ihm von Eurer und seiner Niederlage berichten. Bevor er seinen Zorn an Euch auslässt und Euch einen Kopf kürzer macht, werdet Ihr ihn auffordern, mir entweder zwölftausend Mark Silber zu zahlen oder unverzüglich die Gebiete zu übergeben, die er widerrechtlich noch als seinen Besitz bezeichnet«, erklärte der König kühl, beinahe gelassen. Dann jedoch legte er mehr Schärfe in seine Stimme. »Und ich rate Euch zur Eile! Habe ich morgen in drei Tagen keine Antwort, lasse ich weitere sechzig Gefangene hinrichten, und nach noch einmal drei Tagen die nächsten. Bis alle tot sind. Also sputet Euch lieber! Ich werde kein Erbarmen kennen.«
    Zwei oder drei Frauen schluchzten entsetzt auf, dann herrschte wieder Stille.
    Der König winkte eine seiner Leibwachen herbei. »Gebt ihm ein Pferd, damit er sofort losreiten kann.«
    Ein Hengst wurde gebracht, der Statur nach ein ausdauerndes Tier. Bemüht, sich nicht von seiner Verletzung beeinträchtigen zu lassen, saß Niklas auf. Der Einzige, dessen Blick er vor dem Aufbruch suchte, war Ulrich – ein stummer Abschied unter Kampfgefährten, in den jeder so viel Kraft legte, wie er noch aufzubringen vermochte.
    »Schafft die Gefangenen fort und bewacht sie gut!«, befahl der König. »Und dann richtet Freiheitsstein für meinen Einzug her! Heute Abend will ich dort meinen Sieg feiern.«
    Willenlos ließ sich Ulrich von Maltitz abführen.

Die Entscheidung
    N iklas von Haubitz wusste durch Ulrich, wo sich Markgraf Friedrich nach Ablauf der einundzwanzig Tage aufhalten würde. Für den Fall, der nun eingetreten war, hatten sie einen Treff vereinbart.
    So trieb er den Hengst rasch durch den Schnee Richtung Grimma. Er richtete alle Kraft darauf, schnell voranzukommen und dem fremden Pferd seinen Willen klarzumachen.
    Er wollte jetzt weder an den Vormittag auf dem Freiberger Marktplatz denken noch daran, welche Möglichkeiten Friedrich außer dem Exil blieben.
    Niklas erreichte Grimma erst kurz vor Abend des nächsten Tages. Es gab einen Gasthof mit einem verschwiegenen und loyalen Wirt in der Nähe der hölzernen Muldenbrücke, wo Friedrich unerkannt logieren würde.
    Mit letzter Kraft – er hatte seit seinem Aufbruch nichts gegessen – saß Niklas ab und führte den Hengst in den Stall. Dort erkannte er an den Pferden, dass sowohl Friedrich als auch Hertwig von Hörselgau und die Brüder Tylich und Theodor von Honsberg bereits eingetroffen waren.
    Er drückte dem Knecht einen Hälfling in die Hand dafür, dass er den Hengst versorgte, und erkundigte sich, wo er die Besitzer der vier besten Pferde im Stall finden würde.
    Beklommen stieg er die schmale Treppe hinauf, klopfte an die Tür und rief seinen Namen. Natürlich würden die Männer Vorsichtsmaßnahmen getroffen haben; die Lage der Dachkammer erinnerte Niklas fatal an den Überfall in Altenburg.
    Er hörte sich rasch nähernde Schritte, dann wurde die Tür aufgerissen, und er sah Tylich von Honsberg vor sich, das blanke Schwert in der Hand. Als dieser sein Gegenüber erkannte, steckte er sofort die Waffe in die Scheide, ließ Niklas in die Kammer und schloss ihn nach kurzem Zögern in die Arme. »Du lebst!«
    Niklas musterte die Gesichter der anderen, nachdem er sich aus der Umarmung gelöst hatte. Sosehr sie sich freuten, ihn

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