Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
Kapitulation zu unseren Bedingungen an. Das Angebot gilt nur heute.«
    Der Marschall zögerte. Dann rief er: »Abgemacht! Ergebt euch, und euch ist freier Abzug zugesichert, in Waffen und mit all eurer Habe.«
    »Habe ich Euer Wort?«
    »Ihr habt es.«
    »Schwört es bei allem, was Euch heilig ist!«
    »Ich schwöre.«
    Ulrich von Maltitz und Niklas von Haubitz tauschten einen Blick. Sie würden beide lieber weiterkämpfen in der unsinnigen Hoffnung auf ein Wunder. Aber sie durften nicht auch noch all die Männer dem sicheren Tod ausliefern, die an ihrer Seite gefochten hatten, und schon gar nicht die Frauen und Kinder, die mit ihnen auf der Burg ausharrten.
    »Lasst uns Zeit für ein gemeinsames Gebet, dann öffnen wir das Tor zur Burg«, rief Ulrich hinunter.
    »Eure Hurerei und sonstigen Sünden könnt Ihr Euch später vergeben lassen, Maltitz«, rief der Marschall herauf. »Die Geduld des Königs ist erschöpft. Euer Angebot gilt nur heute, sagt Ihr. Mein Angebot gilt so lange, wie ich brauche, um bis sechzig zu zählen. Öffnet Ihr dann nicht das Tor, schlagen wir euch alle tot.«
    Verzweifelt sah Ulrich zum Kaplan hinüber. Pater Gregor verstand.
    »Kniet nieder!«, gebot der Kaplan, und die Männer, müde, erschöpft und hoffnungslos, gehorchten, ebenso Änne, Sibylla, Hildegard und die anderen Frauen.
    »Ich spreche euch frei von euren Sünden. Gott schütze euch!«, sagte der Kaplan und breitete segnend die Arme aus. Dann schlug er ein Kreuz, und die Menschen, die sich auf dem Burghof wieder erhoben, taten es ihm gleich. Ulrich, unendlich dankbar für die Großzügigkeit des Paters angesichts der Umstände, gab das Zeichen, das Tor zu öffnen.
    »Wir kommen heraus!«, rief er, nachdem der Marschall »Sechzig« gebrüllt hatte.
    Die Königlichen draußen stießen ein Triumphgeheul aus, das jäh verstummte; wahrscheinlich auf Befehl.
    Es schien ein halbes Leben lang zu dauern, bis das Fallgitter hochgezogen war, oder auch nur einen Augenblick.
    Noch einmal sah Ulrich auf seine Kampfgefährten. Würde der Marschall sein Wort halten? Oder sah er sie jetzt zum letzten Mal?
    Sein Blick suchte nach Sibylla und entdeckte sie neben Änne. Beide Frauen blickten starr geradeaus.
    Endlich verstummte das metallische Rasseln, mit dem das Gitter heraufgezogen wurde.
    Auf Ulrichs Zeichen hin gingen ein paar Männer daran, die Zugbrücke über den tiefen Burggraben herabzulassen; ohne sonderliche Eile, aber auch ohne zu zögern.
    Dann standen sie sich ohne Hindernis gegenüber: die Verteidiger der Burg und der Heerführer des Königs mit seinen Rittern und einer unübersehbaren Zahl an Söldnern.
    Die Burg stand offen.
    Freiheitsstein war gefallen.

Die sechzig
    K ommt raus!«, brüllte der Marschall.
    Ulrich sah noch einmal zu Niklas von Haubitz, dann ging er voran, sein Humpeln so gut wie möglich verbergend, direkt auf den Marschall zu, der auf einem Pferd von auffällig kräftiger Statur saß und zufrieden auf ihn herabblickte.
    »Der Siegelring und die Schlüssel zu Burg und Silberkammer.«
    Mehr sagte Ulrich nicht, sondern streckte dem Feisten den Ring mit den drei Türmen und das schwere Bund entgegen. Dann kniete er nieder und senkte den Kopf, wie es von ihm erwartet wurde. Das Klirren der Ringe seiner Kettenhaube war das einzige Geräusch in der Stille.
    Lange entgegnete der Marschall nichts. Ulrich fühlte seinen triumphierenden Blick auf sich ruhen.
    Schließlich befahl der Feiste: »Legt ihn in Ketten!«
    Ulrich war nicht überrascht. Da er sowieso mit seinem Leben abgeschlossen hatte, erschütterte es ihn auch nicht.
    Er wurde an den Armen hochgerissen, fühlte seine Wunde unter jähen Schmerzen aufbrechen, spürte, wie frisches Blut heraussickerte und Verband und Beinling durchtränkte.
    Dann wurden ihm die Hände zusammengebunden.
    »Nehmt ihnen die Waffen ab und fesselt sie!«, rief der Marschall den nächsten Befehl.
    Das erst riss Ulrich aus seiner Erstarrung. Wütend drehte er sich um, während ihn zwei Männer fortzerrten.
    »Ihr habt freien Abzug geschworen!«, schrie er den Marschall an. »Gott ist mein Zeuge: Ihr habt es geschworen! Wollt Ihr Euern Eid brechen, zur Schande für den gesamten Ritterstand?!«
    Der Marschall wendete sein Pferd ein Stück nach rechts, so dass er Ulrich direkt vor sich hatte. Dann hieb er ihm mit der Reitgerte quer übers Gesicht.
    »Schweigt, Maltitz! Eine Schande sind Verlierer. Und es gibt nichts, worauf sich ein Verlierer berufen kann.«
    Den brennenden Hieb schien

Weitere Kostenlose Bücher