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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Nassau blickte gleichgültig auf ihn herab. »Dann hat er seine Vollmachten überschritten. Es gibt kein Erbarmen für jene, die sich dem König widersetzen. Seid froh, wenn ich euch nicht alle wegen Hochverrats aufs Rad flechten lasse.«
    Ulrich wurde ein Schwertknauf hart zwischen die Schulterblätter gestoßen, er stürzte zu Boden und wurde grob wieder hochgezerrt.
    Dann zog ihm sein Bewacher den Kopf nach hinten. »Du hältst jetzt dein Maul und siehst zu, wie deine Freunde diese Welt verlassen, Maltitz. Sonst gehst du noch vor ihnen!«
    »Nehmt
mein
Leben!«, rief Ulrich dem König zu, während er den Kopf zu drehen versuchte. »
Ich
hatte das Kommando über die Burg, diese Männer folgten
meinen
Befehlen! Also bestraft
mich
, nicht sie!«
    War es das, was der König hören wollte? Ulrich hoffte es.
    Hinter sich vernahm er Niklas’ rauhe Stimme.
    »Hoheit, erweist Euch als wahrer König und lasst die Geiseln frei. Wenn Ihr jemanden dafür bestrafen wollt, dass wir uns zuerst unserem Lehnsherrn Markgraf Friedrich verpflichtet fühlten, dann mich!«
    Ulrich hielt den Atem an. Er wollte nicht, dass Niklas starb. Aber wenn sie so das Leben der anderen retten konnten, dann würden sie beide bereitwillig aus dieser Welt gehen.
    Der Bewacher hielt ihn immer noch an der Kettenhaube gepackt, das Gesicht den gefangenen Verteidigern der Burg zugewandt.
    Wie würde Adolf entscheiden?
    Die Stimme des Königs klang kühl. »Nein, Haubitz, so leicht mache ich es Euch nicht. Für einen besiegten Feldherrn habe ich andere Verwendung.«
    Der König oder sein Marschall musste ein Zeichen gegeben haben, denn nun traten ein paar seiner Ritter zu den Gefangenen, unverkennbar in der Absicht, das Opfer für die erste Hinrichtung auszusuchen.
    »Nehmt zuerst die Jungen von Stand. So bestrafen wir ihre Väter
und
ihre Ritter dafür, dass sie ihnen keinen Gehorsam vor dem König beigebracht haben«, befahl Adolf von Nassau.
    »Nein!«, schrie Ulrich mit aller Kraft. Die nächsten Worte erstarben auf seinen Lippen, als ihm sein missgelaunter Bewacher den Kettenfäustling so heftig gegen die Schläfe hieb, dass er wankte und beinahe gestürzt wäre. Nur der harte Griff, mit dem er immer noch gehalten wurde, verhinderte, dass er zusammensackte.
    Als er wieder klar sehen konnte, war ihm zumute, als würde sein Blut in den Adern gefrieren.
    Der zweite Sohn des früheren Burgvogtes wurde in die Mitte des Marktplatzes geführt, der junge Gerald mit der zerschnittenen Wange. Jemand riss ihm die Kettenhaube herunter, man zwang ihn niederzuknien, dann trat ein hochgewachsener Mann hinter ihn und holte zum Schwerthieb aus.
    Ulrich sah, dass der junge Ritter den Blick auf das Kreuz der Petrikirche vor ihm richtete und flüsternd die Lippen bewegte.
    Verzweifelt wollte er sich hochstemmen, doch der Mann hinter ihm zerrte ihm den Kopf nur noch heftiger in den Nacken. »Sieh hin, Maltitz, sieh hin, wie sie für deinen Starrsinn büßen!«, raunte er gehässig.
    Die Menge schrie entsetzt auf, als das Schwert niederfuhr und der Schnee sich blutig färbte.
    Diesmal kam der lauteste Schrei mitten aus der Menge der Gefangenen. Hildegard, die Mutter, die an diesem Morgen beide Söhne verloren hatte, kämpfte sich vor bis an die Reihe der Bewacher.
    »Ich verfluche dich, Adolf von Nassau! Leid und Tod sollen über dich kommen, so wie du Leid und Tod über mich und meine Söhne gebracht hast! Die Krone soll dir entrissen werden, und eines gewaltsamen, blutigen Todes sollst du sterben!«
    Für einen Moment schienen die Männer wie gelähmt, die waffenstarrend um die Gruppe der Gefangenen standen. Dann zog einer von ihnen seinen Dolch und stieß ihn der Witwe in die Brust.
    Niemand wagte es, ihren Leichnam aufzufangen.
    »Los, worauf wartet ihr? Die Nächsten, nehmt die dort!«, brüllte der Marschall in das lähmende Schweigen hinein.
    Doch seine Stimme ließ erkennen, dass er um Fassung rang. Ein solcher Fluch konnte selbst dem hartgesottensten Mann einen Schauer über den Rücken jagen.
    Entsetzt sah Ulrich, dass die Bewaffneten nun genau jene zehn Burschen aus der Menge herausgriffen, die er erst vor wenigen Tagen in den Ritterstand befördert hatte. Sie standen nebeneinander schützend vor einer Gruppe Frauen und Kinder und hatten damit ihren Tod besiegelt.
    Sein Verstand begann sich zu weigern, das Unvorstellbare zu akzeptieren.
    Er suchte Rolands Blick und fand ihn. Sein einstiger Knappe, der Jüngste in der Gruppe, war als Letzter ausgewählt worden, um

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